Mit Volldampf zum Weihnachtsmarkt

Der Lausitzer Dampflok Club e. V. (LDC) organisierte für den 16.12.2023 einen „Adventsexpress“ zum Schlesischen Christkindelmarkt nach Görlitz. Der Zug startete in Baruth mit einer historischen E-Lok (243 005, Bw Halle). In Cottbus kam dann die langersehnte Schnellzugdampflok 01 509 der Pressnitztalbahn vor den Zug.

Weitere Fotos im Album unter spreewald-foto.de

Der sehr lange Zug passte in Cottbus gerade so zur Bahnsteiglänge, die sehens- und bestaunenswerte Dampflok stand sehr zum Leidwesen der Eisenbahnfans außerhalb des Bahnsteigs. Erst in Görlitz bekamen sie die Lok mal kurz zu Gesicht, bevor sie abgekoppelt wurde. Die Fahrt verlief fast fahrplangerecht – die Mitreisenden wussten, dass der Regelverkehr nun mal Vorrang hat und gewisse Wartezeiten auf einer eingleisigen Strecke unausweichlich sind.

In Görlitz angekommen, begaben sich viele Reisende zu den Bussen für eine Stadtrundfahrt mit Ziel Landskronbrauerei und Zgorzelec, der polnischen Nachbarstadt, die bis 1945 zum Stadtgebiet von Görlitz gehörte.

Die Spreewälder Ausflugsgruppe wurde von Peter Wallstein zu einem Spaziergang durch die Stadt eingeladen. Es ging zum Aussichtspunkt Neißeviadukt mit Blick bis ins Riesengebierge und anschließend vorbei am Denkmal des einst in Görlitz lebenden Philosophen Jacob Böhme. Nach Überquerung der Grenze zu Polen ging es am rechtsseitigen Neißeufer bis zur Altstadtbrücke. Am 15. Meridian war Zeit für eine Fotopause, um dann wieder auf der deutschen Seite nun endlich in den Weihnachtsmarkt einzutauchen. Inzwischen hatten sich nach der zweistündigen Wanderung Hunger und Durst bei so manchem eingestellt … der Weihnachtsmarkt bot da eine ideale Versorgungsmöglichkeit!

Die Fahrt bekam noch einen besonderen beachtenswerten Aspekt:

Die Fleißdorfer Familie Radehose hatte einen Waggon im Sonderzug reservieren lassen um Freunden und Bekannten der Familie diese Fahrt nach Görlitz ebenfalls zu ermöglichen. Auch ihrem schwerkranken Sohn Lino sollte ein Weihnachtswunsch erfüllt werden: Der Neunjährige ist Eisenbahnfan und freute sich – leider an seinen Rollstuhl gefesselt- riesig über die schnaufende Lok vor dem Zug, vor der er auch noch in Görlitz posen durfte. Lino leidet unter Muskelschwund, einer Erkrankung mit geringer Lebenserwartung. Steffen und Susann Radehose müssen für ihn nun das Haus behindertengerecht umbauen lassen, denn inzwischen können sie Lino kaum noch aus dem oder ins Haus tragen, da er inzwischen an Größe und Gewicht zugewonnen hat. Vater Steffen musste sich kürzlich einer Hüft- und Knieoperation unterziehen und fällt somit noch längere Zeit als Helfer für Frau und Sohn aus, er konnte deshalb auch nicht an der Zugfahrt teilnehmen. Der Vorstand des LDC e.V. erfuhr von den enormen Problemen, vor denen ihr sehr aktiver Vereinsunterstützer Steffen Radehose steht und beschloss der Familie zu helfen. Neben der ohnehin obligatorischen Spende für den Verein, die zum Ende jeder Fahrt eingesammelt wird, ging auch noch eine 2. Spendenbüchse durch den Zug. Kurz vor dem Ziel in Cottbus übergab LDC-Reiseleiterin Stefanie Hellwig eine Summe in Höhe von 1279,41 EUR an eine sichtlich gerührte Susann Radehose.  Die Spendengelder sollen in die Umbaukosten und in ein neues Fahrzeug einfließen, denn der Zuschuss der Krankenkasse deckt nur einen sehr geringen Teil der anfallenden Kosten ab.

Wer ebenfalls Linos Eltern unterstützen möchte, kann dies gern tun unter gofoundme oder per Banküberweisung an Sparkasse Niederlausitz, Lino Radehose: DE 10 1805 5000 1380 2832 10

Wissenwertes rund um die Fahrt

Der Bahnhof Görlitz ist der zentrale Personenbahnhof der Stadt Görlitz in Sachsen. Er verknüpft im Eisenbahnknoten Görlitz die Strecken in Richtung Berlin, Dresden, Breslau und Zittau miteinander. Bis zum Zweiten Weltkrieg war der am 1.  September 1847 eröffnete Bahnhof Görlitz ein bedeutender Knotenpunkt im deutschen Fernverkehr. Das steigende Verkehrsaufkommen erforderte in den 1860er Jahren sowie Anfang des 20. Jahrhunderts eine Erweiterung seiner Anlagen. Nach der Verschiebung der deutschen Ostgrenze an Oder und Neiße kam es zu einem enormen Bedeutungsverlust. Heute ist er nur noch ein Regionalknoten im Schienenpersonennahverkehr. Fernverkehr in der einst bedeutsamen Relation (Paris –) Dresden – Breslau (– Warschau) gibt es seit 2004 nicht mehr. Hier werden täglich 120 Züge sowie 3600 Reisende und Besucher gezählt. Er ist Deutschlands östlichster Bahnhof. Görlitz ist Grenzbahnhof zwischen Deutschland und Polen. Bis zum EU-Beitritt Polens bzw. dem Beitritt zum Schengen-Raum erfolgte dort in allen internationalen Zügen die Zoll- und Passkontrolle. (Wikipedia)

Die Empfangshalle strahlt noch immer den Charme der Gründerzeit aus – wie auch die Stadt selbst, die im Krieg nicht zerstört wurde.
Der Vorsitzende des LDC Werner Donath bei einer Zugdurchsage

Die Dampflok 01

Für Technikfans gibt es hier eine detaillierte Aufstellung der Lokomotivgeschichte.

Alle Fotos im Album unter spreewald-foto.de

Weitere Sonderzugfahrten:

Peter Becker, 18.12.23

Über Peter Becker 368 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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