Die durch mehrere Müllsammelaktionen bekannt gewordene Lübbenauer „Spreewälder Gurkentruppe“ hat einen neuen Nachhaltigkeitsakzent gesetzt: Nachdem sie jährlich mehrere Kahnladungen voller Müll aus den Gewässern um Lübbenau geholt hatten, legen sie diesmal Wert auf scheinbar weniger Wichtiges – es geht ihnen um weggeworfene Zigarettenkippen. Manch rauchender Kahnfahrgast und mancher Paddelsportler wirft aus alter Gewohnheit seine Kippen ins Wasser, vielleicht sogar in der Meinung, der Umwelt etwas Gutes zu tun oder um eine Brandgefahr auszuschließen.
Neueste Studien belegen aber, dass Kippen bis zu zehn Jahre brauchen, um zu zerfallen. Dabei wird Mikroplastik ebenso freigesetzt, wie Teer und Schwermetalle, Tiere könnten die Kippen als Nistmaterial nutzen oder gar als Nahrung aufnehmen.
Paul Rösler, wie Lukas Hannemann, Tim Richter und Sandra Richter zum Kern der „Gurkentruppe“ gehörend, hatten bei einem Festival gesehen, dass dort kostenlos kleine Kippenbehälter verteilt wurden. Spontan kam die Idee auf, dies auch als Kippenvermeidungsmöglichkeit für den Spreewald zu nutzen. Paul Rösler: „Ich fand es gut, dass der Zigarettenhersteller diese kostenlose Möglichkeit seiner rauchenden Kundschaft anbietet und so seinerseits einen Beitrag zur Müllvermeidung leistet. Meine Kontaktaufnahme zum Konzern in Lübeck, einst bekannt unter „Reemtsma Cigarettenfabriken“, wurde überaus positiv wahrgenommen und spontan bekamen wir die benötigten Mengen der Kippendosen zugesandt.“
Paul Rösler und seine Mitstreiter suchten im Spreewald Partner, die sich der Aktion anschließen und sich für den Umweltschutz stark machen. „Die Reaktionen reichten von Ablehnung bis Begeisterung, von ‚mir doch egal, was mit den Kippen wird‘ bis hin zu ‚das hätte man schon früher tun sollen‘“, fasst Paul Rösler den Aktionsstart zusammen. Sechs Paddelbootverleiher griffen diese Idee sofort auf und bieten ab sofort ihrer Kundschaft die Kippendosen kostenlos an: Keutel in Lübben, Hannemann, Richter und Franke in Lübbenau, Bootshaus Conrad in Burg und Verleiher Mutschke in Raddusch. Matthias Mutschke zu der Aktion: „Eine einfache Maßnahme zur Müllvermeidung, die jeder Verleiher selbstverständlich anbieten sollte. Auch mir hilft es, wenn ich weniger oder gar keine Kippen mehr beim Säubern aus den Winkeln meiner Boote holen muss, denn längst nicht alle landen im Wasser!“
Sandra Richter ist sich bewusst, dass mit dieser Aktion „die Welt vermutlich nicht gerettet werden kann, aber sie soll Anlass sein, sorgsamer mit der Natur umzugehen, mehr über unser Tun nachzudenken und eigenes Handeln zu hinterfragen.“
Die Akteure sind gern bereit, weitere Boots- und Kahnfahranbieter zu unterstützen. Eine Kontaktaufnahme ist bei Instagram (#spreewaeldergurkentruppe) möglich.
Peter Becker, 10.09.24
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