Alfred Ullmann – ein Leben für Albert Schweitzer

Ein Nachruf von Matthias Nevoigt vom Albert-Schweitzer-Freundeskreis der Niederlausitz

5. August 2017: Anlass des Treffens in Vetschau war die Ehrung des Cottbuser Ehepaares Alfred und Ingeborg Ullmann. Beide erhielten die Ehrenmitgliedschaft im internationalen Albert-Schweitzer-Komitee (AISL). Präsident Christoph Wyss (Schweiz) übergab die Urkunde.

Kurz vor Vollendung seines 92. Lebensjahres verstarb am 10. Juli 2021der Begründer des Albert-Schweitzer-Freundeskreises der Niederlausitz und engagierte Humanist.

Geboren am 08. August 1929, wurde Alfred Ullmann als 16jähriger vom sowjetischen Geheimdienst unter dem Vorwand der Mitgliedschaft bei den Wehrwölfen verhaftet und in das berüchtigte Speziallager Nr. 1 in Mühlberg verbracht. Später überführte man ihn nach Buchenwald. Fast fünf Jahre verbrachte er unschuldig in diesen Lagern. Fünf verlorene Jahre wie er selbst berichtete.

In Buchenwald bekam er durch einen Mithäftling erstmals Kontakt und Kenntnis über das Werk des Humanisten und Ethikers Albert Schweitzer. Diese neue Erfahrung und sein christlicher Glaube ließen Allfred Ullmann die schweren Jahre überstehen – und Schweitzer sollte ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen!

In der DDR durfte er nicht über seine Zeit in den Lagern sprechen, galt sogar als vorbestraft und ihm wurden Steine bei seiner beruflichen Entwicklung in den Weg gelegt. Aber mit der ihm eigenen Energie, Ehrgeiz und Durchsetzungskraft schaffte er, inzwischen mit seiner Ehefrau Inge nach Cottbus übergesiedelt, sein Fernstudium und wurde leitender Mitarbeiter bei der Energieversorgung.

Seit den sechziger jahren engagierte sich Alfred Ullmann für die Bewahrung und Verbreitung des geistigen Werkes Albert Schweitzers. Mit Ideenreichtum und auch List konnte er die DDR-Oberen davon überzeugen, dass die Ehrung des großen  Humanisten und Friedensnobelpreisträgers Albert Schweitzer dem Ansehen der DDR nützlich ist. So konnte der Freundeskreis bereits 1980 in Cottbus gegründet werden. Gemeinsam mit anderen Schweitzerfreunden wurden u.a. Vorträge in Arbeitskollektiven gehalten.

Nach der Wende betrieb Alfred Ullmann aktiv seine Rehabilitation für seine Haftjahre. Er half auch vielen anderen ehmaligen Häftlingen, die wie er unbegründet in den Lagern einsaßen oder deportiert wurden, um wenigstens etwas entschädigt zu werden.

Für sein Wirken im Sinne Schweitzers wurde Alfred Ullmann im Jahr 2003 mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt.

In den 90gern begründete er gemeinsam mit dem Konservatorium Cottbus die langjährige Tradition der Benefizkonzerte für Lambaréné unter der Schirmherrschaft des damaligen OB Waldemar Kleinschmidt. Diese Tradition lebt bis heute unter der jetzigen Schirmherrschaft des MdL Prof. Dr. Schirack fort.

Nicht zu vergessen ist Alfred Ullmanns Mitwirken im Albert-Schweitzer-Komitee. Auch an der Errichtung einer Stiftung Albert-Schweitzer – Gedenk- und Begegnungsstätte in Weimar war er maßgeblich beteiligt und hat in seiner Funktion als Vorsitzender von 1992 – 2001 unzählige Fördermittel eingeworben. Im August 2017 wurde er und seine Ehefrau Inge zu Ehrenmitgliedern der Internationalen Albert-Schweitzer-Vereinigung ernannt. 

Bis zu seinem Tode hat sich Alfred Ullmann mit Albert Schweitzer befasst. Er verfasste Broschüren zu verschiedenen Themen und hielt immer aktiv Kontakt zum Freundeskreis und nach Weimar. Seine gesamte umfangreiche Sammlung über Schweitzer hat Alfred Ullmann als Vermächtnis 2013 dem Albert-Schweitzer-Schulzentrum Vetschau übergeben.

Alfred Ullmann sagte über sein Leben:“ Ich danke, dass mir und meiner lieben Frau Albert Schweitzer immer ein Lebensinhalt ist und war.“

Wir verlieren mit Alfred Ullmann einen wichtigen Initiator und Berater, um das Werk Schweitzers an die nächsten Generationen weiterzugeben.

Über Peter Becker 361 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

1 Kommentar

  1. Das Hospital von Albert Schweitzer stand in Lambaréné. Bitte Schreibweise korrigieren. Ansonsten ist es ein interessanter Artikel und was will man mehr, wenn eine Initiative, nach dem eigenen Tod fortlebt. So hat Alfred Ullmann auch etwas Geschichte geschrieben.

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