Tag des offenen Denkmals an der Buschmühle Raddusch

Nach längerer Pause öffnete die Radduscher Buschmühle wieder wieder Tür und Tor, fast tausend Besucher dürften es am Ende des Tages gewesen sein, die die restaurierte Mühle von außen und innen betrachtet haben.

Die Kette rasselt in den Kahn, Fährfrau Diana Kolosser greift zum Rudel und ab geht es mit dem Kahn in Richtung Radduscher Buschmühle. An Bord Trachtenfrauen aus Raddusch, Cottbus und ein paar Zufallsgäste, die dankbar die restlichen freien Plätze einnehmen. An der Buschmühle angekommen, mischen sich alle unter die überaus zahlreichen Besucher. Die meisten sind mit dem Fahrrad auf dem Gurkenradweg unterwegs und genießen die sich plötzlich auftuende Abwechslung. Buschmüller Frank Petzold hat inzwischen den alten Dieselmotor angeworfen, der seit 1931, nach Entzug des Wasserrechts, die Mühlsteine antrieb. Besucher konnten sich die originale Technik ansehen, die vor dem Verfall gerettet werden konnte. Die 1777 an der Radduscher Goroschoa (heute Leineweberfließ oder Südumfluter genannt) errichtete Wassermühle verrichtete noch über 200 Jahre ihren Dienst, doch danach setzte der Verfall ein. Frank Petzold erwarb 2014 die Mühle und ließ sie aufwendig sanieren.

Im Hof der Mühle hielt in bewährter Weise der Radduscher Ortschronist Manfred Kliche das Mikrofon in der Hand und erzählte Anekdoten und Geschichten aus der Jahrhunderte währenden Mühlenzeit, zu der auch die benachbarte Dubkowmühle gehörte.

Etwas abseits wurde ein Heuschober errichtet. Am fachkundigsten erwies sich dabei Dr. med. Siegfried Stadelmayer. Der immer noch in Lübbenau praktizierende über 80-jährige Mediziner hatte schon viele Schober, zumeist in Lehde, gesetzt. Unterstützt wurde er von den Radduschern Jens Suppan, Martin Krüger und Hartmut Konzack.

Lange Schlangen bildeten sich am Imbissstand, denn hier gab es wirklich Regionales: Bratwurst vom Kamerunschaf (einige Artgenossen weideten noch nebenan) und Wildschweinbraten. Frank Petzold ist auch Jäger, sein Revier liegt vor der Mühle …

Ehefrau Sabine Petzold, unterstützt von Kindern und Schwiegerkindern, hatte alle Hände voll zu tun, um immer wieder frisch aus der Mühlenküche nachzuliefern.

Die Kleinsten nutzen die Gelegenheit zum Ponyreiten, die Tiere gehören ebenfalls zur Mühle und helfen den Schafen beim „Rasenmähen“. Lara Miethke führte die Tiere übers Gelände, für manch kleines Mädchen der erste Ritt im Leben.

„Duo Astoria“ – Mareen Laurisch – langjährige Musikerin und Gastwirtstochter aus Reddern, bekannt von vielen Festen in unserer gesamten Region.

Mareen Laurisch („Duo Astoria“) begleitete den Tag musikalisch, sie ist den Spreewäldern von zahlreichen Auftritten in der Region bestens bekannt. Sie brachte nicht nur ihre Fangemeinde mit sondern veranlasste vorbeifahrende Radler zum Zwischenstopp und mitsingen ein.

Zum Ende des Tages hin wartete noch eine Überraschung: Der „Alte Fritz“ (Michael Rüdiger Budek) hatte seinen Besuch angekündigt. Er kam im Kahn mit Standarte und Hofstaat und begrüßte zuerst seinen Müller und dann die Gäste mit einer „Rede ans Volk“, sich dabei glücklich schätzend, dass er das „bekloppte Berlin“ mal für eine Weile verlassen konnte.

Langsam begann sich das Gelände wieder zu leeren. Auch Diana Kolosser sammelte wieder ihre Gäste ein und trat die Rückreise an. Zufallsgast Noubar Maria Guedelekjan aus Berlin war voller Emotionen: „Ich wollte eigentlich den Sonntag, meinen letzten Urlaubstag, in aller Ruhe ausklingen lassen, doch dann war ich plötzlich mitten im Traditionsgeschehen. Die Fährfrau hat bestens eingestimmt und viel über den Spreewald und seine Traditionen erzählt“. Andrea Rischk aus Dissenchen: „Ich habe mir extra für den Tag die Cottbuser Tracht angezogen und haben mich unter den Radduscher Trachten richtig wohl gefühlt. Gern würde ich mich hier auch zukünftig einbringen, mich mit den Radduscherinnen austauschen wollen“.

Frank Petzold war anzumerken, wie die Last von ihm wich. „Wir wollten unseren Gästen nach der langen Coronapause wieder einmal einen schönen Tag auf unserem Mühlengelände bieten, und ich denke, dass uns das dank meiner Familie und den anderen Helfern gelungen ist“, schätzte er ein. Er hat noch weitere Pläne, er möchte das Mühlengelände um ein historisches Gebäude ergänzen, was wegen Baufälligkeit vor Jahren abgerissen werden musste. Das Ausziehhaus (Ausgedingehaus) soll am alten Platz wiedererrichtet werden, die dafür zuständigen Behörden signalisierten Zustimmung, aber leider nicht alle. „Manch Behörde meint, dass dafür kein öffentliches Interesse besteht, aber ich werde dranbleiben“, sagt Frank Petzold mit Blick auf die nächsten Aufgaben.

Peter Becker, 13.09.21

Über Peter Becker 367 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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