Traditionell zum ersten Dezemberwochenende findet ein gemeinsames Fischen in den Burger Gewässern statt. Die Mitglieder der Ortsgruppe Burg-Kauper der Gemeinschaft wendischer/sorbischer Spreewaldfischer Burg und Umgebung e.V. ziehen dann in aller Frühe los, um in den Fließen Netze zu stellen oder „mit der Wade“ zu fischen, wie beispielsweise im Großen Fließ, auch Schrebenza genannt. Dabei wird je ein Ende des Netzes um die Wade der zwei Fischer gebunden, die parallel und möglichst dicht am Ufer das Netz über den Fließgrund ziehen. Helfer klatschen mit dem Rudel aufs Wasser, um die Fische aus ihren Verstecken zu holen. Tiere, die nicht vom Wadensack aufgenommen werden, verfangen sich vielleicht im vorher ausgebrachten Stellnetz, welches quer zur Fließrichtung steht – so die Annahme und die Hoffnung der Fischenden. Einige kapitale Hechte landeten neben Weißfischen schließlich in den wassergefüllten Fässern.
In diesem Jahr war der Fang zwar gut, aber es gab schon bessere Fangergebnisse. Die Fischer waren sich einig, dass es sich nicht lohnt, über die Gründe zu spekulieren und man einigte sich auf „Natur ist nun mal so …“ Große Einigkeit bestand jedoch darin, dass es einfach nur schön ist, sich gemeinschaftlich einem alten Handwerk zu widmen und vor allen Dingen die Spreewaldnatur in all ihren Facetten genießen zu können. Und die gab an diesem frostigen Morgen einfach alles: Stille, Nebel über den Wiesen mit Rehen, deren Köpfe grad so aus dem Nebel ragten – und eine goldig aufgehende Sonne, die die Natur mit einem ganz besonderen Licht verzauberte. Das ließ sogar die Fischer wenigstens ab und zu von ihrer Arbeit kurz aufblicken und bemerken: „Wie schön wir es doch haben – niemand kann uns das nehmen, der Spreewald ist einmalig schön!“
Neben den erfahrenen Fischern waren erfreulich viele Jungfischer mit dabei. Im Großen Fließ zogen zwei Kähne in Richtung Simmchens Eck, nahe dem Waldhotel Eiche gelegen, ihre Netze. Max Lehmann lernt Fleischer und half Marten Oppermann, der das Schleppnetz zog, den Kahn am Ufer zu halten. Die gleiche Aufgabe erfüllten im anderen Kahn sein Neffe Erik Bivour mit Oliver Lehmann. Erik ist Teilnehmer des zehnmonatigen Sorbisch-Programms „Zorja“. Während der Fischzüge unterhielt er die anderen gelegentlich mit seinen dort erlangten Sprachkenntnissen. „Ich will mal Rettungssanitäter werden, dazu brauche ich die Sprache eigentlich nicht, aber ich bin voller Stolz auf meine Heimat und meine Vorfahren und möchte gern ihre Sprache lernen, die von denen noch vor Jahrzehnten im Alltag gesprochen wurde“, erzählt er, während er immer wieder mit dem Rudel das Ufer bearbeitet, um auch den „letzten Fisch“ aus dem Wurzelversteck zu treiben.
Nach dem Reinigen der Netze von Laub und Astwerk ging es zum vereinbarten Treffpunkt am Rollenwehr im Mittelkanal. Hier loderte bereits das Lagerfeuer und der Duft von Gegrillten breitete sich weit über das Wasser aus und ließ großen Appetit aufkommen. Die gefangenen Fische waren jedoch einem anderen Zweck vorbehalten, wie der Vereinsvorsitzende Alexander Wach bestätigte: „Wir haben genug Fisch gefangen, um mit unseren Familien unser traditionelles Gemeinschaftsessen damit bestreiten zu können. Ich lade dazu alle ins Rehnus-Restaurant ein!“
Peter Becker, 01.12.24
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