Bei der Burger Jugendfastnacht überstrahlte eine blaue Haube (lapa) das dominierende Weiß der meisten anderen Hauben, auch Kopftücher genannt.
Damit muss es doch etwas auf sich haben, vermutete so mancher Besucher – und das zu Recht. Ihre Trägerin, Saskia Worreschk, konnte aufklären: „Ich war öfter Komparsin bei den ZDF-Spreewaldkrimis und kam dort auch mit den Requisiteuren in Kontakt. Die wandten sich bei einem Dreh einmal an mich mit der Bitte, bei der Beschaffung einer sorbischen Haube behilflich zu sein. Eine, die anders aussah als die Leiper Haube, eine die farblich auffiel, möglichst wenig kosten sollte – und die auch noch in drei gleichen Ausführungen, möglichst in einer Woche, vorliegen sollte.“ Dies war auch der Burgerin Saskia Worreschk ein wenig zu viel an Machbaren, obwohl sie in der Trachtenwelt zuhause ist und ihr Vater Jens Worreschk sie berät und unterstützt. Aber andererseits war dies auch eine Herausforderung, der sie sich stellen wollte. Sie vermittelte den Kontakt zur Burger Trachtenstickerei Dziumbla und beriet die Filmleute zu den Trachtendetails.
Mit einer Woche Fertigungszeit war es dann doch nicht getan und mit der Exaktheit der Ausführung eher wohl auch nicht. Dies war aber nicht weiter schlimm, denn die Haube sollte während des Drehs ohnehin im Leiper Straßenstaub landen, wie die Filmleute augenzwinkernd durchblicken ließen. Drei Hauben sollten es dennoch sein – für eventuelle Drehwiederholungen.
Christa Dziumbla: „Ich habe mich bemüht und alle Register gezogen, doch drei Hauben waren in der Kürze der Zeit nicht zu schaffen. Entgegen meiner Grundüberzeugung, dass an der Haube nur alles Handarbeit zu sein hat, habe ich mich aus Zeitgründen doch auf die Maschinenstickerei einlassen müssen.“ Die Requisiteure mussten nun mit einer Haube auskommen, die im Film dann auch die meiste Zeit in einer Folie verpackt blieb, angeblich aus Gründen der Spurensicherung. Andererseits verfügten sie über einen gewissen Trachten- und Haubenfundus aus vorangegangenen Krimis, denn Christa Dziumbla hatte schon bei früheren Drehs für die Ausstattung sorgen müssen.
Im ZDF-Film „Totentanz“ von Kai Wessel (2021) war die Haube dann ein wichtiges Indiz: In Form und Farbe stach sie mit ihrer Trägerin „Vicki“ (Luzia Oppermann) deutlich aus dem Leiper Fastnachtszug hervor. Am nächsten Morgen lag die Haube im Straßenstaub neben der unbekleideten Leiche eines jungen Mannes – der Spreewaldkrimi nahm seinen Lauf: Die Kommissare ermittelten und stellten fest, dass sie nur zu einer Trägerin gehören konnte, die aus Burg kam (Bei den einheimischen Zuschauern wird dieser „Ermittlungserfolg“ wohl eher wenig Eindruck hinterlassen haben …)
Für die die Filmcrew unterstützende Saskia Worreschk war es ein Glücksfall, dass die Szene schnell im Kasten war und die eine eingesetzte Haube unversehrt blieb. Auf ihre Nachfrage hin überließen die Requisiteure nach Abschluss der Dreharbeiten die Haube an ihre Unterstützerin – natürlich gegen Kostenerstattung.
Saskia trägt die Haube nun bei allen Traditionsveranstaltungen, wohl wissend, welche Geschichte sich damit verbindet – sie hat dann viel zu erzählen!
Peter Becker, 30.01.24
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