Martin und Melanie Beesk hatten sich schon mit Bezug ihres 2018 entstandenen Eigenheims am Radduscher Friedhofsweg Gedanken um ein möglichst naturnahes Wohnumfeld gemacht. Schließlich sollen ihre Kinder inmitten der das Haus umgebenden Natur aufwachsen, inmitten von Schmetterlingen und Hummeln, inmitten von blühenden Sträuchern mit zahlreichen Versteckmöglichkeiten. Der vierjährige Friedrich lädt gern seine Kindergartenfreunde hierher zum Spielen ein – und sie kommen gern! Unmittelbar am Haus gibt es zahlreiche Verstecke, die Kinder haben ihre wahre Freude. Martin Beesk: „Uns war es von Anfang an wichtig, die Natur in unser Wohnumfeld zu integrieren. Ein englischer Rasen stand nie auf der Agenda, alles musste sich dem naturnahen Gestalten und Prinzipien unterordnen.“ Da, wo anderswo Sprenger und Rasenmäher im Wechsel den Rasen „pflegen“, ist bei Beesks lediglich ein schmaler Pfad durch Wegwarte und Mönchsminze, durch Lavendelsträucher und Wiesenkerbel gemäht. Diese und ähnliche Pflanzen haben einen sehr geringen Wasserbedarf und müssen nicht einmal in der aktuellen Hitzeperiode bewässert werden. „Manche sagen, es sieht liederlich aus, manche sagen aber auch, dass es eigentlich ganz einfach ist, der Natur wieder mehr Lebensraum zu geben“, ergänzt Martin Beesk. Und er freut sich, dass er auch schon einige Freunde „bekehren“ konnte, sie beginnen umzudenken und hinterfragen die menschlichen Einschätzungskriterien in „schön“ und „liederlich“. Ihnen geht es inzwischen mehr darum, was für die Natur nützlich ist oder ihr schadet, dass hier bestenfalls die Kriterien „gut“ oder „schlecht“ zur Anwendung kommen können.
Martin und Melanie Beesk wurden dennoch ein wenig in ihren Ansichten auf die Probe gestellt, als Mehlschwalben begannen, am frischverputzen Haus unter dem Dachvorstand Nester anzulegen. Der weite Vorstand des Daches, untergliedert in die Sparrenabstände, bot offensichtlich besten Schutz gegen Marder und Elstern. Fleißig trugen die Tiere Schlammklümpchen zusammen (für ein Nest werden etwa 1500 solcher Kügelchen benötigt), nicht alles landete an der weiß verputzten Wand, ein Teil fiel auf die Terrasse. Manch Eigenheimbesitzer hätte -leider immer noch- zum Maschendraht gegriffen und die Schwalben am Nestbau gehindert. Über diese Alternative hat die Familie Beesk nicht einmal kurz nachgedacht. Melanie Beesk: „Das gehört alles irgendwie zusammen, die Belastungen, wenn es denn welche gibt, sind auszuhalten, die Terrasse wird mal kurz gereinigt und ansonsten fällt nichts an, die Schwalben tragen den Kot ohnehin fort“. Sohn Friedrich kann sich gar nicht am emsigen Brutgeschäft sattsehen, er beobachtet das An- und Abfliegen der Tiere, manchmal direkt über seinem Kopf, mit großer Freude.
Der Umstand, dass auch an Neubauten Schwalbennester möglich sind, veranlasste den NABU-Kreisverband Calau, der Familie Beesk eine Plakette für ihr Engagement im Schwalbenschutz zu vergeben. Bernd Elsner übergab diese und eine Urkunde kürzlich an die Radduscher Familie. Zwei weitere Plaketten bekamen Norbert Guder in Lübbenau und Martina Wagner in Koßwig. Bernd Elsner: „Wir würden uns freuen, wenn noch mehr Eigenheimbesitzer so denken würden, Menschen, die der Natur den Raum geben, den es braucht, damit es uns allen letztlich besser geht!“
Peter Becker, 19.07.22
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