







Ostern ist im Spreewald seit jeher ein Fest besonderer Prägung: Zum einen symbolisiert es den Beginn der fruchtbaren Jahreszeit und zum anderen das Ende des entbehrungsreichen Winters, der besonders im Spreewald das Leben erschweren konnte. Seit der Christianisierung ist es zusätzlich zum Fest der Auferstehung Jesu geworden – die einst heidnischen Elemente des Neubeginns verbinden sich mit der christlichen Hoffnung auf Auferstehung.
Zu den verbliebenen Elementen aus heidnischer Zeit gehörte lange Zeit das Osterwasserholen, welches inzwischen nahezu in Vergessenheit geraten ist. Dagegen haben die Osterfeuer an Bedeutung gewonnen. Das mag sicher auch daran liegen, dass wesentlich mehr Brenngut als früher anfällt, denn damals war es ein kostbares Heizmaterial, welches viel zu schade war, um es „einfach so“ zu verbrennen. Der symbolische Hintergrund der Osterfeuer liegt darin begründet, das Altes nicht mehr benötigt wird, das Platz für Neues geschaffen werden soll.
In heutiger Zeit gibt es auch Überlegungen, Anregungen und erste Erfahrungen, die immensen Ausmaße mancher Osterfeuer nachhaltig zu nutzen. Wenn etwa das Feuer nach dem Rückgang der Flammenbildung gelöscht wird, entstehen große Mengen an Holzkohle, auch Terra Preta („Schwarze Erde“) genannt. Dieses Material ist sehr nährstoffreich und kann Wasser speichern, in die Pflanzgrube verbracht, ist es ist für Obstbaumpflanzungen bestens geeignet. Allerdings werden sich die großen Feuer wenig oder nur mit viel Aufwand dafür nutzen lassen, aber das eine oder andere „Parallelfeuer“ wäre vielleicht für diese Zwecke geeignet, selbst das private (erlaubte) Verbrennen von Heckenschnitt wäre für die Terra Preta-Gewinnung geeignet.
Aus Altem entsteht hier wirklich Neues – ganz im Sinne der Osterfeuersymbolik!



Mit dem Hoffnungsgedanken besonders verbunden ist der Osterbrand: Rohlinge aus Ton werden vor dem Anzünden in einer mit Sägespänen gefüllten Brennkapsel in die Mitte des Holzhaufens verbracht. Die große Hitze erzeugt später Temperaturen, die den keramischen Brenntemperaturen sehr nahe kommen oder gar noch darüber hinausgehen (Schmauchbrand). Die Idee für diese Osterbrände stammt von der Burger Töpfermeisterin Ilona Möbert, die schon seit Jahren darin Erfahrung sammeln konnte und dies nun schon zum dritten Mal für die Burger Osterfeuer praktiziert. Jeder, der es möchte, ritzt auf den Rohling seine Wünsche und Hoffnungen ein, die er später dann „eingebrannt“ zurückbekommt. Die Burger Gemeindevertretung nahm noch unter dem im Januar verstorbenen Bürgermeister Hans-Jürgen Dreger diese Initiative auf, um damit verdiente Einwohnerinnen und Einwohner sowie Vereine der Gemeinde zu ehren. Neben der Verleihung der Ehrenurkunde auf der alljährlichen Woklapnica erhalten sie die Möglichkeit, sich ein besonderes Erinnerungsstück zu gestalten. Der amtierende Bürgermeister Bernd Ragotzky führt nun diese Idee fort. Aus der diesjährigen Woklapnica heraus wurde diese Ehrung Dagmar Lehmann zuteil, die seit 40 Jahren dem Burger Concordia-Chor vorsteht und Andreas Pehla, der der 170 Mitglieder starken Anglerverein leitet. Gemeinsam mit Bernd Ragotzky und anderen trafen sie sich in der Möbert-Töpferei und versahen die Ton-Rohlinge mit Gravuren und ihrem Namen. Spätestens am Ostermontag werden diese dann aus der mit Sägespänen gefüllten Brennkapsel entnommen und den Besitzern „zur ewigen Aufbewahrung“ übergeben.























Beide Beispiele, noch ganz zarte Pflänzchen, belegen den Wandel von Traditionen. Entgegen mancher Auffassung sind Traditionen nicht in Stein gemeißelt, sondern passen sich -wenn auch in manchmal langen Zeiträumen – den sich ändernden Bedingungen an. Das viel zitierte „Tradition ist nicht das Bewahren der Asche, sondern das Forttragen der Glut“, wird beim sich wandelnden Osterfeuerbrauch eindrucksvoll bestätigt.
Peter Becker, 23.03.25
Hinterlasse jetzt einen Kommentar