Streuobstwiese Stradow – ohne Obst

Die Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald hatte zum großen Ernteeinsatz eingeladen, etwa 20 Helfer waren gekommen – nur zu ernten gab es nichts, fast nichts. Lediglich der „Rote Boskoop“, Patenbaum des Vetschauer Bündnis-Grünen Winfried Böhmer, machte eine Ausnahme und zeigte sich mit schmackhaften Früchten. „Schließlich kümmere mich um ihn schon sechs Jahre, da kann er sich schon mal erkenntlich zeigen“, so der sichtlich erfreute Böhmer über seinen Ausnahmebaum.

Fast alle der 118 Bäume auf der Stradower Streuobstwiese haben inzwischen Baumpaten, nur noch wenige sind für eine drei Jahre dauernde Patenschaft zu haben. Für 90 EUR darf sich der Pate oder die Patin auf leckeres Obst freuen, wobei es in diesem Jahr lediglich bei der Vorfreude blieb – die Natur hat halt ihre eigenen Gesetze und lässt mal die Bäume vor Last sich biegen und in manchen Jahren gönnt sie ihnen eine Pause. „Unseren Paten ist eine sichere Obsteinnahmequelle ohnehin nicht so wichtig, sie wollen lieber einen Beitrag für den Umweltschutz leisten“, erklärt Holger Bartsch, Stiftungsvorsitzender.

Die anreisenden Helfer waren natürlich schon darüber informiert, dass Säcke und Körben daheimbleiben konnten, viel zu oft waren sie im Laufe des Jahres bei „ihrem Baum“ und konnten sehen, dass diesmal nichts reifen wird. Weder „Kaiser Wilhelm“, „Schöner Boskoop“ noch die „Gräfin von Paris“ oder welchen blumigen Namen die 50 Apfelsorten dort tragen, konnten überzeugen.

Dennoch waren die Paten zum Treff gekommen, schließlich gab es Pflegemaßnahmen durchzuführen, der Bewuchs unter den Bäumen musste entfernt werden – und man hatte diesmal reichlich Zeit und Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch bei Kaffee, Kuchen und Bratwurst.

Aus Märkische Heide waren Doris Bischof und Helmut Duwe gekommen, sie vertraten die Brandenburger Staatskanzleiministerin Kathrin Schneider, die ebenfalls Baumpatin ist. Steuerberaterin Marita Enke freute sich über genau zwei Äpfel, Vetschaus Bürgermeister Bengt Kanzler half anderen mit Harke und Gabel, sein Baum pausierte ebenfalls.

Danny Wedekind, REWE-Geschäftsführer in Vetschau: „Bei der Recherche im Internet bin ich auf die Streuobstwiese in Stradow aufmerksam geworden. Gerade die Mischkultur dort ist auch für die Artenvielfalt der Insekten äußerst wichtig, sodass ich mich entschieden habe, für verschiedene Baumarten Pate zu sein. Eine tolle Sache ist auch die Spreewälder Wiesenaktie, welche bei der Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald erhältlich ist. Gerade haben wir hierfür Aktien erworben“. 

Michael Petschick vom Vorstand der Spreewaldstiftung über die Ziele der Stiftung: „Wir unterhalten etwa 25 Hektar im Biosphärenreservat, darunter auch solche Kleinflächen wie an den Lehder Garagen, die von den Junior-Rangern gepflegt werden. Günstig wäre es, wenn sich Einrichtungen und Gewerbebetriebe um zusammenhängende Flächen bewerben und diese dann auch selbst bewirtschaften und pflegen würden, damit uns die Kosten nicht über den Kopf wachsen“. Petschick koordiniert unter anderem auch die Flächenbereitstellung für Ausgleichsmaßnahmen: „Erst kürzlich haben wir im Hafen Neu Zauche sechs Linden gepflanzt – eine Auflage, die das Land im Rahmen einer Schleusensanierung am Nordumfluter auferlegt bekommen hatte“.

Die Stiftung hat nicht nur Streuobstwiesen im Blick, sondern auch die Erhaltung und Pflege der gesamten Kulturlandschaft. „Mit dem Erwerb einer Wiesenaktie kann sich jeder in die Erhaltung und Pflege unserer einmaligen Landschaft einbringen“, sagt der ehemalige Landrat und heutige Stiftungsvorsitzende Holger Bartsch.

Am Ende des Tages gingen die Helfer, mangels Arbeit gut ausgeruht, wieder nach Hause. Sie nahmen die Hoffnung auf ein gutes Erntejahr 2022 mit, an mangelnder Pflege soll es dann jedenfalls nicht  gelegen haben – wenn die Natur widererwarten nochmals ihre Laune ausspielen sollte.

Baumpate werden? Wiesenaktie erwerben? -> https://www.spreewaldstiftung.de/startseite

Peter Becker, 08.10.21

Über Peter Becker 389 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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