














Der Biber ist seit Jahren zurück im Spreewald und verzückt Naturfreunde, aber entsetzt manche Wassergrundstückbesitzer – und oft nicht nur diese! Bei kaum einem anderen Tier sind die Spuren seiner Anwesenheit so deutlich zu sehen, wie beim Biber: Verbissschäden bis hin zu Baumfällungen zeugen von seiner Tätigkeit. Das Tier selbst bleibt dabei für die meisten unsichtbar, denn es ist überwiegend nachtaktiv. Vor Jahrhunderten ausgestorben, ist er zurück im angestammten Siedlungsgebiet.
Das mit dem „Aussterben“ bedarf allerdings einer Hinterfragung, denn der Biber wurde schlichtweg ausgerottet! Dabei stand nicht der von ihm verursachte Schaden an der Landschaft im Vordergrund, sondern ihm wurde das wärmende Fell zum Verhängnis, sein Sekret aus der Analdrüse (Bibergeil), kam in der Volksmedizin zur Anwendung und sein schmackhaftes Fleisch war sehr begehrt: Laut einem mittelalterlichen Papstedikt galt der Biber wegen seiner Schwanzform als „Fisch“ und durfte daher in Fastenzeiten verzehrt werden. Früher galt ohnehin eine andere Einstellung zum Wildtier, denn dessen Nutzen wurde am Nutzen für die Menschen gemessen. Wildtiere waren schlichtweg Nahrungsquellen, wenn auch deren Bejagung eher den Adligen vorbehalten blieb. Diese „Ausrottungsgründe“ sind in der Gegenwart entfallen – doch die Verbissschäden sind geblieben.
Einer, der sich mit dem Biber und den Folgen seiner Wiederansiedlung im Spreewald bestens auskennt, ist Alexander Hoschke von der Naturwacht Lübbenau. Er schätzt, dass das Vorkommen inzwischen über den ganzen Spreewald verteilt ist. Dem Biber nachgesagtes Bau- und Stauverhalten lässt sich im Spreewald kaum beobachten, da im Biosphärenreservat ohnehin schon durch menschliches Wirken für konstante Wasserstände gesorgt wird. Der Unterwassereingang zum Biberbau bleibt somit ständig unter Wasser und stellt einen sicheren Schutz für die Biberfamilie dar. Sehr sichtbar dagegen sind die Verbisse an Bäumen, besonders an Pappeln, die im Fußbereich „geringelt“ werden, was letztlich zum Absterben der Bäume führt. „Dahinter verbirgt sich die beim Biber evolutionär hinterlegte Erfahrung, dass sich unter großen Bäumen kaum Jungwuchs entwickeln kann – die Hauptnahrung des Bibers“, sagt Alexander Hoschke zu diesem Verhalten. Er mahnt in diesem Zusammenhang eine etwas größere Gelassenheit an, denn der Biber hat quasi „einiges nachzuholen“, bis er sich eine für ihn lebenswerte Landschaft geschaffen hat. „Der Biber vernichtet nicht nur, sondern schafft durch sein gestalterisches Wirken eine neue Pflanzen- und Artenvielfalt, die auch anderen Tierarten und Insekten zunutze kommt“, ist der Ranger sicher. „Wenn die letzte und zudem spreewalduntypische Altpappel gefällt ist, bekommt die Spreewaldlandschaft ihr ursprüngliches Gesicht zurück“, ergänzt der um Verständnis bemühte Ranger.

Alexander Hoschke sieht aber auch durchaus Probleme in der Wiederansiedlung der Biber, die nicht – wie manche glauben – künstlich geschehen, sondern auf eine natürliche Einwanderung zurückzuführen ist. „Wenn der Biber Deiche unterhöhlt oder auch anderweitig einen schweren Schaden verursacht, kann und muss der Biber entnommen werden. Dennoch bleibt er streng geschützt und darf nicht bejagt werden – der Biber ist sehr lernfähig und wird solche Bereiche zukünftig meiden“, sagt Alexander Hoschke. Eine „Entnahme“ ist eine staatliche Maßnahme und streng geregelt.
Geschädigte Bäume in Ufernähe stellen eine nicht zu unterschätzende Gefahr für die Wassertouristen dar. Der Wasser- und Bodenverband entnimmt diese Bäume, hat aber dadurch einen deutlich vermehrten Arbeitsaufwand, der in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat und der nebenher zur eigentlichen Gewässerpflege erledigt werden muss.
Biberverbiss – was ist zu tun?
- Nutzbäume in Gewässernähe, wie etwa Obstbäume und andere schützenswerte Bäume, können mit einem Verbissschutz aus Maschendraht versehen werden. Naturwacht und Biosphärenreservat gewähren hierbei Unterstützung.
- Geschädigte Bäume in Ufernähe werden vom Wasser- und Bodenverband in regelmäßigen Baumschauen erfasst und zeitnah gefällt. Bei besonderen Bedrohungslagen kann auch eine Meldung an den Wasser- und Bodenverband erfolgen oder die Kerker-App (maerker.brandenburg.de/) zur Meldung genutzt werden.


Unterscheidung von Biber und Nutria: Der Biber (li.) ist deutlich größer, beim Schwimmen ist nur die obere Kopfhälfte zu sehen, beim Nutria ragt fast der ganze Körper aus dem Wasser. Am deutlichsten ist der Unterschied an der Schwanzkelle des Bibers zu erkennen, der Nutria hat dagegen einen runden, rattenähnlichen Schwanz.
Peter Becker, 20.01.25
Hinterlasse jetzt einen Kommentar