

Die Organisatoren hatten es tatsächlich geschafft, 150 Trachten zu zeigen. Insgesamt nahmen 127 Trachtenpaare, darunter 94 verheiratete und 30 Jugendpaare sowie 23 Trachtenträgerinnen am Umzug durchs Dorf teil. Es dürfte somit die größte Fastnacht in der Spreewaldregion gewesen sein.27 Trachtenpaare – von Jung bis Alt, haben sich zum Gruppenfoto eingefunden.
Wer an diesem Samstag als Besucher durch das Spreewaldörtchen Neu Zauche ging, mag sich gewundert haben: Stille im Ort, keine Menschen auf der Straße oder hinter den Gardinen – der Ort wirkte wie ausgestorben. Doch dieser Eindruck sollte sich bald ins Gegenteil umkehren: Je näher der Besucher der Musik der beiden Kapellen in der Ferne kam, umso öfter traf man wieder auf Menschen, die dem Dorfzentrum zustrebten, fast alle Frauen in Tracht. Am Gasthaus „Zum Oberspreewald“ traf man sich zum Ausmarsch, aber vorher sollte es erst mal das obligatorische Gruppenfoto sein. Von Liane Peschke wurden die Paare namentlich auf die riesige Tribüne gerufen – ein Vorgang, der sich fast eine Stunde hinzog. Diszipliniert nahmen alle ihren Platz ein, die obere luftige Reihe musste am längsten warten. Mit bewundernswerter Gelassenheit trotzten sie der Kälte, wenn auch nicht gerade Minusgrade herrschten. Zuletzt kamen die Kinder und die Älteren, darunter Christa Popschötz (85) und Gitti Mehner (82), sie durften ganz unten auf Stühlen Platz nehmen. Die Neu Zaucher bekamen personelle Unterstützung von den Nachbarvereinen und -dörfern sowie von ehemaligen Einwohnern, die es inzwischen in die Schweiz, nach Hamburg oder Berlin verschlagen hatte, die aber unbedingt an der Jubiläumsfastnacht teilnehmen wollten.
Nach dem Fototermin ging es zum Umzug durchs Dorf, voran der traditionelle Kiepenträger Guido Hahn, der zum 15. Mal dabei war. Wegen der Länge des Zuges wurde er von zwei Kapellen begleitet, Tanzeinlage folgte auf Tanzeinlage. In der Gaststätte „Zur Spreewaldbahn“ und in der benachbarten Gärtnerei Staritz wurde eine Aufwärmpause eingelegt, bevor es wieder zum Ausgangspunkt ging. Dort, in der „Gaststätte zum Oberspreewald“, gab es abends den abschließenden Fastnachtstanz – ganz traditionell wie eh und je!
Die Neu Zaucher Fastnacht hebt sich etwas von den anderen Fastnachten im Spreewald ab. Sie beginnt am Mittwoch mit dem „Hut auf“, der erst am Sonntag, nach dem Frühschoppen, wieder von den Herren abgesetzt werden darf. In diesen Tagen, der Fastnachtszeit, findet das Zampern und eben auch der traditionelle Festumzug statt. Das mit dem „Hut auf“ erinnert an die wohl eher ehemalige Dominanz der Herren, denn eigentlich haben aktuell die Neu Zaucher Frauen den „Hut auf“, die Männer scheinen eher im Hintergrund zu agieren und sichern das Geschehen ab.
Liane Peschke, die ehemalige Jugendchefin, und Romy Lehmann, die aktuelle Vorsitzende der Jugend-Gruppe, hatten detailliert geplant und es auch in den WhatsApp-Gruppen kommuniziert. Von der Kleiderordnung („Frauen in Festtagstracht, Schärpe links, Männer mit Anzug und geschmückten Hut!“) bis hin zu Ablaufdetails war alles geregelt. Romy Lehmann: „Ich bin stolz auf die großartige und verlässliche Unterstützung aller, besonders danke ich Liane Peschke, Jürgen Leutner, Maria Krautz und Michael Leo!“
Die Neu Zaucher setzten nun in der vielleicht sechsten oder siebenten Generation fort, was ihre Vorfahren einst ins Leben riefen. Eine Fotoausstellung mit teils über einhundert Jahre alten Fotos belegte dieses Traditionsgeschehen, dem jährlichen Winteraustreibensbrauch, kurz vor der namensgebenden Fastenzeit.
















Peter Becker, 02.02.25
Eine wunderbare Tradition, Dank an die Organisatoren!