300 Jahre Burg-Kauper – oder doch nicht?

Es ist nicht ganz einfach, über Jahrhunderte rückwärts betrachtet ein exaktes Gründungsdatum einer Siedlung anzugeben – Dr. Alfred Roggan versuchte es in einem Vortrag im Burger Annemarie-Schulz-Haus.

Auftaktveranstaltung 300 Jahre Burg Kauper: Dr. Eckhard Albert (2.v.l.) begrüßt die Gäste im Burger Annemarie-Schulz-Haus zum Vortrag von Dr. Alfred Roggan (1.v.l.)

Der 17. Dezember 1725 wird gern als Gründungsdatum der Kaupersiedlung genannt, doch ob dem wirklich so ist? Dr. Alfred Roggan ist sich da nicht so ganz sicher. Er war ab 1994 Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde in Cottbus und wurde in der Folge zum fundierten Kenner der Burger Siedlungsgeschichte. In seinem Vortrag im Burger Annemarie-Schulz-Haus vor Kaupern und anderen an der Heimatgeschichte Interessierten beleuchtet er die Hintergründe der Besiedlungsgeschichte und der damaligen politischen Gegebenheiten. „Es ist keinesfalls so, dass König Friedrich Wilhelm seinen Soldaten Parzellen im Umland von Burg-Dorf für treue Dienste zur Verfügung stellte, aber genau das hält sich hartnäckig und wird von Generation zu Generation weitergegeben“, so Roggan. Für ihn besteht eher ein fiskalischer Hintergrund, denn die Kaupersiedlungen waren bis 1725 illegal gebaut worden. Die 104 Hofstellen im sumpfigen Land waren für ihn „Schwarzbauten“, vermutlich die größten zusammenhängenden, zumindest in Preußen. Und um die Besitzer zur Steuerzahlung zu bringen, erfassten die preußischen Beamten diese Gehöfte, sie drohten auch mit Abriss, wenn sich jemand verweigerte. Ein Name taucht in den alten Dokumenten auf, denn ein gewisser Jürgen Lasky soll sich den Beamten verweigert haben. Als der Abriss seiner Hofstelle erfolgen sollte, hat er dann doch klein beigegeben und auch den anderen geraten, sich zu beugen und fortan Steuern zu zahlen. Aus dieser Zeit stammen auch die alten parzellierten Flurkarten, denn jeder Meter wurde mit preußischer Gründlichkeit im Kataster erfasst und für die Steuerberechnung herangezogen. Alfred Roggan: „Diese Karten sehen wie am Reißbrett entworfen aus, daraus könnte auch der Mythos abgeleitet worden sein, dass erst auf der Grundlage dieser Karten die Höfe zugeteilt worden sein sollen.“ Der Vortragende benutzt in dem Zusammenhang gern das Wort vom Anti-Mythos und räumt mit den langlebigen falschen Vorstellungen auf.  Für ihn ist die Besiedlung der Kaupen, (niederwendisch: Kupaŕske = Erhöhung im Gelände) darauf zurückzuführen, dass in Burg-Dorf der Platz nicht mehr reichte, um besonders Nicht-Erbberechtigte mit Land und Wohnraum zu versorgen. Diese machten notgedrungen das benachbarte sumpfige Gelände bewohnbar, sie schufen durch Grabenaushebungen Ackerland und errichteten Wohngebäude – unbeobachtet und von der Obrigkeit folglich auch nicht genehmigt. Wie bereits erwähnt, waren so bis zum Zeitpunkt der Erfassung 104 Schwarzbauten entstanden, deren Besitzer die preußischen Beamten ihrem König und seiner Kriegskasse nun als Steuerzahler zuführten. Die Kartierung und der Abschluss der Erfassung aller Hofstellen einschließlich der Hausnummernzuteilung fallen ins Jahr 1725, obwohl auch andere Daten auffindbar sind, wie der 05.09.1725, wie Roggan einem Kommissionsbericht an die königliche Hofkasse entnehmen konnte. Entscheidend ist aber, dass ab 1725 nun auch die Kauper „ordentliche Steuerzahler“ wurden. Demzufolge gilt dieses Jahr mit gewisser Berechtigung als das Gründungsjahr der Kommune(!) Burg-Kauper. Alfred Roggan: „Die Kaupersiedlung ist natürlich viel älter, aber in Preußen galt nur das als existent, was festgeschrieben war – und dieser, unserer, Traditionslinie folgend, darf gern in diesem Jahr das 300-jährige Bestehen von Burg-Kauper gefeiert werden, wohl wissend, dass es sich dabei um das Jubiläum einer urkundlichen Erfassung handelt.“

Einen weiteren Vortrag wird es am 12. September von Dr. Eckhard Albert im Burger Koi-Garten geben. Er befasst sich ebenfalls mit der Besiedlungsgeschichte von Burg, welches sich 1960 aus den selbstständigen Ortsteilen Burg-Dorf, Kauper und Kolonie bildete. Eckhard Albert ist zugleich Vorsitzender des Festkomitees „300 Jahre Kauper“. (zum Vortrag Dr. Albert)

Peter Becker, 06.09.25

Über Peter Becker 464 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf, Spreewaldkenner

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