












Die Künstlerin Katrin Meißner zeigt im Schloss, wie sie sagt, „in unfertigen Räumen fertige Kunst“. Das mit den unfertigen Räumen bezieht sich auf den Umstand, dass das 1793 errichtete mehrstöckige Schloss heute weitestgehend leersteht und seit 2009 nur von einer Familie, von Siegfried Kühn und Irma Kühn-Grefte, privat genutzt wird. Die zahlreichen Räume dienten ab 1945, nach der Bodenreform, elf Flüchtlingsfamilien als Wohnstatt. Zusätzlich werden einige Räume vom Verein für Land- und Dorfkultur Schloss Groß Jehser für verschiedene Veranstaltungen genutzt. Weitere Räume dienen seit letztem Sommer als Galerie für Künstler – Katrin Meißner ist die Erste, die hier ausstellt.
In diesen „unfertigen“ Räumen zeigt Katrin Meißner, die neben Calau auch in Leipzig ein Atelier unterhält, Werke unter dem Thema „Sequenzen: Kohle-Asche-Regen“. Die gebürtige Niederlausitzerin fasst damit zusammen, was die Region einst prägte und immer noch prägt. Ihr geht es um die Brüche und Zusammenbrüche, aber auch um die Perspektiven, die die Menschen herausforderten. Sie versteht unter dieser Thematik auch gleichzeitig die Dynamik der sich abspielenden Prozesse: Die Kohle und mit ihr die Asche sowie der ehemals saure Regen sind bald ganz verschwunden, anderes wird dennoch die Menschen weiterhin bewegen. Katrin Meißners Werke spiegeln wider, was die Menschen einst zum Lebensinhalt hatten, was sie erinnern lässt. Mit Asche – ja, es gibt noch Kraftwerksasche! – und oft im Regen, entstanden so zahlreiche Werke, die den Betrachter zum Nachdenken anregen.
Am 2. November wird ab 14 Uhr das große Eingangsportal des Schlosses für die Besucher geöffnet. Einige Räume laden zusätzlich ein, besonders der Salon. Hier wird Christian Steyer aus Berlin aus Stefan Heyms Buch „Immer sind die Weiber weg“ lesen und sich selbst dabei am Blüthner-Flügel begleiten. Christian Steyer ist bekannt als Schauspieler („Paul und Paula“), als Sprecher und Komponist.
Eine Begegnung der etwas anderen Art ist an diesem Tag auch noch möglich: Nachdem zur Eröffnung bereits ein „Engel“ die Veranstaltung bereicherte, wird es diesmal eher sein Gegenspieler sein: Reza als Mephisto hat sich angekündigt.
Die Veranstaltung ist quasi eine Bergfestveranstaltung, eine Midissage, und wird noch bis Ende Dezember zu sehen sein. Eintritt ist frei, Spenden sind erbeten – und bei Kaffee und Kuchen kommen bestimmt gute Gespräche mit Künstlern und Bewohnern zustande.
Peter Becker, 01.11.25
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