Vetschauer Musikverein lädt zu Neujahrskonzerten ein

In den ersten Neujahrswochenenden sind die Auftritte des Vetschauer Musikvereins in den Spreewaldorten, beginnend in der Vetschauer Doppelkirche, inzwischen eine feste Tradition geworden. In der Burger Kirche und erstmalig auch in der Kirche Altdöbern können die Musiker und Musikerinnen ebenfalls erlebt und „erhört“ werden.

Wer sich am ersten Januarsamstagnachmittag der Vetschauer Doppelkirche näherte, nahm schon von weitem Orchestrales auf: Es war die allerletzte Probe des Vetschauer Musikvereins vor dem Auftritt, die die ersten Konzertbesucher noch vernehmen konnten. Nach einer kleinen Verschnaufpause nahmen die Musikerinnen und Musiker ihre Plätze ein, Dirigent Markus Witzsche erhob den Taktstock – das Neujahrskonzert begann. Das Repertoire reichte von Klassik über Filmmusik bis hin zu Rockadaptionen. Zu den Ehrengästen in der ersten Reihe gehörten Landrat Siegurd Heinze, sowie die Bürgermeister von Vetschau und Lübbenau, Bengt Kanzler und Helmut Wenzel.

Zu den musikalischen Höhepunkten zählte die Sorbische Suite, ein vom Dirigenten verfasstes Werk und der Soloauftritt von Frank Knispel mit der Bass-Tuba. Moderator Daniel Friedrich interviewte den Musiker, der interessante Blicke auf die Tuba, das Instrument des Jahres 2024, zuließ. „Eigentlich müsste man jeden Tag üben, aber das gelingt natürlich nicht immer. Ich liebe die Tuba, denn sie sorgt mit ihrem tiefen Klang für eine gewisse Ruhe und Basis im Orchester“, ließ er das Publikum wissen. Dass es fast zehn Kilogramm wiegt und preislich bei etwa ab 7000 EUR liegt, erzeugte ein raunendes anerkennendes Staunen. Eine weiteren Soloauftritt bestritt Kathrin Heinrich auf ihrer Oboe.

Aber auch ein kleines Insekt machte mit seinem Soloauftritt auf sich aufmerksam: Ein Schmetterling hatte sich wohl in seiner Winterruhe gestört gefühlt und machte sich aus dem Kircheninnern auf den Weg über die Musikerköpfe hinweg – es erzeugte bei denen eine leichte Nervosität, beim Publikum löste es eine gewisse und verständnisvolle Heiterkeit aus.

Noch ganz neu im Orchester und zugleich das jüngste Mitglied ist Lea Fraedrich. Die 21-jährige Auszubildende spielt die Bassgitarre. Ihre musikalische Laufbahn begann sie 2012 an der Kreismusikschule, seit 2019 ist sie im Vetschauer Orchester. „Wir sind hier alle eine große Familie, jeder hilft jedem und gibt Tipps“ sagt sie zu ihren ersten Auftritten. Dass mit der Familie ist durchaus wörtlich gemeint, denn auch Leas Eltern, Maik und Beatrice Fraedrich, sind Orchestermitglieder und stehen mit ihr gemeinsam auf der Bühne. Neben ihr sind Antje Reichenbach aus Cottbus (Schlagwerk), sowie Katrin Weise (Klarinette) und Richard Hentschel (Trompete) ebenfalls erst seit kurzer Zeit im Orchester. Seit Sommer 2022 wird der Klangkörper musikalisch von Markus Witzsche geleitet.

Zu den ältesten Mitgliedern zählt Petra Mothes, die als Tochter des Orchestergründers Herbert Mothes, damals noch in Krieschow ansässig, seit 1963 ihre ersten Töne auf dem Waldhorn erklingen ließ. Ebenfalls fast von Anfang an dabei, seit 1967, ist der Vereinsvorsitzende Martin Neumann. Seit Jahrzehnten steht er dem Verein vor, er ist zugleich Präsident des Brandenburger Landesblasmusikverbandes. In seinen Begrüßungsworten dankte er den Vetschauern für ihre Treue und warb gleichzeitig für neue Mitglieder. Ihm war es wichtig zu sagen, dass die nun schon fast 70 Jahre anhaltende Orchestertradition fortzuführen sei. Martin Neumann: „Wir haben keinen Aufnahmestopp – und bei uns zahlen sie auch keinen Eintritt, eher einen Austritt“, sagte Neumann und meinte mit Letzterem die Konzertveranstaltungen. Nach drei Zugaben und langanhaltendem Applaus spendeten die Besucherinnen und Besucher am Ausgang und ließen die „Scheine nur so rascheln“, wie Moderator Daniel Friedrich schon bei seiner Begrüßung bat.

