Das Pferdeorakel

Wird es ein heißer Sommer, wird die Ernte gut, wird es Krieg geben? Dies und noch viel mehr konnten die Slawen einst vorhersagen – und das kann heute noch die Kunstreitertruppe OMPAH aus Cottbus. So lautet zumindest deren Anspruch, dem sie vor Publikum in der Slawenburg Raddusch gerecht werden wollten. Der weiß gewandte „Priester“ ließ seinen Schimmel freien Lauf und dieser zog aus einer schwarzen Kiste, die das Tier selbst öffnete, ein grünes Tuch. Grün steht für Leben, für gute Ernten.

Weitere Weissagungen folgten, die der Priester (Dr. Bernd Otto) dem Publikum näher erläuterte. Bernd Otto führt das Pferdeorakel auf die frühslawische Zeit zurück, es war einst stark verbreitet. „Leider ist wenig davon überliefert worden, denn nach der Christianisierung der slawischen Gebiete bestand in christlichen Klöstern kaum Interesse, dieses heidnische Brauchtum näher zu beschreiben“, so Otto vor dem Publikum.

„Priester“ Bernd Otto kommuniziert mit dem Orakel-Schimmel.

Trotz der Tageshitze waren doch recht zahlreich Besucher erschienen, die sehr gern vorher noch den neuen Service auf der Wallkrone nutzten: Sie genossen unter  Sonnenschirmen den Tag und den Aperol bei einer frischen Briese – kredenzt von den jungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus (fast) aller Welt. Die polnischstämmige Lübbenauer Gymnasiastin Paulina Margiella spricht ihre Muttersprachen Polnisch und Deutsch ebenso perfekt wie Englisch. Sie wird auf dem Burgwall unterstützt von Marian Sachaschik aus der Ukraine. Burgbetreiber David Chmelik: „Mit unseren mehrsprachigen Saisonkräften, wir haben sogar einen Pakistani angestellt, gelingt es uns gut, den immer öfter aus den slawischen Ländern anreisenden Burgbesuchern auch sprachlich entgegenzukommen. Wir planen weitere Veranstaltungen zur slawischen Kultur und Geschichte und wollen somit die wertvolle Ausstellung zu den archäologischen Funden mit diesen Angeboten ergänzen.“

Paulina Margiella und Marian Sachaschik bei einer Arbeitspause auf der Wallkrone.
 

Chmelik verweist auf prominente Tagesgäste aus Prag, die zu einer Vorstellung ins Cottbuser Theater wollten, aber den Burgbesuch noch vorangestellt haben: Jiří Houdek ist Trompeter im tschechischen Nationaltheater, seine Begleiterin Markéta Houdková eine bekannte Tangomeisterin.

David Chmelik (li.) mit seinen Prager Gästen Jiří Houdek und Markéta Houdková auf der Wallkrone.

Derzeit sind Pläne zur Teilüberdachung der Burg weit fortgeschritten, laut Chmelik steht die Finanzierung auf sicheren Füßen. Schüler und Schülerinnen des Niedersorbischen Gymnasiums werden ein Sommerlager vor der Burg betreiben und den Besuchern Einblicke ins einstige slawische Leben erlauben. Ein großes Mittelalterspektakel wird neben zahlreichen anderen Veranstaltungen ein großes Lager mit Tempelrittern Anfang Oktober sein.

Peter Becker, 29.06.25

s.a. LR vom 07.07.25

Über Peter Becker 464 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf, Spreewaldkenner

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