Ein Eisenbahnnachmittag in der Michelberger Farm Naundorf

Nadine und Tom Michelberger, Hoteliers aus Berlin, haben sich im Vetschauer Ortsteil Naundorf ein weiteres Standbein geschaffen: eine Farm mit angrenzendem Nahrungswald. Die Dörfler haben die „Neuen“ nach anfänglicher, den Spreewäldern wohl innewohnenden Vorsicht, nun mit  Anerkennung aufgenommen. Die Hotelbetreiber ihrerseits möchten sich ins Dorfleben einbringen und fürs Dorf da sein.

Der Naundorfer Fastnachtszug nutzte am 10.02.24 die Einladung der Michelberger.farm (offizielle Schreibweise) für eine Stärkung mit Tanzeinlage.

Das Naundorf-/Fleißdorfer Organisationstalent Steffen Radehose griff das große Interesse der Dorfbewohner an Objekt und Projekt der Farm auf und nutzte das signalisierte Entgegenkommen der Familie Michelberger für eine thematische Nachmittagsgestaltung. Radehose ist Eisenbahnfan und als solcher mit dem Lausitzer Dampflokclub eng verbunden. „Dann machen wir doch mal einen Eisenbahnnachmittag und bringen alle zusammen, zumal auch mal in Naundorf vor 100 Jahren eine Dampfeisenbahn unterwegs war – wenn auch nur im Straßenbau zwischen Naundorf und Burg. Aber im nahen Burg fuhr über 70 Jahre die Spreewaldbahn, deren Geschichte nicht in Vergessenheit geraten sollte“, stellte Steffen Radehose seine Überlegungen an den Anfang des Nachmittags.

Naundorfer Straßenbau 1929

Etwa 100 Zuhörerinnen und Zuhörer hatten sich in der Farm eingefunden, um den Ausführungen der eingeladenen Referenten zu lauschen. Zuhörer Michael Brehme hatte dazu aus seinem Fundus Signaltechnik mitgebracht und sich eine Vorkriegseisenbahneruniform angezogen – ganz so, wie sie einst die früheren Spreewaldeisenbahner trugen; Reichsbahnflair füllte den Raum. Der mit einer Eisenbahnermütze im Rollstuhl sitzende Lino Radehose pfiff die Veranstaltung an.

Für den geschichtlichen Teil der Entwicklung der Spreewaldbahn hatte Steffen Radehose den Buchautor und Fotografen Peter Becker aus Raddusch eingeladen, der über die Spreewaldbahnen recherchierte und ein Buch darüber verfasste. Peter Becker kam mit Eisenbahnermütze und führte die Gäste, mit recherchierten Bildern von der Bahn und den Bahnhöfen, durch die Veranstaltung.
Marlene Jedro aus Leipe kam als Überraschungsgast mit Kiepe und Arbeitstracht und führte anschaulich-unterhaltsam vor, wie die Spreewälder einst die Bahn nutzten.

Philipp Seemann von der Straupitzer Interessengemeinschaft Spreewaldbahn e.V. stellte die Arbeit des Vereins vor. Dieser hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viel an Eisenbahntechnik zu konservieren, um das Spreewaldbahnmuseum im alten Bahnhofsgebäude damit bereichern zu können. Besonders gut kam an, dass sich im Verein junge und jüngere Eisenbahnenthusiasten betätigen, die die Spreewaldbahn gar nicht persönlich erlebt haben. Es gelang dem Verein inzwischen, an jedem ehemaligen Halt Informationstafeln aufzustellen und die Bahnhofsbeschilderung originalgetreu wiederherzustellen.

Der Lausitzer Dampflokclub spricht alle Eisenbahnfreunde an, die gern im Traditionszug unterwegs sind und sich im alten Reichsbahn-Ambiente wohlfühlen. Roland Kwasniok stellte die nächsten Fahrten vor und warb ebenfalls um Unterstützung, denn nur ein gut besetzter Zug sichert auch die Finanzierung zahlreicher Projekte, wie die Restauration einer Schnellzuglok, der legendären „03“. Roland Kwasniok: „Es muss solche Verrückten wie Steffen Radehose und uns geben, die etwas bewegen und scheinbar Unmögliches auf den Weg bringen!“ Der so Angesprochene war es nämlich, der vor Monaten einen Waggon reservieren ließ und mit Freunden und Bekannten „füllte“, um nach Görlitz zum Weihnachtsmarkt zu fahren.

Die Naundorf/Fleißdorfer Reisenden auf dem Bahnhof Görlitz

Monika Baase, Naundorf/Fleißdorf, 28.02.24

Über Peter Becker 368 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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