Herr Rabe und Frau Elster haben geheiratet – Vogelhochzeit in der Kita „Marjana Domaškojc“ Raddusch

Leo Exner und Emily Hoffmann sind das Radduscher Vogelhochzeitspaar 2023. Sie verkörpern in dem alten Brauch der Vogelhochzeit Rabe (wend.: wron) und Elster (wend.: sroka).

Die Vogelhochzeit ist in der Lausitz fest verwurzelt. Die Vögel, die die schwere Zeit dank menschlicher Hilfe hinter sich gebracht haben, bedanken sich bei ihnen für die Futtergaben in der Winterzeit. Jährlich, am Morgen des 25. Januar, finden die Kinder die süßen Dankeschön-Gaben der Vögel auf dem am Vorabend herausgestellten Teller. Darunter sind die Srokis, genannt nach der Elster (wend.: sroka).

Die Radduscher Kita hat stilecht und traditionsgetreu die Vogelhochzeit in der Sport- und Kulturscheune gefeiert, die bis auf den letzten Platz gefüllt war. Leiterin Michaela Murrer: „Wir freuen uns, dass alle 24 Darsteller und Darstellerinnen vollständig und gesund sind, etwas, was eine Zeit lang gar nicht so war!“ Viele Eltern und Großeltern haben sich Zeit genommen, um den Kindern zuzusehen und vor allen Dingen zuzuhören. So manch Erwachsener wird stolz und staunend zugleich wahrgenommen haben, dass die Kinder eine Sprache sprechen, die sie selbst kaum oder nicht verstehen, denn Teile des Programms waren in niederwendischer Sprache. Mit der Kinder eigenen Selbstverständlichkeit sangen sie wendische Lieder so, als würden sie das jeden Tag tun – was auch tatsächlich im Rahmen des WITAJ-Projektes der Fall ist: Die Erzieherinnen arbeiten mit den Kindern zweisprachig, allen voran Erzieherin Ute Körner.

Mit großem Ernst und Eifer in der Sache, zelebrierten die Kinder die Vogelhochzeit, tanzten um das Brautpaar und überreichten ihnen Geschenke. Eingeleitet wurde die Zeremonie mit den überlieferten Sprüchen. Rabe: „Ach liebe Elster, du schaust so nett, so freundlich, höflich und adrett. Ich glaube, ja, ich liebe dich. Ach, liebe Elster, willst du mich?“ Elster: „Ach Rabe, du gefällst mir sehr. Komm schnell ganz dicht hier zu mir her! Sag, wollen wir Hochzeit halten, du und ich? Wir lieben uns doch inniglich!“  Hochzeitsbitter: „Der Póbratš bin ich, auch Hochzeitsbitter genannt und ziehe um im Spreewaldland. Hat sich ein Paar ganz frisch verliebt, dann sorge ich dafür, dass es eine fröhliche Hochzeit gibt!“

Die große Hochzeitsgesellschaft, die nahen Verwandten, zollten reichlich Applaus für die sich zum Schluss artig verneigenden Kindern. Die anschließend von ihnen umhergereichten Srokis wurden gern genommen. Umgekehrt floss eine kleine Spende in die Sammelbüchse – quasi zur Hochzeitsrefinanzierung.

Peter Becker, 27.01.2023

Sroki-Rezept der Radduscher Kita:

250 g Quark, 10 EL Milch, 12 EL Öl, 2 P. Vanillezucker, 1 Pr. Salz, 600 g Mehl, 150 g Zucker und 2 P. Backpulver werden zu einem Teig vermengt und ausgerollt. Die ausgestochenen Figuren werden mit Kondensmilch bestrichen und abgebacken. Alternativ: Teiglinge „verknoten“ und Elsterfiguren formen, die Augen mit Rosinen darstellen (s. Foto)

Über Peter Becker 368 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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