Besucherin Marlene Jedro aus Leipe: „Ich bin seit vielen Jahren eine begeisterte Zuhörerin dieser Neujahrskonzerte. Es ist immer wieder faszinierend, in welcher Qualität diese Musiker/innen mit ihrem Dirigenten die Stimmung anheizen. Ich sage Dankeschön und weiter so, denn Musik verbindet.“ Das Ehepaar Weißhahn kam aus Raddusch angereist: „Solch ein Erlebnis wollten wir uns nicht entgehen lassen, diese Vielfalt und das alles in Perfektion – wir können stolz auf das große Orchester in unserer kleinen Stadt sein!“

Nächste Auftritte:

13.01.24, 15 Uhr: Kirche Altdöbern

14.01.24, 15 Uhr: Kirche Burg

Orchesterproben sind zweiwöchig freitags 19:30 Uhr, nähere Informationen unter musikverein-vetschau.de

Peter Becker, 07.01.24

Zur Orchestergeschichte (Quelle: Vereinswebseite, bearbeitet und gekürzt)

Herbert Mothes gründete 1956 in der Vetschau nahen Gemeinde Krieschow ein Pionierblasorchester. Schon nach wenigen Jahren entwickelte sich daraus ein Klangkörper, der seitdem zu den bekanntesten Orchestern der Spreewaldregion gehört. Gemeinsam mit seiner Frau Anneliese betreute er unzählige Jahre liebevoll, aber mit der nötigen Strenge und Nachdruck mehr als tausend Kinder und Jugendliche.

Der Name des Klangkörpers wurde im Laufe der Zeit mehrfach geändert. Aus dem Pionierblasorchester Krieschow wurde das Pionier- und FDJ-Blasorchester „Erich Weinert“ Vetschau, später das Jugendblasorchester Vetschau. Später erfolgte der Ortswechsel von Krieschow nach Vetschau: Beginnend im Kulturhaus des Kraftwerkes im Barackenlager und später in den Kellern der „Hermann-Matern-Oberschule“ gelang es, die ehemalige Vetschauer Mädchenschule als Probendomizil zu gewinnen, die seit 1981 unter dem Namen „Haus der Musik“ Wirkungsstätte des Orchesters ist. Mit der politischen Wende und der wegfallenden Trägerschaft durch den VEB Kraftwerke Lübbenau-Vetschau wurde aus dem Klangkörper ein eingetragener Verein mit der Bezeichnung Musikverein Vetschau e.V.

Peter Ettelt (1966 – 2009) leitete ab 1988 als Dirigent das Orchester musikalisch. Noch unter dem Namen „Jugendblasorchester Vetschau“ bekannt, entwickelte sich unter seiner Führung ein Blasorchester, dass sich der Pflege und Verbreitung der konzertanten und sinfonischen Blasmusik auf hohem Niveau zur Aufgabe gemacht hatte.

In Frank Kornauke (1964 – 2022) wurde nach dem plötzlichen Ableben von Peter Ettelt der neue musikalische Leiter des Klangkörpers gefunden. Auch er entstammte, wie sein Vorgänger, dem damaligen FDJ- und Pionierblasorchester „Erich Weinert“. Seit Sommer 2022 ist Markus Witzsche der musikalische Leiter des Orchesters.

Zahlreiche Konzerte, Reisen wie zuletzt im November 2023 nach Mark Neukirchen und andere Veranstaltungen, prägten den Klangkörper oder wurden von ihm geprägt. Sehr viele Musiker spielen noch heute in verschiedenen Formationen, wie aktuell in den Quartetten „Tagesform“ und „Blattwerk“ oder haben ihr Hobby zum Beruf gemacht.

Für den Landesblasmusikverband Brandenburg e.V., dem der Musikverein als Gründungsmitglied angehört, richtete der Musikverein Vetschau e.V. mehrfach das Spreewälder Blasmusikfest aus, welches mehrfach gewonnen werden konnte. Zahlreiche junge Musiker waren und sind Instrumentalisten im Landesjugendblasorchester Brandenburg, erweitern hier ihren musikalischen Horizont, geben Konzerte auf Landesebene und bereisen mit Gastspielen die Welt.

Der Musikverein Vetschau e.V. ist Mitglied im Landesblasmusikverband Brandenburg e.V.

Über Peter Becker 409 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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