
Die nahezu jährlichen Hochwasser im Spreewald waren einst sehr gefürchtet, denn sie vernichteten allzu oft Existenzen und kosteten immer wieder Tier- und Menschenleben. Ein Aspekt der Hochwässer gerät in diesem Zusammenhang in den Hintergrund: Die „Durchspülung“ der Spreewaldfließe! Die Schlammablagerungen durch Laub und uferbegleitendes Kraut waren in der Regel von kurzer Dauer, denn durch die starke Strömung der zunehmenden Wassermassen wurde der Schlamm über die Ufer getragen. Somit erfolgte auf natürlichem Weg -bei allem Schaden- eine Nährstoffversorgung der Äcker und Wiesen. Durch die jährlich künstlich geschaffenen Winterstaus wird ein ähnlicher Effekt durch das überflutende Wasser erzielt, doch die Ablagerungen in den Fließen werden dadurch nicht wesentlich beseitigt. Mit der Schaffung der Staugürtel im Spreewald und der Talsperren Bautzen (Inbetriebnahme 1977) und Spremberg (Inbetriebnahme 1965) im Zulauf der Spree ist die Hochwassergefahr praktisch beseitigt worden.
Um den Schlamm zu entfernen, werden seitens des Landesamtes für Umwelt zwei Verfahren angewandt: Die Gewässerverengung durch Faschinen und das Abpumpen des Schlammes durch ein Saug-Sprühverfahren. Das erste Verfahren dient der Erhöhung der Fließgeschwindigkeit mit dem Effekt des Ausspülens der Zersetzungsprodukte und zugleich der Verhinderung der Ablagerung von Laub. 2025 sind solche Maßnahmen am Scheidungsfließ und in der Großen Wildbahn in Burg durchgeführt worden. Der Wasser- und Bodenverband „Oberland Calau“ hat dies bereits vor einigen Jahren erstmalig am Dorotheengraben in Lübbenau umgesetzt. Beim Saug-Sprühverfahren setzt der Auftragnehmer, der Wasser- und Bodenverband „Oberland Calau“ ein Saug-Spülboot ein.
Thomas Frey vom Landesamt für Umwelt: „Voraussetzung ist, dass der versprühte Schlamm ähnliche Eigenschaften hat, wie der Moorboden, auf den er aufgesprüht wird. Hierfür werden im Vorfeld umfangreiche Analysen vom Gewässerschlamm und dem Boden vorgenommen und miteinander verglichen. So kann ausgeschlossen werden, dass es zu unverträglichen Belastungen des Bodens kommt.“ Doch das war nicht immer so: Oft enthielt der Schlamm schädliche Ablagerungen, die vom Saug-Sprühverfahren nur vom Gewässerboden auf die Uferbereiche transportiert worden wären. Zeitweise musste der Schlamm sogar als Sondermüll behandelt werden.
Thomas Frey: „Die Zusammensetzung des Schlammes hat sich mit dem Rückgang des Braunkohlenbergbaus und den strengeren Vorschriften für Industrieabwässer verändert. Während der Schlamm zu DDR-Zeiten aufgrund starker Zuflüsse aus der Kohleregion noch stark mit Schadstoffen belastet war, wird er heute vor allem und massenhaft aus dem Laub der uferbegleitenden Bäume gebildet. Aufgrund der rückläufigen Durchflussmengen und der damit verbundenen geringen Fließgeschwindigkeiten im Oberspreewald lagert sich das Laub in großen Mengen auf dem Gewässerboden ab und führt seit einigen Jahren zu vermehrter Schlammbildung.“
Neben dem „Ersten Freiheitskanal“ (Foto) wurden in diesem Jahr im Oberspreewald mit dem Saug-Sprühverfahren entschlammt: Ogrena, Uska Luke, Sapolla, Moorige Tschummi, Rollkanal, Bürgergraben, Dlugybuschfließ. Im nächsten Jahr werden die Arbeiten in weiteren Fließen fortgesetzt.
Zur Erhaltung der Spreewaldfließe als Lebensraum der artenreichen Fisch- und Insektenwelt werden die Aktivitäten zur Entschlammung der Fließe seit 2025 wieder verstärkt, denn bei großen Schlammauflagen besteht das Risiko der Ausstickung durch Sauerstoffzehrung.
Peter Becker, 12.12.25
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