Das 80-Seelendorf Wüstenhain, zur Stadt Vetschau gehörend, hat neben den sanierten Gutsgebäuden auch eine liebevolle, seit Jahren in Restaurierung befindliche, kleine Kirche zu bieten. Sie hebt sich von den üblichen Feldsteinkirchen, wie sie häufig in den Niederlausitzer Dörfern zu finden sind, etwas ab. Das ist zuerst auf den Glockenturm zurückzuführen, der mediterran wirkt und Blicke auf sich zieht … und da gibt es noch etwas, doch dazu mehr weiter unten.
Das Gebäude, 1580 erstmalig in der Chronik erwähnt und 1860 schon einmal abgebrannt, war vor Jahrzehnten erneut dem Verfall preisgegeben, auch weil der Tagebau Gräbendorf immer näher rückte und jede Sanierung a priori infrage stellte. Der rührige Heimatverein schaffte es dennoch 2000, mit Spendengeldern für das Gebäude wenigstens eine Teilsanierung zu erreichen. Dach und Türen wurden wetterfest gemacht.
Im Innenbereich schreiten inzwischen die Restaurierungsarbeiten wieder voran, dank des besonderen Engagements von Restaurator Siegfried Letsch, dem Gemeindemitglied Jürgen Ullrich und den angesammelten Spenden.
Wer die Kirche umrundet und aufmerksam das Mauerwerk studiert, sieht neben früheren Bearbeitungsspuren auch kreisrunde Löcher im Putz. „Klar, die Russen waren’s, die hatte 45 was gegen Kirchen und haben einfach draufgeballert!“ Diese Vermutung hören die Heimatvereinsmitglieder immer mal wieder, wenn sie Besucher und potenzielle Spender in und an die Kirche führen. Dabei ist die überlieferte Erklärung eine ganz andere: Schwer erkrankte, sieche und vom Schicksal Verfolgte, versprachen sich Besserung, wenn sie Putz aus der Kirche, dem gottgeweihten Haus, herauskratzten und im Tee oder mit der Nahrung aufnahmen. Da dies wohl mit einem Löffel geschah, entstanden kreisrunde Vertiefungen im Putz. Pfarrer Stephan Magirius, der eine Zeit auch für die Wüstenhainer Kirche tätig war, kann das bestätigen, sieht aber keinen christlichen Hintergrund: „Es ist keine christliche Tradition, sondern eher ein magisches, abergläubiges Denken. Heute ähnlich dem Bleigießen oder anderen Ritualen.“ Das Wüstenhainer Gotteshaus war nie eine eigenständige Kirche, sondern eine sogenannte Tochterkirche der Laasower. Nach wie vor freut sich der Heimatverein über jede Spende, denn im Innenbereich sind noch zahlreiche Arbeiten zu erledigen.
Kirchenchronik (Kurzfassung):
1580 | Ersterwähnung |
1725 | Familie von Heynitz erwirbt den Ort und somit das Kirchenpatronat |
1860 | Kirche fällt einer Brandstiftung im benachbarten Bauernhaus zum Opfer (diesmal war es wirklich ein Russe, der aus Wut und Hass zum Brandstifter wurde …) |
1864 | Wiederaufbau durch Ludwig von Heynitz |
1906 | Umbauten durch Ernst von Heynitz; die Kirche bekommt ihr heutiges Aussehen. |
1945 – 1990 | Zunehmender Verfall des Gebäudes, mit Vandalismus und Diebstahl einhergehend |
1998 | Erste Renovierungsarbeiten |
2000 | Umfassende Sanierung |
2007 | Aufräumarbeiten im Kirchenumfeld, Wiederherstellung der alten Wege. |
2010 | Beginn der Fenstersanierungen |
Quellen und Spendenmöglichkeiten unter http://www.wuestenhain.de
Peter Becker, 05.01.2021
Hinterlasse jetzt einen Kommentar