Nach dem plötzlichen und viel zu frühen Tod des Mühlenbesitzers Frank Petzold steht die Familie vor großen Herausforderungen: Sie möchte unbedingt das Vermächtnis bewahren, sein Mühlenprojekt fortsetzen und sucht nun nach entsprechenden Möglichkeiten. Am bevorstehenden Mühlentag zu Pfingsten soll die Mühle erstmals wieder Besuchern zugänglich gemacht werden – auch, um das Wirken des Verstorbenen zu ehren.
Den Vetschauer Drogistensohn Frank Petzold, Jahrgang 1961, zog es in den 1970iger Jahren immer wieder mit seinem Fahrrad nach Raddusch, zur dortigen Buschmühle. Dem Müller Heinze war der Junge bald vertraut, gemeinsam saßen sie oft am Wehr und plauderten am vorbeiziehenden Wasser über „Gott und die Welt“ und natürlich besonders über die Mühle und die Mahltechnik. „Solch eine Mühle möchte ich auch einmal haben“, sagte Frank Petzold in einem früheren Gespräch in Erinnerung an Kindheit und Jugend.
Doch erst einmal gab es dafür keine Gelegenheit, obwohl der letzte Müller, Rudolf Heinze, die Mühle 1977 – 200 Jahre nach dem Bau- aufgab und zu seiner Tochter nach Raddusch zog.
Frank Petzold wurde Diplomingenieur für Kraftwerkstechnik, er hatte in Sabine die Frau fürs Leben gefunden und mit Tochter Romy (1991) und Sohn Alexander (1994) eine eigene Familie gegründet. Er startete nach der Wende in die Selbständigkeit und gründete in Cottbus eine Reinigungsfirma, die 2020 ihren Sitz nach Lübbenau verlegte, dorthin, wo auch die Familie wohnte.
Der rührige Unternehmer war auch im gesellschaftlichen Leben sehr aktiv, er wurde Mitglied in der Schützengilde, machte den Jagdschein und war häufig in der Natur des Spreewalds unterwegs. Bei seinen Touren zog es ihn immer wieder vor die Radduscher Buschmühle, die inzwischen verlassen und dem Verfall preisgegeben war. Für den Macher Frank Petzold ein untragbarer Zustand, dem unbedingt Abhilfe geboten werden musste! „Ich will die Mühle haben!“ – dieses Ziel aus früher Jugend verfestigte sich angesichts des Zustandes der Mühle immer mehr, doch Nachfragen bei den Erben verliefen anfangs nicht erfolgreich. Frank Petzold ließ nicht locker – und 2010 waren auch die Erben zu der Einsicht gekommen, dass sie das Gebäude nicht mehr halten können und es in andere Hände geben müssen, am besten in Frank Petzolds Hände!
Nach Klärung baurechtlicher und naturschutzrechtlicher Vorgaben, nach Bereitstellung von Fördermitteln und zahlreichen Behördengängen, die ihm die „Nerven raubten“, wie er in Gesprächen oft einfließen ließ, konnten die Umbaumaßnahmen starten. Allen Schwierigkeiten und widrigen Bedingungen zum Trotz, erstrahlte die Mühle 2016 wieder im alten Glanz. Sie wurde denkmalgerecht in ihrer äußeren Hülle saniert und im Inneren modernen Wohnbedingungen angepasst. Frank und Sabine Petzold waren angekommen an dem Ort, den Frank für den schönsten der Welt hielt und für den er auch seine Familie begeistern konnte. Nach und nach kamen mit ihnen auch die Tiere, Schafe und Ponys sowie zwei Hunde, auf das idyllische Grundstück, gelegen am Radduscher Südumfluter. Die Mahltechnik wurde saniert, der alte Dieselmotor von 1934, der zuletzt das Mahlwerk antrieb, tuckerte 2023 zum Mühlentag erstmals wieder nach Jahrzehnten des Stillstands. Auch das Ausziehhaus (Ausgedingehaus) sollte am alten Platz wiedererrichtet werden, die dafür zuständigen Behörden signalisierten Zustimmung, aber leider nicht alle. „Manche Behörde meint, dass dafür kein öffentliches Interesse besteht, aber ich werde dranbleiben“, sagte Frank Petzold 2021. Und er blieb dran, das Gebäude war fast fertig – doch dann schlug das Schicksal zu: Am 10. November 2023, während einer Jagdausübung, blieb sein langjährig krankes Herz einfach stehen.
Sabine Petzold trat mit ihren Kindern Romy und Alexander ein Erbe an, auf das sich niemand vorbereiten konnte. „Wir denken über Vieles nach, nur nicht über das Eine: Die Mühle bleibt in Familienbesitz, dies sind wir Frank für immer schuldig!“
Am kommenden Mühlentag, dem 20. Mai, wird Haus und Hof erstmals wieder für Besucher geöffnet sein. Von 11 Uhr bis 17 Uhr wird es Livemusik geben, der Lübbenauer Gästeführer Peter Lehmann …. (wird noch ergänzt) Und natürlich wird es auch eine Versorgung mit Imbiss und Getränken geben. Sohn Alexander Petzold und seine Freundin Paula Riedl werden nun öfter an der Mühle anzutreffen sein, auch damit Sabine Petzold Unterstützung bekommt. „Wir werden am Mühlentag das Mahlgebäude zugänglich machen und planen auch für die Zeit danach gelegentlich Handwerksnachmittage für die Öffentlichkeit“, berichtet Alexander Petzold über erste Ideen. Er befindet sich damit im Einklang mit dem, was sein Vater einst wollte: Der Mühle wieder Geist einhauchen, sie zur Begegnungsstätte für ein kulturelles Leben machen!
Peter Becker, 27.04.24
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