Atelierreise durch den Altkreis

Zu Besuch in drei Ateliers

Start der Reise durch offene Ateliers im ehemaligen Landkreis Calau war in Laasow: Willi Selmer hatte das Kunsthaus inklusive ihres riesigen Naturgartens, der mit Kunst gefüllt war, für Besucher und Kunstinteressierte geöffnet. Unter dem Thema „Maske trifft Grafik“ stellten er und Marion Selmer ihre Arbeiten vor. Die schwarzen Masken Willi Selmers kontrastierten mit dem Grün des Gartens und kamen so besonders zur Geltung. Im Hintergrund waren die Klänge einer Handpan, einer Klangschale, zu hören, die die Präsentation der Kunstwerke sphärisch unterlagerte. „Ich habe größere Holzstücke mit besonderer Struktur und Form einfach ins Lagerfeuer gegeben und nach kurzer Anbrennzeit wieder gelöscht. Nach einer Nachbearbeitung entstanden so meine Kunstwerke“, erklärt der Künstler und immer wieder aufs Neue den wechselnden Besuchern.

Selmers hatten sich einen befreundeten Künstler eingeladen, der ebenfalls seine Malereien und Grafiken präsentierte. Eckehard Schäfer, der promovierte ehemalige Zahnarzt aus Spremberg, malte seit der Kindheit quasi lebensbegleitend. Er wandte sich der Mal- und Gestaltungskunst nach der altersbedingten Beendigung seiner Praxistätigkeit wieder intensiv zu. Ihm gelang es auch, seine Malkunst in die Therapie einzubeziehen. Eckehard Schäfer: „Über dem Behandlungsstuhl war ein Bild an der Decke, was auf den ersten Blick an sakrale Kirchenmalerei erinnerte, dann aber den Patienten die Details studieren ließ, die ihn von der Behandlung ablenken sollten – was zumeist auch gelang!“

Bonmot aus seiner Praxistätigkeit: Einst beklagte sich ein Patient über die stümperhaften Kunstwerke im Wartezimmer, dabei nicht wissend, dass es die Kunst seines behandelnden Zahnarztes war. „Früher hätte man solchen Leuten die Hände abgehakt“, setzte er noch nach. Der Zahnarzt erinnerte ihn an den heutigen Termin: „Sie wissen schon, dass wir heute eine umfangreiche Zahnsanierung geplant haben? Und die Kunstwerke sind von mir …!“ Sprach’s und machte sich mit Zange und Bohrer ans Werk.

In der Calauer Mühlenstraße hatte Katrin Meißner Hof und Haus geöffnet, sie zeigte ihren Besuchern auch ihre privaten Räume und die darin befindliche Kunst, die fast jede Wand und jede Ecke füllte. Besucherin Rut de la Calle, eine spanischstämmige Architektin aus Annahütte, zeigte sich sehr angetan von Katrin Meißners Werken: „Ihre Kunst wirkt sehr geerdet, keine Schnörkeleien, sie wirkt anfangs verschlungen, ist aber doch gradlinig – ich liebe solche Darstellungen!“  Kathrin Meißner, eine freischaffende und mehrmals ausgezeichnete Künstlerin, hat ihren Tätigkeitsraum auch auf Leipzig erweitert, wo sie ebenfalls Objekte gestaltet und ihre Kunst präsentiert.

Im Lübbenauer Gleis 3 zeigten gleich mehrere Künstlerinnen ihre Werke und luden zum Mitmachen ein. Unter der Anleitung von Antje Koßmagk entstanden eigene, manchmal erste Aquarellarbeiten. Unterstützung bekam sie von ihren Künstlerkolleginnen Anke Schollmeier, Regina Herrmann, Marianne Wendland und Kerstin Arndt-Pusch.

Marlies Klaus aus Crinitz hatte sich einer außergewöhnlichen Art der Kunst zugewandt, den Baumperlenschmuck: „Baumperlen bilden sich oft nach Verletzungen, sie sind eine Art Wundverschluss an Bäumen. Sie fallen nach Heilung ab oder können vorsichtig entnommen werden – ihr Holz eignet sich vortrefflich für meine Schmuckarbeiten.“

Nach so viel Kunstgenuss bestand dann endlich die Gelegenheit, sich profaneren Genüssen zuzuwenden. In der Gleis 3-Küche brutzelten Spreewälder Plinse in der Pfanne …

Peter Becker, 07.05.25

Über Peter Becker 437 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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