100 Jahre Sportverein Raddusch 1924 e.V.

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Vereinsmitglieder und Freunde hatten bei tropischen Temperaturen die Sportanlage am Groß Lübbenauer Weg für drei Festtage fit gemacht. Ein abwechslungsreiches Programm für alle Besucher sorgte dafür, dass -zumeist schwitzend- jeder und jede etwas für sich finden konnte. Besonders beeindruckten die Sportwettkämpfe, hier besonders die der „Senioren“, die in der Mittagshitze gegen „Fichte Baruth“ um Sieg und Tore kämpften. Sicherlich inspiriert durch die laufende Europameisterschaft gaben sie alles, besonders, weil die Auswechslungszyklen ziemlich kurz ausfielen. Insgesamt beteiligten sich sieben Mannschaften am Radduscher Sportfest.

Landrat Siegurd Heinze beglückwünschte die Radduscher und übergab Fußbälle in EM-Optik dem Vereinsvorstand. Die Landesregierung wurde durch Sven Tischer vertreten, der einen Scheck des Ministerpräsidenten in Höhe von 5000 EUR überreichte.

Der Sportverein hat in den 100 Jahren seines Bestehens alle gesellschaftlichen Tiefen und Höhen mitgemacht. Große Ereignisse hatten Auswirkungen bis in die Familien und Vereine.

Zwei Weltkriege, zweimal Neubeginn

Der Erste Weltkrieg hinterließ in den Radduscher Familien Trauer und Perspektivlosigkeit, denn 36 zumeist junge arbeitsfähige Bauern und Handwerker des Ortes mussten ihr Leben für den kaiserlichen Größenwahn lassen. Nach den politischen Umwälzungen wuchs nur allmählich wieder die Zuversicht und die Hoffnung auf ein glücklicheres und friedvolleres Leben. Das Traditions- und Vereinsleben, dazu gehört der friedliche Wettstreit, gerieten allmählich wieder in den Blickpunkt dörflichen Lebens. Vor diesem Hintergrund gründete sich im Radduscher „Braukrug“ dem heutigen „Hotel Radduscher Hafen“ 1924 der Sportclub Raddusch (SCR). Vorläufer war der 1902 gegründete Radsportverein, der sich in den Kriegsjahren auflöste. Die Radduscher wollten nun den in Mode gekommenen Fußballsport nachgehen. In Erntepausen bolzten Knechte, Landarbeiter und Bauernsöhne auf einer Fläche hinter den Bahngleisen am Groß Lübbenauer Weg. Dort entstand bald ein Spielfeld, mit selbstgebauten Toren und von Radduscher Fischern gestrickten Tornetzen. Frauen nähten Trikots, Hosen und Stutzen sowie Eckfahnen, Lederbälle sponserten die Radduscher Schuster.

Der Zweite Weltkrieg machte erneut dem sportlichen Wettstreit ein Ende, diesmal mussten 35, wieder junge und sportliche Radduscher, ihr Leben lassen. Auf den Höfen fehlten die männlichen Arbeitskräfte, die Frauen waren oft auf sich allein gestellt oder auf die Unterstützung von Kriegsgefangenen angewiesen. Dennoch nahm zwei Jahre nach Kriegsende der Drang nach einem friedlichen und ganz normalen Leben mit Alltagsfreuden erneut zu. „Nie wieder Krieg – nur noch friedlicher Wettstreit zwischen den Völkern“ etablierte sich damals als Losung und Handlungsrahmen in den Köpfen der Menschen.

Wie schon 23 Jahre zuvor, kam es am 14. Mai 1947 an gleicher Stelle, dem „Braukrug“, zur erneuten Gründung eines Sportvereins. Der neue Verein sollte den Namen „Sportgemeinschaft Raddusch“ (SG Raddusch) tragen.

In den DDR-Jahren entwickelte sich der Verein und mit ihm die sportlichen Erfolge, besonders im Fußball. Der damalige Radduscher Bürgermeister Manfred Kliche – heute Ortschronist- übergab 1973 den neuen Sportplatz am Groß Lübbenauer Weg seiner Bestimmung. In der Nachwendezeit galt es, sich den neuen Gegebenheit zu stellen und das Vereinsleben neu zu organisieren. Unter Matthias Hantscher, der dem Verein seit 2015 vorsteht, erzielte der inzwischen auf über 200 Mitglieder angewachsenen „Sportverein Raddusch 1924 e.V.“, wie er jetzt aktuell heißt, Erfolge auch in anderen Bereichen. So wurde eine alte Scheune in den letzten Jahren zur Sport- und Kulturscheune mit Sanitärtrakt umgebaut, seit 2020 gibt es dort auch einen Backofen, der besonders an den monatlichen Kinotagen in der Kulturscheune zum Einsatz kommt. Auf dem Sportplatz entstand ein Kinderspielplatz, der von den jüngsten Radduschern sehr gern besucht wird. Neuestes Projekt ist der Hopfenanbau mit eigener Bierherstellung.

Peter Becker, 30.06.24

Weitere Informationen zur Radduscher Sportgeschichte

Über Peter Becker 411 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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