Gemischter Chor „Melodia“ Vetschau sieht sich im 40. Jubiläumsjahr

Jubiläumskonzert: 21. Mai 2023 um 15 Uhr in der Wendischen Kirche Vetschau, mit Kuchenbuffet!

So richtig sicher ist sich der Vorstand hinsichtlich des Jubiläums nicht, denn in den Chroniken gibt es immer mal Hinweise auf Chorgründungen in Vetschau, der früheste geht auf das Jahr 1852 zurück, wie Chorchronist Walter Gellinger ermitteln konnte. Sicher ist die Ausgründung eines Männergesangsvereins aus dem Turnverein 1882. Damals bildete sich der Chor „Arion“, der sehr erfolgreich bei Sängerfesten im nahen und weiteren Umland teilnahm. 1896 bildete sich ein weiterer Chor in Vetschau. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Vereinsarbeit praktisch zum Erliegen, zehn Sänger mussten ihr Leben für den Krieg hingeben. Doch bald fanden sich wieder Sangesfreudige und bildeten 1919 einen Gesangsverein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wiederholte sich die Tragödie von einst, wieder waren Opfer zu beklagen, aber es machte sich neuer Mut und neuer Lebenswille breit: Nie wieder Krieg – Aufbau eines neuen demokratischen Deutschlands mit neuem Liedgut war das Ziel des im Sommer 1946 gegründeten „Volkschores Vetschau“, dessen Vorsitzender Otto Kroll wurde. Für einen Beitrag von 50 Pfennig konnte jeder Mitglied werden. Nach erfolgreichen Jahren kam die Chorarbeit durch Mitgliederabgänge, fehlenden Leitungen und anderen Dingen 1976 praktisch zum Erliegen. Unter der Leitung von Knut Petrick startete das Vetschauer Chorleben 1983 neu – dieses Gründungsjahr dient nun als Basis für das 40-jährige Jubiläum. Knut Petrick folgten Karl Ullmann und Klaus Schröder, der von 2001 bis 2017 den Chor leitete.

Probe im Bürgerhaus Vetschau (12.04.83):

Abgesehen von der Coronapause, ist der „Gemischte Chor Melodia Vetschau e. V.“, wie er inzwischen heißt, regelmäßig bei Jubiläen und Volksfesten, bei Frühlings- und Adventskonzerten in der Wendischen Kirche, aber auch zu Ehrentagen sowie in Altersheimen und Pflegeeinrichtungen, aktiv. Brigitte Harting ist seit 2008 Vereinsvorsitzende, ihre Stellvertreterin ist Erika Netzeband. Seit 2017 leitet die kirgisischstämmige und musikalisch hochqualifizierte Viktoria Hauser sehr erfolgreich den Chor. Solosängerin Christiane Scholze ist eine musikalische Bereicherung bei jedem Auftritt.

Im Chor gibt es noch drei Gründungsmitglieder von 1983. Armin-Peter Schumann kam 1962 aus der Oberlausitz nach Vetschau und arbeitet unter anderem in der Broilermast. Ein Wechsel auf einen besser bezahlten Arbeitsplatz machten die Funktionäre davon abhängig, dass er dann auch in den dortigen Chor eintreten müsse. „Mir konnte nichts Besseres passieren, denn ich war schon immer dem Gesang zugetan. Meinen ersten Erfolg hatte ich schon ganz früh im Nieskyer Betriebsfunk, wo ich ein russisches Volkslied singen durfte“, erinnerte sich der heute 81-Jährige, leicht schmunzelnd auf seine musikalischen Anfänge zurückblickend. Er ist von Anfang an eine „sehr verlässliche Seele“, sagt Brigitte Harting. Als Notenwart und Mann für alle Fälle ist er stets für den Chor da, der ist seit 40 Jahren eine zweite Familie für ihn.

Christa Paulsen ist Jahrgang 1941 und ebenfalls seit der Neugründung dabei. Die ehemalige Radduscherin war im dortigen Schulchor und im späteren Volkschor aktiv – wie fast alle Familienmitglieder. „Es lag wohl in der Familie, Musikalität war und ist unser Leben“, erklärt sie ihre Jahrzehnte andauernde Mitwirkung in den verschiedenen Klangkörpern.

Ein weiteres Urgestein ist Dietrich Berghof, Jahrgang 1939. Der Thüringer kam 1963 in den Spreewald, nach Naundorf. Als Basssänger bereicherte er zunächst den Naundorfer Männerchor, bevor 1983 in den wiedergegründeten Vetschauer Chor eintrat, den er sogar eine Zeit lang als stellvertretender Vorsitzender mit führte.

Christiane Scholze ist die jüngste im Chor. Sie hat Vetschauer Wurzeln, wohnt aber inzwischen in Grünewald. Sie wurde schon als kleines Mädchen von ihrer Mutter zum Chor „mitgeschleppt“. Sie fand aber bald Gefallen am Gesang und trat als 16-Jährige erstmals im Chor auf. Dem vorausgegangen, war ihr Besuch des Cottbuser Konservatoriums. Während des Lehrerstudiums in Halle wirkte Christiane Scholze nebenbei im dortigen Opernchor mit, mit dem Ergebnis, dass ihre Stimme immer kräftiger wurde und bald aus dem Chor „herausragte“. Der Vetschauer Chor tat nun das einzig Richtige: Sie wurde zur Solosängerin auserkoren!

Wenn auch mit Viktoria Hauser und Christiane Scholze eine gewisse Verjüngung eingetreten ist, ist dennoch nicht zu übersehen, dass fast alle anderen im jüngeren oder schon älterem Rentenalter sind. Brigitte Harting: „Wenn wir unser anerkannt hohes Niveau halten wollen, brauchen wir Chorsänger und -sängerinnen dringend Nachwuchs. Jeder einzelne von uns freut sich über eine Stärkung unseres Vereinslebens!“ Sie bittet eindringlich um Anmeldungen, egal welches Alters, welcher Nation, Orientierung, Geschlecht und was sonst die Menschen unterscheiden mag. „Hauptsache sie wollen singen, sich in die Gemeinschaft einbringen und sie bereichern – die Qualität kommt mit jedem Auftritt und wird immer besser werden, und es bringt Freude in die Herzen“, ist sich die Vorsitzende sicher.

Blick ins Chor-Archiv, geführt von Walter Gellinger:

Choranmeldungen: Telefonisch bei Brigitte Harting unter (035433-809819) oder per Mail an brigitteharting@vodafonde.de, Proben sind mittwochs 19 Uhr im Vetschauer Bürgerhaus

Terminhinweis:

Jubiläumskonzert: 21. Mai 2023 um 15 Uhr in der Wendischen Kirche Vetschau, mit Kuchenbuffet!

Peter Becker, 13.04.23

Über Peter Becker 404 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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