Slawenburger Schlachtefest

Deftig ging es am letzten März-Wochenende in der Slawenburg zu: Bei Bratengerüchen und Blasmusik konnten die Besucher die sorbische/wendische Tradition der einstigen Hausschlachtungen auf den Höfen nachvollziehen. Dies allerdings eher in einer besuchergerechten Variante, denn Blasmusik und Polkatanz gehörte einst nicht dazu. Das Schwein war von der Metzgerei Gäbler in Spremberg auch längst geschlachtet und verarbeitet worden, in der Burg wurden die Endprodukte angeboten, Konserven mit niedersorbiacher Etikettierung sind weiterhin im Burg-Shop erhältlich.

Ein Schlachtfest wie einst zu zelebrieren, wäre sicher aus vielen Gründen so nicht möglich gewesen: Das quiekende Schwein mit dem Bolzenschussgerät zu erlösen, es in aller Öffentlichkeit auszuweiden … das wäre möglicherweise für manchen Besucher schwer zumutbar gewesen. So nahm man doch lieber das Endprodukt und genoss zusätzlich das, was so manche ältere Besucher in Erinnerung an früher gern auch mehrmals zitierten: „Ist das Schwein erst aufgehängt, wird eingeschenkt!“. So mancher Schnaps sollte die Verdauung von Grütz- und Leberwurst, von Eisbein und Wellfleisch, ankurbeln.

Im Burgrestauarant erklärte Hajko Kozel, Berater der Burg in sorbischen/wendischen Angelegenheiten, mehrmals vor den immer wieder neu eintreffenden Besuchern die Schlachtetradition von einst: Das im Laufe des Jahres gemästete Schwein wurde im Herbst/Winter von einem „fahrenden“ Fleischer geschlachtet, die ganze Familie war anwesend, auch diejenigen Mitglieder, die sonst das ganze Jahr über selten zu Besuch waren … das Schlachten war ein Fest für alle, auch für Nachbarn und Erntehelfer. Mangels solcher Aufbewahrungsmöglichkeiten, wie es sie heute gibt, wurde leicht Verderbliches geteilt – schließlich bekam man es ja auch bei deren Schlachtungen wieder zurückgeteilt, sodass es den ganzen Winter über immer mal wieder Deftiges in den Lausitzer Küchen gab.

Der Burgbetreiber, David Chmelik, in letzter Zeit wegen verschiedener Ereignisse etwas in die Schlagzeilen geraten, nahm sich am Rande des Geschehens Zeit, um auf die Vorwürfe zu reagieren. „Wir arbeiten mit der Stadt Vetschau auf neuer Basis zusammen, ich habe einen Fünf-Jahresvertrag, mit dem Ziel, diesen kurzfristig in einen Erbbaurechtsvertrag mit 40 Jahren Gültigkeitsdauer umzuwandeln. Dies gibt mir, den Geldgebern und den Gläubigern die nötige Sicherheit. Noch offene Forderungen werden in Abstimmung mit den Betreffenden ausgeglichen, die Burg kommt jetzt endlich in ruhigeres Fahrwasser und wir können die nächsten Schritte planen.“

Dass die Slawenburg nach über 20 Jahren nun endlich auch mehr zu bieten hat, als die zweifelsohne bedeutende Ausstellung zur Archäologie der Niederlausitz, kommt besonders bei den Einheimischen gut an.

Vetschauer Bürger und die der Amtsgemeinden können für einen ermäßigten Eintritt (5 EUR) die Burg und deren Veranstaltungen besuchen.

Nächste Termine:

Vom 17. – 21. April findet das slawische Osterfest statt, mit dabei die Opernsängerin Anastasia Varga aus Kiew.

In der Nacht vom 30. April zum 1. Mai findet das aus der Oberlausitz bekannte „Hexenfeuer“ statt. In den Tagen danach gibt es einen Antiktrödelmarkt.

Peter Becker, 12.04.25

Über Peter Becker 429 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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