Burg und seine Besiedlungsgeschichte – Vortrag von Dr. Albert im Koi-Garten

Im Rahmen der Feierlichkeiten zu 300 Jahre Burg-Kauper fand im Kauper Koi-Garten ein weiterer Vortrag zur Siedlungsgeschichte statt. Schon eine Woche zuvor hatte Dr. Alfred Roggan darüber referiert und Ergebnisse aus seiner jahrzehntelangen Forschung vorgestellt (s. dort).

Dr. Eckhard Albert, ein Mediziner im Ruhestand und Inhaber des von ihm erschaffenen Koi-Gartens, ist mit der Geschichte des Spreewalds, besonders der der Burger, ebenfalls bestens vertraut. Er begann seine Ausführungen in der Eiszeit, die erdgeschichtlich noch sehr jung ist und „Augenblicke“ zurückliegt. „Vor 12000 Jahren lag das spätere Burg noch unter einer hunderte Meter dicken Eisdecke – kann sich das jemand vorstellen?“ Wohl niemand, denn das Kopfschütteln war wohl auch eine Antwort. Es folgten nach der Eisschmelze Jahrtausende ohne wesentliche menschliche Besiedlung, erst um 600 n. Chr. begannen slawische Stämme vom Volk der Lusici die sumpfige und unwirtliche Gegend zu besiedeln. Die nachfolgende Zeit ist von Kriegen und Eroberungen geprägt, besonders die Christianisierungszüge der Frankenkönige sind für das Mittelalter prägend – das Volk der Slawen zwischen Elbe und Oder ging größtenteils in den nach Osten drängenden Deutschen auf. Für Burg lässt sich für 1315 eine „villa borg“ in den Archiven finden, vermutlich die Ersterwähnung des Ortes, die die Grundlage der Burger Feierlichkeiten 2015 darstellte.

Eckhard Albert, ist bis ins Detail mit der Familiengeschichte der Preußenherrscher bestens vertraut. Er selbst tritt immer wieder bei Festen als Friedrich II. gewandet auf. Als solcher bietet er auch Führungen durch seinen Koi-Garten, der auch einen preußischen Teil enthält, an. Albert hat seinen Vortrag mit interessanten Details bereichert. Schließlich waren die Könige, ihre Leidenschaften und Liebeleien -wie heute auch – schon immer Gegenstand des allgemeinen Volksinteresses.

Für Burg ist das Wirken der Preußenkönige, hier wieder besonders von Friedrich II. (1712 – 1786) von besonderer Bedeutung. Mit der Ansiedlung sächsischer Weber und der Gründung der Leineweberfabrik 1747 für die Schaffung von Uniformen nahm Burg einen Aufschwung. Wohnraum entstand im Burger Umland, den „Kolonien“. Sie wurden 1763 als Burg-Kolonie aktenkundig. Ein gewisser Jagdrat Crüger teilte seinem König mit, dass dort 65 ausländische (Sachsen!) und 32 inländische Familien wohnen. Damit ist nach Burg-Kauper (1725) ein weiterer Ort urkundlich geworden. Erst 1960 erfolgte die offizielle Zusammenlegung von Burg-Dorf, Burg-Kauper und Burg-Kolonie zu Burg.

Eckhard Albert verwandte viel Zeit darauf, Ordnung in die Begriffswelt zu bringen. „Sorben, Wenden, Slawen… eigentlich nicht schwer zu unterscheiden, aber für das Zugehörigkeitsgefühl der heute Lebenden ist es immer noch und immer wieder von Bedeutung. Die einen wollen vom Sorbenbegriff nichts wissen, die anderen, besonders die Sorben in der Oberlausitz, fremdeln mit dem Wendenbegriff.“ Für Albert hat die jüngere Geschichte, hier die Nazi-Ideologie, schweren Schaden hinterlassen, denn alles Unarische, Slawische, passte damals nicht zum Deutschtum. „Es gibt keine Sorben, nur Wenden oder wendische sprechende Deutsche“, zitierte Eckhard Albert eine Fundstelle von 1937, die im Spreewald offensichtlich immer noch von Generation zu Generation mitschwingt. „Es wäre schön, wenn die Begriffswuselei mehr in den Hintergrund treten würde, und sich das Volk der Sorben/Wenden auf seine Geschichte besinnt und stolz seine überkommenen Traditionen fortführt!“

Dr. Eckhard Albert im Gespräch mit Marlene Jedro.

In der nachfolgenden Diskussion legte besonders Marlene Jedro aus Leipe viel Wert auf die Traditionsbewahrung. Auch ihr ist es nicht von großer Wichtigkeit, wie die Begriffe verwandt werden, denn irgendwie sind sie ja alle ein „bisschen richtig“. „Wichtig ist mir die Bewahrung unserer Traditionen, wie etwa das Tragen der Tracht. Das macht uns einmalig, das schätzen die Besucher an uns“, sagte sie unter Beifall.

Irgendwie passend zum Thema verwies Eckhard Albert zum Abschluss auf seinen neuen Gartenteil, den er „Garten der Besinnung“ genannt hat.

Peter Becker, 13.09.25

Über Peter Becker 464 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf, Spreewaldkenner

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