Die Alt Zaucherin Klara Puschisch (Jg. 1927): „Solange ich klein war, musst ich nach dem Backen in den noch ziemlich warmen Ofen kriechen. Mutter reichte mir die Flachsgarben zu, die ich zum weiteren Trocknen auf der Backfläche aufschichten musste. Je nach Bedarf und Trocknungszustand wurden sie Tage später wieder entnommen, spätestens vor dem nächsten Backen. Diese Termine teilten wir uns mit der Nachbarschaft, so brauchte immer nur ein Ofen geheizt werden, der Flachs konnte länger trocknen – und jeder kam mal dran, reihum.“ Trotzdem war sie froh, als sie später den Ofenmaßen entwachsen war, aber die Eltern hatten ja noch kleinere Geschwister …
Wie früher auf dem Land noch lange üblich, besaß fast jede Familie ein kleines Backhäuschen. Hier wurde Brot gebacken, vor Festtagen auch der Kuchen und im Herbst diente er zum Dörren von Obst. Auch der Lehder Paul Piesker (Jg. 1922) kann sich gut daran erinnern: „Eigentlich das ganze Jahr über wurde Reisig gesammelt, mit Weidengerten zusammengeschnürt und am Haus trocken gelagert. Stand der Backtag an, wurde einige Bündel im Ofen verbrannt – bis die Innenwand weißlich schimmerte. Dann wurde mit der Krücke (eine Stange mit Querbrett) die Asche herausgezogen und anschließend mit dem Wisch, es war ein um eine Stange gewickelter alter nasser Sack, peinlich genau gesäubert. Niemand wollte Aschenreste am Brot oder gar Kuchen!“ Das Brot war ein Sauerteigbrot, Reste vom Teig (der Sauer) wurden für den nächsten Backtag aufgehoben. Restlicher Teig wurde oft in Schmalz in einem Tiegel zu einem Plins gebacken – ein Abendbrot, mit viel Sahne und Zucker drauf! Für die Kinder eine willkommene und leckere Alternative zur üblichen Mehlsuppe, da die Brote erst auskühlen mussten.
Obst, meist Pflaumen, Äpfel und Birnen, kamen fein säuberlich zerteilt auf ein Weidenrostgeflecht in den noch warmen Ofen. Nach vollständiger Trocknung wurde es in Leinen gewickelt und im Haus, meist der Küche, aufbewahrt. Paul Piesker erinnert sich gern an sein herbst-/winterliches Lieblingsgericht, den süß-saureren Eintopf. „Dazu wird Backobst in einer kräftigen Fleischbrühe gekocht, mit Mehl etwas angedickt und mit Zucker und Essig abgeschmeckt.“
Der Backofen war also beileibe kein Objekt, welches nur gelegentlich von Bedeutung war. Oft versammelt sich die Familie, die eigene wie die der Nachbarn, am Backofen. Hier wurden bei Neuigkeiten ausgetauscht, Handarbeiten verrichtet und auch mal ein Gläschen auf gutes Gelingen geleert.
Peter Becker, Jan. 2018; nach Erzählungen und Aufzeichnung von Klara Puschisch und Paul Piesker
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