Kaiser Wilhelm, Schöner von Boskop, Geheimrat Dr. Oldenburg oder Gräfin von Paris – diese und noch viele andere Apfelsorten befinden sich auf der Streuobstwiese Stradow. Die Wiese befindet sich an der Gemarkungsgrenze zur Burger Ersten Kolonie und ist seit 2012 an die Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald zur Nutzung übergeben. Diese hatte sich das Ziel gestellt, das brachliegende Gelände mit seinem alten Obstbaumbestand einer erneuten Nutzung zuzuführen. Möglichst viele Menschen sollten einen Baum zum Paten nehmen und so unmittelbar an Landschaftspflege und Naturschutz teilhaben – und natürlich auch von den Erträgen der Bäume profitieren, so das Ziel der Stiftung.
Die jährlich wechselnden Erträge tragen dazu bei, sich mit den Vorgängen in der Natur zu befassen und sich die Frage nach dem Warum zu beantworten. Wetter und Insekten bilden hier eine Einheit, die blühende Wiese unter den Bäumen und vor allen Dingen das Ausbleiben jeglicher Beeinflussung durch Spritzmittel aller Art sind Faktoren, die die Ernte beeinflussen.
Aktuell sorgen sich die Paten um die jüngsten Frostschäden, die hier und da vermutlich zu einem Totalverlust führen werden. Holger Bartsch, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung, überzeugte sich kürzlich vom Zustand der Obstblüten. „Manche späte Sorten kommen erst jetzt zur Blüte, denen dürfte der Frost wenig geschadet haben. Aber es ist so still im Baum – kein Summen der Bienen ist zu hören“, berichtet Bartsch nach der Kontrolle. Damit verweist wer auf weitere Zusammenhänge, die die Ernte beeinflussen. Jeder Baumpate wird sich ähnliche Gedanken machen und seinen Blick dadurch für die ihn umgebende Natur schärfen. Mancher wird auch darüber nachdenken, ob das häufige Mähen der eigenen Rasenflächen vorm Haus nicht den Insekten die Nahrungsgrundlage entzieht!
Inzwischen sind die meisten der 130 Obstbäume „verpatet“. Da eine Patenschaft auf drei Jahre begrenzt ist, aber verlängert werden kann, gibt es in jedem Jahr Bäume, die erneut in Nutzung genommen werden können. „Die 90 EUR Patengebühr nutzen wir Baumschnittmaßnahmen, für die notwendige Wiesenmahd und andere Aufwendungen. In Jahren mit Obstüberschuss geben wir diesen an die Burger Mosterei ab und verbuchen deren Spende ebenfalls für unseren Pflegeaufwand“, fasst Bartsch die Arbeit der Stiftung für die Streuobstwiese zusammen.
Streuobstwiesen sind kultureller Bestandteil der Landnutzung. Um dies wieder mehr in das Bewusstsein der Menschen zu rücken, wird seit 2013 jeweils am letzten Freitag im April ein „Tag der Streuobstwiesen“ begangen. Er soll das Bewusstsein für die ökologische, kulturelle und landschaftliche Bedeutung dieser Wiesen schärfen und dient auch dazu, auf die Gefährdung und den Rückgang von Streuobstwiesen aufmerksam zu machen.
Peter Becker, 28.04.24
Hinterlasse jetzt einen Kommentar