Die „blühenden Landschaften“ sind zwar in ihrer Begrifflichkeit ein wenig überstrapaziert, doch treffen sie beim Blühstreifen-Projekt mehr als deutlich zu. Die Klasse 4a des Vetschauer Schulzentrums Albert Schweitzer reiste am Mittwoch nach Raddusch an, um entlang der Radduscher Kahnfahrt genau diese Landschaften zu schaffen. In enger Zusammenarbeit mit dem Wasser- und Bodenverband Oberland Calau, dem Biosphärenreservat und dem Landesamt für Umwelt und mit fachlicher Unterstützung durch das Unternehmen Nagola Re wurden eintausend Quadratmeter entlang des Fließgewässers und am Kossateich vorbereitet. Die Radduscher SPREEAKADEMIE übernimmt dabei die inhaltliche und organisatorische Projektleitung, Träger ist die Stadt Vetschau.
Nach einer Einweisung in der Radduscher Sport- und Kulturscheune gingen die Schülerinnen und Schüler, begleitet von ihren Lehrerinnen und zwei Muttis, den nicht gerade kurzen Weg in Richtung Kaupen, um in Höhe des ehemaligen Pumpwerks den schon umgebrochenen Streifen für die Aussaat vorzubereiten. So richtig in der Erde wühlen, und das mit „offiziellem Auftrag“, war so ganz nach dem Geschmack der zumeist Zehnjährigen. Jede Wurzel, jeder Stein und mancher Unrat wurden aus der Erde geholt. Nach dem Abharken war es dann endlich soweit, dass der Samen in die nun gut vorbereitete Fläche eingebracht werden konnte. Die torfig-humose Erde verfügt über eine meist ausreichende Feuchtigkeit, sodass mit einem guten Aufwachsen und Gedeihen der Blühpflanzen zu rechnen ist.
Sebastian Zoepp von der SPREEAKADEMIE sagt zum Projekt: „Die heutige Aktion findet im Rahmen des Bundeswettbewerbs Naturstadt statt. Hier hatte sich die Stadt Vetschau im Jahr 2020 mit der Projektidee „Blühende Gewässerläufe“ erfolgreich beworben. Ziel des Modellprojektes ist es, zu erproben, wie entlang von bewirtschafteten Gewässerläufen im Spreewald Blühflächen für Insekten angelegt werden können“. Diese ohnehin meist sich selbst überlassen Flächen weisen einen eher monotonen Charakter auf, mit nur wenig Artenreichtum und kaum blühenden Pflanzen, die zudem noch turnusmäßig abgemäht werden müssen. Das Abmähen geschieht zwar zukünftig auch noch und ist auch nötig, aber nur einmal im Jahr. Mit dem Modellprojekt soll eine Handreichung für andere geschaffen werden, die an ihren Gewässerrändern ähnlich verfahren möchten.
Mit viel Eifer ist Martha Graf bei der Sache. Ohne Scheu buddelt sie Wurzeln mit den Händen aus. „Ich mache das für die Schmetterlinge“, sagt sie ohne groß von der Arbeit aufzublicken. „In unserem Garten nutzen wir auch jede Ecke für die Insekten. In der Schule bin ich in der Natur-AG und habe schon viel über Zusammenhänge in der Umwelt erfahren“, ergänzt sie noch. Die Jungs helfen beim Abtransport der schweren Eimer. Raphael Schapp, ein Radduscher, ist ebenfalls mit viel Eifer dabei: „Ich bin gespannt, wie das mal hier aussehen wird! Mit dem Fahrrad werde ich das mal ab und zu kontrollieren und dann daran denken, dass ich hier mitgearbeitet habe!“
In der Radduscher Ortslage befinden sich schon seit dem Vorjahr einige Blühstreifen, besonders am Ortsausgang Richtung Slawenburg, weitere sollen folgen, wenn erste Erfahrungen vorliegen.
Peter Becker, 06.04.22
https://www.wettbewerb-naturstadt.de/zukunftsprojekte/vetschau.html
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