Der Barzlin – neues Leben im Bruchwald

v.l.: Andro Linke, Heike Ziegenbalg (Commerzbank), Carla von Pappenheim, Joline Tschammer (Schülerpraktikantin), Michael Petschick (Biosphärenreservat),  Holger Bartsch (Bürgerstiftung Spreewald)

„Wie das hier aussieht!“ So manch Besucher dieser abgeschiedenen Gegend nördlich von Lübbenau mag wohl diesen Gedanken angesichts des niedergehenden Fichtenwaldes haben. Die eiszeitliche Talsanderhöhung Barzlin war noch bis zum 19. Jahrhundert bewohnt, sie lag etwa einen Meter über dem Wasserspiegel und bot einigermaßen Schutz vor Hochwasser. Am Rande wurde vor vielen Jahrzehnten auf einem knappen Hektar ein, für den Spreewald eigentlich untypischer, Fichtenwald angelegt, vermutlich als Holzquelle für die damaligen Bewohner.  Bis vor wenigen Jahren war der Wald noch einigermaßen intakt, aber Dürre und Borkenkäfer ließen ihn in kurzer Zeit absterben. Baum- und Strauchwerk liegen nun übereinander, es sieht dort „nicht schön“ aus.

Umweltpraktikantin Carla von Pappenheim erklärt vor Ort vor Vertretern der Biosphäre, der Bürgerstiftung Spreewald und ihren Unterstützern von der Commerzbank ihre Sicht von „schön und „gut“. In ihrer Praktikumszeit hat sie eine Anschauungstafel erstellt, die vor Ort, am Barzlin, erklärt, warum der Wald so aussieht – und so aussehen muss. Carla von Pappenheim: „Das Bruchholz schützt die aufgehenden Keimlinge der hier natürlich vorkommenden Laubholzarten vor Verbiss durch Rehwild. Wildschweine finden hier Nahrung und graben auf der Suche danach den Boden um und fördern dadurch Durchlüftung und Wachstum. Aus dem einst dunklen Fichtenwald wird ein lichter Laubwald werden, der vielen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum bieten wird!“ Holger Bartsch von der Bürgerstiftung und Michael Petschick sind des Lobes voll. „Die Praktikantin hat ihre Zeit genutzt und ihr Wissen und vor allen Dingen ihr Engagement eingebracht; sie hat uns allen etwas hinterlassen“, schätzt Michael Petschick ein. Ihre finanziell unterstützende Bank, die Commerzbank, bedankte sich ebenfalls bei ihr mit einem „Überlebensrucksack mit allerlei nützlichen Sachen für die Arbeit in der Wildnis“, wie Andro Linke, Abteilungsdirektor der Bank, ihr bei der Übergabe sagte. Seit 10 Jahren begleitet die Bank die Umweltpraktikanten und -praktikantinnen und wird es auch weiterhin tun.

Diese Tafel erklärt den Besuchern die Entwicklung des Fichtenwaldes in seinen Zusammenhängen (Bürgerstiftung Spreewald/C. v. Pappenheim)

Carla von Pappenheim wird noch vor Weihnachten ihren Praktikumsort verlassen und zum Masterstudium zurück nach Dresden gehen. Die aus dem Hannoverschen Raum kommende junge Frau war noch nie zuvor im Spreewald und hat diesen Ort in kurzer Zeit lieben gelernt. „Meine Praktikumszeit im Biosphärenreservat Spreewald war so abwechslungs- und lehrreich, wie ich es mir nur hätte wünschen können und hat meine Erwartungen voll erfüllt. Von Hirschsichtungen, Paddel- und Kahnfahrten bis hin zu schneebedeckten Wiesen – in drei Monaten habe ich fast drei Jahreszeiten erlebt. Besonders war, dass ich nicht nur Einblicke in die alltäglichen Verwaltungsaufgaben erhalten habe, sondern auch die Ranger der Naturwacht begleiten und bei Monitoring und Gebietskontrollen dabei sein konnte“, schätzt sie rückblickend ein.

Dass Carla von Pappenheim in einigen Jahren, vielleicht Jahrzehnten, den Barzlin wieder aufsuchen wird, steht für sie außer Frage. Dann wird alles, so hofft sie, „gut“ und auch „schön“ sein!

Peter Becker, 13.12.22

Über Peter Becker 359 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

1 Kommentar

  1. Der Barzlin ist ein slavischer Rundwall Teile wurden per Kahn zum Bau des LübbenauerSchlosses abtransportiert.Die Fichten Pflanzung erfolgte durch den DDR StfB um 1970. Die Bewohner gaben die Hofstelle gegen 1900 auf.Reste sind noch erkennbar…

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