Sechs Schubkarren für die Burger Kirche

Jährlicher Höhepunkt: das Burger Ostersingen vor und in der Kirche

Jörg Schombel ist so etwas wie der Burger Kirchenheizer. Steht Gottesdienst an und sind die Außentemperaturen wenig angenehm, kommt er oder ein anderer aus der Heizergruppe zum Einsatz. „Ich heize schon am Sonnabendabend vor und lege sonntags um fünf Uhr noch einmal ordentlich nach“, berichtet er über seine Arbeit, die er im Auftrag des Gemeindekirchenrates ehrenamtlich ausübt. „Insgesamt können schon mal sechs Schubkarren Holz am Wochenende in den Ofen wandern“, ergänzt er noch. 

Die Burger Kirche bekam 1912 eine Niederdruckdampfheizung eingebaut – die modernste Heizung seiner Zeit: Heißer Dampf strömt durch Rohre ins Kirchenschiff und von dort zurück. Kondensiertes Wasser lief problemlos über das Gefälle zurück zum Ofen. Dies ist besonders unter dem Aspekt wichtig, dass Kirchen in der Regel -bis auf die Gottesdienste- nicht beheizt werden. Ein Einfrieren der Heizung ist in dieser Zeit nicht möglich, da sich kein Wasser in den Rohren befindet. Andreas Plotzky, ein Heizungsbauer, schaut hin und wieder hin, ob die nun schon 110 Jahre alte Heizung noch intakt ist.

Das Brennholz kommt aus dem kircheneigenen Wald, der etwa 2,5 Hektar groß ist und sich entlang des Leinewebers in der Nähe der Bastianschleuse befindet. Jährlich im Winter lädt der Kirchenrat zum großen Brennholzmachen ein und meist kommen sehr viele, um zu helfen. Allen voran die aktiven Kirchenmitglieder, aber auch Mitglieder von Angelvereinen, Feuerwehrmitglieder und Burgerinnen und Burger, Christen und Nichtchristen, alle eint der Wille, sich für die Gemeinde und ihre Kulturstätten einzubringen. Ganz vorn dabei die Jugend, der Bläserkreis und der Kinderkirchenchor.

„Viele Hände schnelles Ende“ galt auch an diesem sonnigen Februartag. Manche kamen mit Kindern, die mit viel Spaß bei der Sache waren. „Endlich darf man mal was richtig kaputt machen“, sagte Felix Lehmann, der mit dem Hammer auf einen Spaltkeil eindrosch. Siegbert Budischin gab Hilfestellung, nahm aber dann doch selbst den Hammer in die Hand, „damit nichts passiert“. 

Motorsägen dröhnten, Bäume krachten im Viertelstundentakt auf die Erde. Siegbert Budischin, der gemeinsam mit Hans-Ulrich Müller die Fällarbeiten koordiniert: „Wir fällen natürlich nicht wahllos, wir schauen uns die Bäume an, besonders die schon arg zur Seite neigenden, die in dem sumpfigen Boden nicht mehr lange Halt finden werden. Und dann müssen wir noch die zerlegen, die der letzte Sturm ohnehin schon gefällt hat“. Marcel Bülow, Vorsitzender des Gemeindekirchenrates ergänzt noch, „dass auch eine Verkehrssicherungspflicht besteht, besonders hier am Radweg entlang des Leinwebers“. Wie zur Bestätigung fiel in dem Moment eine Esche genau über den Weg in Richtung Fließ. Dies war allerdings gewollt, denn der Baum hatte bereits eine bedenkliche Neigung. Dank reichlich vorhandener Technik zog David Netzker mit seinem Traktor den Baum von Fließ und Weg weg.

Nach wenigen Stunden waren einige Hänger voll Holz und konnten zur Kirche gefahren werden. Es war auch Zeit für eine Pause und ein kräftiges Mahl. Dafür hatte Bürgermeister Hans-Jürgen Dreger höchst selbst gesorgt: Der gelernte Koch hatte in seinem Fahrradanhänger Thermokübel mit dampfendem Gulasch und Buletten. „Sägen ist nicht mein Ding, aber kochen. So kann ich mich auch in diese wichtige Aktion einbringen“, erzählt er, während er gemeinsam mit Siegbert Budischin die Bierzeltgarnitur aufstellt. Das zum Aufwärmen gedachte Feuer prasselte zwar angenehm, wurde aber kaum beachtet. Manche Männer hatten sogar Schweißperlen auf der Stirn, die wärmende Wattejacke wurde schon kurz nach Arbeitsbeginn auf einem Stubben geparkt.

Peter Becker, 12.02.22

Über Peter Becker 359 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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