Osterfischerei

Osterfischerei

Abfischen zu Ostern mag für manche neu sein. Fast jeder kennt die Weihnachts- und Silvesterkarpfen, was letztlich auch das Jahreshauptgeschäft des Fischers ist – doch Ostern …? Der Stradower Fischer Karl Winkelgrund klärt auf: „Es sind eigentlich ganz normale Betriebsabläufe, die allerdings nicht so eine große Beachtung wie das herbstliche Abfischen finden. Der Herbst hat allerdings auch für mich eine besondere Komponente, schließlich kann ich so am besten einschätzen, wie die ‚Jahresernte‘ ausfällt.“ 

Nach dem Winter, in der Zeit vor Ostern, kommen die Fische aus dem Überwinterungsteich zur Verteilung in die anderen Teiche und natürlich auch in den Verkauf. „Die Zeit vor dem Osterfest ist auch eine wichtige Verkaufszeit. Besonders bei gläubigen Christen kommt zum Abschluss der Fastenzeit, die in diesem Jahr am 4. April endet, noch einmal Fisch auf den Tisch“, klärt Winkelgrund auf.

Das vorösterliche Abfischen ist eine Gelegenheit für den Fischer zu sehen, welche Auswirkungen der mehr oder wenige strenge Winter hatte – und leider nicht nur der. Zahlreiche Überwinterungsgäste halten sich schadlos: Die stark vertretenen Kormorane und die Silberreiher setzen den Fischen (und letztlich dem Fischer) arg zu. „Ich bin als Biologe natürlich an der Artenvielfalt interessiert, besonders am biologischen Gleichgewicht, schließlich ‚funktioniert‘ Natur nun mal so. Doch von Gleichgewicht kann seit Längerem keine Rede mehr ein“, bringt Winkelgrund seinen Unmut zum Ausdruck. Jährlich erleidet er große Verluste an Fischen oder zumindest sind Fische nicht verkäuflich. Karl Winkelgrund: „Wer kauft schon Fische für den Festtagstisch, die zahlreiche Narben von Schnabelhieben haben?“ Er weiß, dass eine Freiluftproduktion wie es eine Teichwirtschaft nun mal ist, auch immer bedeutet, andere Tierarten mit seinen Fischen „durchzufüttern“. „Ich rechne ohnehin mit jährlich einem Drittel Verlust, denn das ist hier im Biosphärenreservat normal. Fisch- und Seeadler, Grau- und Silberreiher, Fischotter und Mink und wer sich sonst noch meiner Fische bedient, schlagen kräftig zu – während ich tatenlos und manchmal sogar fasziniert zusehen muss. Leben in und mit der Natur ist nun mal ein Geben und Nehmen“, schätzt er sein Verhältnis zur Umwelt ein. Am liebsten ist ihm ein langer strenger Winter mit Eis. „Da haben meine Fische ihre Ruhe, die Beutegreifer wandern dann ab.“

Beim diesjährigen Abfischen des Geißler-Teiches, des Überwinterungsteiches, gab es keine größeren Überraschungen. Die Fische machten einen gesunden Eindruck, möglicherweise lag das auch am durchwachsenen Winter mit ein paar Eistagen. Die einzige Überraschung gab es im Helferteam: Eine junge Frau, Tamara Gönner, griff beherzt nach den Fischen, stemmte schwere Karpfen und große Welse. Das Gesicht über und über mit Schlamm bespritzt, doch weder Kälte noch Schmutz hielten sie von ihrer Arbeit ab. 

Karl Winkelgrund bietet seinen fangfrischen Fisch auf seinem Stradower Teichgut zum Verkauf an, traditionell zwischen den „O‘s“ wie er sagt, also jährlich zwischen Oktober bis Ostern (Donnerstag, Freitag von 10 Uhr bis 12 Uhr und 14 Uhr bis 17 Uhr sowie am Samstag 9 Uhr bis 12 Uhr) – natürlich unter Wahrung und Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregelungen. Eventuelle Wartezeiten können problemlos eingehalten werden, etwas bei einem Spaziergang um den benachbarten Angelteich – bei viel frischer und auf Fisch Appetit machender Luft!

Seit 2009 hat der studierte Diplombiologe die Stradower Anlage von der Peitzer Edelfisch GmbH in Pacht genommen. Gerade das Diplom in der Hand, erfuhr er damals von einer Ausschreibung: Für die Teiche in Stradow wird ein neuer Pächter gesucht. Für ihn gab es da nicht viel zu überlegen, genau so etwas hatte er schon immer gesucht und es sofort als Lebensziel angenommen. „Hier gehe ich nicht mehr weg, das ist mein Leben. Ein Leben, das ich schon immer so gewollt hatte: mit den Fischen und für die Fische!“  

Des Fischers Lieblingsgericht: Gebackener Karpfen (Foto: Karl Winkelgrund)

Winkelgrunds Fischrezept für Fisch in Folie (für 4 Pers.):
Das Gericht ist besonders dann geeignet, wenn der Gastgeber nicht den ganzen Abend in der Küche stehen möchte. Es lässt sich einen Tag vorher vorbereiten und beinhaltet bereits alle Beilagen:

4 Fische a ca. 500 g oder 4 Filets a 300 gsäubern, mit
Salzeinreiben und leicht mit 
Pfefferwürzen.
1 Bund Suppengrünklein würfeln, mit Salz und Pfeffer würzen und durchmischen.
1 Bund Dillklein schneiden und dem Suppengrün beimischen.
1 kg Kartoffelnschälen und in ca. 1 cm Würfel schneiden und ebenfalls dem Suppengrün beimischen.
Alufolieentsprechend groß ausbreiten, einen Fisch oder ein Filet darauflegen, mit einigen 
Kräuterbutterscheibenbelegen, mit dem Gemüse-Kräutermix füllen und einbetten, alles so einschlagen, dass keine Flüssigkeit entweichen kann.
 In vorgeheizten Ofen (200 °C) einlegen und ca. 30 bis 40 Minuten garen. Wenn es in der Küche kräftig nach dem köstlichen Gericht duftet, ist der Fisch gar. Zum Testen kann man auch ein Päckchen öffnen und schauen, ob die Karotten weich sind, ist das der Fall, ist der Fisch servierfertig. Das Päckchen auf große Teller legen, öffnen und die Alufolie ringsherum am Tellerrand abreißen.

Es eignen sich besonders Fische, die nicht zu fett sind, also z. B. Hecht, Forelle oder Barsch – ein besonderer Genuss, ist auch das Filet vom Wels, da sollte aber auf jeden Fall die Haut entfernt werden.
Und noch ein kleiner Tipp für diejenigen, die auf grätenarmen Fisch Wert legen: Vom Karpfen der Kopf, vom Hecht der Schwanz und Forelle ganz – das sind die besten Stücke vom Fisch.“

Peter Becker, 27.03.2021

Über Peter Becker 368 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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