

In der Straupitzer Von-Houwald-Grundschule hatte sich hoher Besuch angemeldet: Der Landesbeauftragte für Angelegenheiten der Sorben/Wenden, Wissenschafts- und Kulturstaatssekretär Tobias Dünow, kam mit einigen Tafeln unter dem Arm vor der Schule an und wurde getreu einer slawischen Tradition mit Brot und Salz begrüßt. Die Schülerinnen Rike Pommer, Lucy Drewes und Emma Hebler trugen zu seiner Begrüßung die Straupitzer Festtagstracht. Die öffentlich anzubringenden Tafeln zeigen einmal mehr, wie sich einige Gemeinden aus dem Siedlungsgebiet zur sorbischen/wendischen Tradition bekennen. Die Zweisprachigkeit ist ohnehin schon an den Ortsschildern zu erkennen, was die Einheimischen vielleicht gar nicht mehr so wahrnehmen, aber bei den Touristen zumindest Aufmerksamkeit erregt. Mit neuen zweisprachigen Gemeindetafeln mit der Aufschrift „Deutsch-sorbische/wendische Gemeinde – Nimsko-serbska gmejna“, die die Zugehörigkeit zum sorbischen/wendischen Siedlungsgebiet sichtbar machen, schmücken sich nun auch die Gemeinden Alt Zauche-Wußwerk/Stara Niwa-Wózwjerch, Neu Zauche/Nowa Niwa, Spreewaldheide/Błośańska Góla sowie Straupitz (Spreewald)/Tšupc (Błota).
Es mögen vielleicht „nur“ Tafeln sein, doch gerade dies ist vielleicht ein etwas unterschätzter Aspekt bei der Traditionspflege, der hinausgetragen werden soll und wird: Deutschland hat tief im Osten eine bewahrenswerte Besonderheit, eine slawische Volksgruppe mit einer eigenen Sprache.
Doch genau hier ist ein Problem angesiedelt, welches nicht kleiner, eher größer, wird: Die Pflege und Vermittlung der niedersorbischen Sprache! Schilder sind das eine, die Bewahrung und Fortgabe der klangvollen Sprache ist eine ganz andere Sache.
Im Anschluss an die Schilderübergabe gab es in der Schule eine Gesprächsrunde mit Lehrerkräften und dem Staatssekretär Tobias Dünow. Gleich zu Beginn gab es seitens der Lehrerschaft eine Auflistung der Probleme: Eine offene Stelle für eine Sorbisch-Lehrkraft ist seit Jahren ausgeschrieben. Die allgemeine Personalabdeckung ist sehr dünn, bei anfallendem Vertretungsunterricht gehört das fakultative Sorbisch zu den ersten Fächern, die zugunsten von Mathematik oder Deutsch „geopfert“ werden. Sorbischlehrerin Ute Kieper, kurz vor der Rente stehend sagt dazu: „Wir sind die einzige Schule im Landkreis, die das WITAJ-Programm (Begegnungssprache) und Sorbischunterricht anbietet. Die Kinder kommen freiwillig, was für uns Lehrkräfte einen hohen Anspruch bedeutet, denn wenn der Unterricht nicht fesselnd genug ist, bleiben sie vielleicht weg – und mit ihnen die Chance der Sprachweitergabe.“
Die mitangereiste Cathleen Bürgelt – Referentin des Landesbeauftragten für Angelegenheiten der Sorben/Wenden im Kulturministerium Brandenburg konnte dazu ein wenig Zuversicht verbreiten: „Die regionsnahe Lehrerausbildung in Senftenberg wird hoffentlich Studentinnen und Studenten anlocken, die mit entsprechendem sorbischen/wendischen Hintergrund auch das Zusatzfach Sorbisch belegen werden. Das sind gute Voraussetzungen, einen Studienstart zum Wintersemester 2026/2027 zu ermöglichen.“
Für die kürzlich ausgeschiedene Schulleiterin Gissy Trautmann und für ihre gerade neu ins Amt gekommene Nachfolgerin Susanne Pommer ist das durchaus der richtige Weg. Ergänzend dazu forderte Gissy Trautmann weiterhin kostenfreies Lehrmaterial und überhaupt eine bessere finanzielle Unterstützung. Beispielsweise sind die Fahrtkosten zu Traditionsveranstaltungen gestiegen, die Schule hätte gern auch Kindertrachten in verschiedenen Größen, um nicht immer, „wie heute“, die Eltern zu bitten, ihre Kinder in Tracht zur Schule zu schicken. Ute Kieper: „Für eine Schule, wie wir es sind, gehört ein Trachtenfundus einfach dazu!“
Hinsichtlich der Fahrtkostenproblematik verwies die ebenfalls in der Runde anwesende Sorben/Wenden-Beauftragte für den Landkreis, Sabrina Kuschy, darauf, dass Fahrtkosten, beispielsweise zur Vogelhochzeit nach Cottbus, weiterhin vom Landkreis übernommen werden. Staatssekretär Dünow wollte abschließend wissen, was der größte Wunsch der Schule wäre. „Sorgen Sie für Lehrkräfte und Geld, um den ‚Rest‘ können wir uns gut allein kümmern!“ gaben ihm die Straupitzer mit auf dem Weg, wohl wissend, dass beides in anderen Ministerien zu klären wäre. Er hat Unterstützung zugesagt.






Peter Becker, 19.09.25
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