Der Restaurator der Stiftung Park und Schloss Branitz, Jens-Uwe Möbert, ein gelernter Tischler, war Anfang der 1990-er Jahre auf der Suche nach einem Blockbohlenhaus. Durch einen Tipp erfuhr er von einem Hof mitten in Burg, in der Kurparkstraße 17, dessen drei Gebäude (Wohnhaus, Schweinestall und Scheune) stark verfallen waren. Strom lag zwar an, aber Wasser und Abwasser wurden herkömmlich behandelt, d. h. aus einer Pumpe vor dem Haus gewonnen und nach der Benutzung in den Garten verkippt. Selbstredend gab es auch keine Toilette, nur ein kleines Häuschen mit „Herz“.
Der Hof entstand 1774, nachdem ein verheerender Ortsbrand 1766 viele Burger Gebäude, darunter auch dieses Gehöft, zerstört hatte.
Dank moderner Forschungsverfahren (Dendrochronologie) ist man heute in der Lage, das Alter des verwandten Blockbohlenholzes zu bestimmen. Anhand der Jahresringe, die in Abhängigkeit von den jährlichen Wetterereignissen entstehen, konnte das Alter der Kiefern, die als Bauholz dienten, bestimmt werden. Für den untersuchten unteren Balken wurde eine Kiefer verwandt, die 1719 gepflanzt und 1774 verbaut wurde.
Das Burger Grundstück gehörte 1774 einer Familie Pietzner. Als Jens-Uwe Möbert das Haus und Grundstück erwarb, waren im Grundbuch noch 100 Reichsthaler Restschuld eingetragen – ein Betrag, den niemand auf die aktuelle Währung umrechnen konnte. Man einigte sich schließlich auf 100 DM, ein Betrag, mit dem alle Seiten zufrieden waren.
In den Jahrhunderten danach waren weitere Bauten auf dem Grundstück, wie 1850 der Schweinestall in Blockbohlenbauweise und 1861 eine Scheune, teilweise in Fachwerkausführung, entstanden. Nach der Restaurierung dieser Gebäude erbaute das Ehepaar Möbert aus den Blockbohlen einer alten Burger Scheune ein weiteres Gebäude: Stück für Stück, Balken für Balken wurden in die Kurparkstraße 17 verbracht und von ihm zu einem Galeriehaus verbaut. Diese Häuserform war im Spreewald typisch, sie diente als Wohnbereich für Mägde und Knechte, als Speicher und als Trocknungsmöglichkeit, im unteren Bereich waren die Kleintierställe. Dieser Bereich wurde von der Keramikmeisterin Ilona Möbert als Keramikwerkstatt mit offenem Ladenbereich ausgebaut.
In jahrelanger Arbeit und stets auf der Suche nach historischen, aber noch verwendbaren Material, trugen Jens und Ilona Möbert Türen und Fenster, Möbel und Kleinmaterial zusammen und erschuf in der Folge das Blockbohlenwohnhaus und zusammen mit den anderen Gebäuden ein Ensemble spreewaldtypischen Wohnens und Hoflebens.
Beide Möberts möchten nicht nur Altes bewahren, sondern auch anderen Menschen Mut zum Nachahmen machen und sie für historisches Kulturgut begeistern. Auf dem Burger Schlossberghof wurde 2022 das Anne-Marie-Schulz-Haus durch eine Interessengemeinschaft neu errichtet und zur allgemeinen Nutzung übergeben. Jens-Uwe und Ilona Möbert waren in den Wiederaufbau mit ihrem Wissen und Können eingebunden (siehe https://beckersblog.de/2022/11/12/annemarie-schulz-haus-in-burg-spreewald/).
Haus im heutigen Zustand und in den 1990-er Jahren
Die Scheune mit dem kürzlich restauriertem Fachwerkgiebel.
Jens-Uwe Möbert besitzt zahlreiche historische Werkzeuge und betätigt sich auch als Imker.
Der Lübbenauer Gerd Laeser fertigte im März 2012 Fotos von der Hofanlage an, die heute Zeugnis von den Veränderungen ablegen:
Peter Becker, 19.06.2024
Hallo, Herr Becker!
Mit sehr großem Interesse haben wir Laeser’s Ihre Veröffentlichung über Möberts Haufenhof in Burg mit dem Galerie- und dem Blockhaus gelesen. Ich möchte Ihnen berichten, dass wir als „Niederlausitzer Wandergurken“ anlässlich des „Tags der offenen Töpfereien“ im Land Brandenburg am 10. März 2012 in Burg unterwegs waren. Zuerst besuchten wir zwei Töpfereien in Burg (Piezonka und Möbert), um uns anschließend während einer 12 Kilometer langen Tour per pedes noch weitere alte Blockhäuser in den drei Ortsteilen mit unseren 34 Wandergästen anzusehen.
Bei dem Besuch von Möberts Haufenhof hatten wir auch die Möglichkeit, uns das Blockhaus außen von allen Seiten und großzügigerweise auch innen, außer Schlafzimmer, anzusehen. Außerordentlich interessant waren dabei die Ausführungen und Erläuterungen von Uwe Möbert zu der Bauweise und den einzelnen Räumen im Inneren.
Wenn mir noch richtig in Erinnerung ist, haben die beiden Möbert’s die grünen Kacheln für den Ofen mit der Wasserblase nach dem Bild von diesem Raum wohl selbst entworfen und gefertigt. Sehr interessant auch die so genannte „Klön-Tür“ als Eingang zum Blockhaus, wie auch der selbst wieder aufgebaute so genannte „Schweine-Koben“.
Herr Möbert hatte uns diese private Besichtigung ermöglicht, weil es das Anne-Marie-Schulz-Haus auf dem Schlossberghof damals noch nicht gab, an dessen Umsetzung und Wiederaufbau er federführend und mit praktischer handwerklicher Arbeit sehr aktiv mitwirkte. In aktuellen Veröffentlichungen zu diesem genannten alten Haus wird unserer Meinung nach sein Zutun zu diesem Werk in den Medien allerdings nicht mehr entsprechend gewürdigt. So unser Eindruck.
Wir beiden Laeser’s sind übereinstimmend der Meinung, dass diese erlebnisreiche und informative Tour am 10.03.2015, wohl zu unseren fünf schönsten Touren von insgesamt 703 in 15 Jahren zählt, die wir ohne das Zutun Anderer nur zu zweit geplant, organisiert und erlebt haben, einschließlich Sächsisch-Böhmische Schweiz sowie böhmisches und schlesisches Riesengebirge, nicht zu vergessen das UNESCO-Welterbe Muskauer Park im UNESCO Global Park Muskauer Faltenbogen, ebenfalls alles binationale deutsch-polnische Erlebnistouren. Das will schon was heißen.
Wie Sie ja sicherlich merken, haben wir diese Unternehmung in 2012 deshalb auch noch so in dankbarer Erinnerung an Herrn Möbert und seine Frau.
Auch der Besuch in der Töpferei von Frau Piezonka, als erste Gäste an diesem Tag, war und ist übrigens für unsere 34 Wandergäste eine bleibende Erinnerung. Für die Wandertour am Nachmittag hatte ich dann Dr. Alfred Roggans Schrift „Das Amts-dorf Burg und die Kaupenbesiedlung“ im Rucksack bzw. unter dem Arm, damit’s schneller geht. Schließlich kann man ja nicht alles wissen. Hauptsache, man weiß, wo, was steht…
Diese Schrift war und ist wohl Teil der Dissertation Alfred Roggans 2005 an der BTU Cottbus.
Lübbenau, am 20. Juni 2024