Filmdreh im Radduscher Hafen

Im Radduscher Naturhafen fand eine Drehszene zu einem Fantasy-Film statt, der auf der Sage vom Wassermann, im Spreewald auch Nykus genannt, basiert. Das Team unter der Leitung von David-Jonas Frei, der das Drehbuch schrieb und auch Regie führt, nutzte die ohnehin schon mystisch anmutende Kulisse des Radduscher Hafens für Aufnahmen mit Kindern der örtlichen Kita. Die Leiperin Marlene Jedro las ihnen aus ihrem selbstverfassten Märchenbuch die Geschichte vom Wassermann vor.

Erstaunlich, wie umfangreich das Wissen der Kinder zu dieser Spreewälder Sagengestalt ist: Offensichtlich haben Eltern und Großeltern hier schon Vorarbeit geleistet, denn gerade diese Figur steht als Warnung für allzu große Annäherung an das im Spreewald nahezu überall präsente Wasser da. So konnten viele Kinder auch spontan diese Warnung entsprechend interpretieren: „Ich darf nicht zu nah ans Wasser gehen, sonst zieht mich der Wassermann hinein!“ Bei der vierjährigen Lotta hatte dieser Sageninhalt so sehr verfangen, dass sie sich weigerte, für die Aufnahmen in den Kahn zu steigen – da half auch kein Zureden von Michaela Murrer, der Kita-Leiterin.

Ein komplettes Team aus Ton- und Lichttechnikern und weiteren Helfern war im Hafen an der Arbeit, sehr zur Freude der zufällig anwesenden Touristen. Regisseur David-Jonas Frei ließ seine kleinen Akteure zumeist gewähren, er griff nur selten ein. Sein Kameramann war bemüht, die Erzählenden und die Erzählerin ausdrucksstark ins Bild zu bekommen. Wenn auch der Kahn festgemacht war, so blieben doch noch einige Schwankungen, die von ihnen auszugleichen waren.

David-Jonas Frei ist ein gebürtiger Schweizer und lebt seit 17 Jahren in Berlin. In einer Drehpause berichtete er zu seinem künstlerischen Werdegang: „Während meiner zweijährigen Tätigkeit bei einem Medienunternehmen entwickelte ich eine besondere Leidenschaft für Geschichten, die das Leben auf dem Land thematisieren. Diese Leidenschaft vertiefte sich bei mir auf der Sommerfilm-Akademie in Görlitz, als ich mit den reichen Sagen und Legenden der Region in Kontakt kam. Durch den Austausch mit Spreewäldern wurde mir schnell klar, dass diese Geschichten zwingend erzählt werden müssen – und zwar auf der Leinwand.“

Frei hat in seinem jungen Leben, er ist Jahrgang 1985, bereits einige Erfolge aufzuweisen. Zusammen mit Stefanie Hertel hat er das Musikstück „Ganz Paris träumt von der Liebe“ inszeniert. Seine Hauptzielgruppe sind junge Erwachsene zwischen 15 und etwa 40 Jahren. Er möchte einen Mystery-Fantasy-Spielfilm machen und spannende atmosphärische Geschichten mit regionaler Verwurzelung erzählen, die ein junges Publikum fesseln. Die Sage vom Wassermann bot sich für ihn daher bestens an.

David-Jonas Frei: „Ich war sofort von dieser Sagengestalt begeistert und habe mich gemeinsam mit dem Produzenten Bodo Heiß an die Umsetzung gemacht. Da wir keine öffentliche Filmförderung erhalten haben, haben wir den Film eigenständig und unabhängig finanziert – mit Unterstützung von Stiftungen, Crowdfunding und privatem Engagement. Das Projekt ist daher nicht nur über die Sorben, sondern ein Film mit den Sorben – getragen von vielen Menschen vor Ort, wie zum Beispiel hier in Raddusch mit Marlene Jedro und den Kindern als Darsteller.“ Etwa 30 bis 40 Menschen unterstützen ihn dabei, auch die niedersorbische Sprache wird im Film zu hören sein. Sein Ziel ist es, den Film ins Kino zu bringen und auf Filmfestivals zu zeigen.

David-Jonas Frei über sich und seine Pläne: „Durch meine Arbeit reise ich regelmäßig – sei es auf Tourneen durch ganz Europa oder für internationale Projekte. Ich bin ausgebildeter Schauspieler und habe zudem Regie an der Filmschule Filmarche in Berlin studiert. Ich bringe eigene Stücke und Filme zur Bühne oder auf die Leinwand. Im Oktober feiert mein Theaterstück „Novecento“ am Renaissance-Theater in Berlin Deutschlandpremiere. Für 2026 plane ich bereits mein nächstes großes Bühnenprojekt: „Störtebeker – Held der Piraten“.

Die LAUSITZER RUNDSCHAU berichtete am 16.07.25

Peter Becker, 14.07.25

Über Peter Becker 471 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf, Spreewaldkenner

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