Seit 2012 legt das Lübbenauer Spreewaldmuseum Zeugnis von einer Technikepoche im Spreewald ab: Begonnen 1846 mit einer Pferdebahn, endete 1970 die eisenbahntechnische Erschließung des östlichen Spreewaldraums mit der Einstellung des Dampfbetriebs. Eine der letzten Lokomotiven, die 99 5703 steht als technisches Denkmal im Museum.
Im Lübbenauer Spreewaldmuseum steht seit dem 31. März 2012 und für die Öffentlichkeit bestens einsehbar die Schmalspurlok 99 5703 (Hersteller: Hohenzollern AG, Bj. 1897). Dafür wurde ein Extra-Anbau geschaffen, um dem technischen Denkmal einen verdienten und würdigen Platz zu geben. Doch was war nach Stilllegung der Spreewaldbahn 1970 geschehen? Bis zum letzten Standort im Museum sollten noch über 40 Jahre vergehen …
Dem damaligen Museumsdirektor Gerhard Krüger war es sehr wichtig, Spreewaldtypisches für die Nachwelt zu bewahren, etwa im Freilandmuseum Lehde. Für sein Verständnis gehörte dazu auch die Spreewaldbahn, die das Leben der Spreewälder maßgeblich über Generationen bestimmte. Allerdings hört man heute immer noch Stimmen, die sagen, dass Lübbenau, welches nie am Kleinbahnnetz angeschlossen war, die Bahn nicht „verdient“ hätte. Hätte es nicht solche Enthusiasten wie den Musemsdirektor und sehr rührige Eisenbahner gegeben, gäbe es heute kein bedeutendes Zeugnis mehr – die 99 5703 wäre den Weg der anderen Loks gegangen: entweder noch eine Zeit auf anderen Kleinbahnstrecken fern des Spreewalds zu fahren oder auf dem Schrottplatz zu landen. Diesem Gegenargument haben auch die Kritiker nichts entgegenzusetzen.
Mit Mühe gelang es Gerhard Krüger, auf dem Lübbenauer Schlossparkgelände eine Halle errichten zu lassen, in der 1973 Lok und ein Begleitwagen unterkamen. Der Transport erfolgte von Straupitz nach Lübbenau mit einem Tieflader. Damals war im Schloss (1944 enteignet und Eigentum der Stadt Lübbenau) das Spreewaldmuseum untergebracht, der Aufstellung der Museums-Bahntechnik stand demzufolge nichts entgegen. Als 1992 die rechtmäßigen Schlossbesitzer, die gräfliche Familie zu Lynar, ihre Immobilie wieder rückübertragen bekommen hatte und Hotelpläne bekannt machte, musste das Museum weichen. Es bezog die Räumlichkeiten im ehemaligen Kreisgerichtsgebäude, im Torbogenhaus.
Lübbenauer Bahnbetriebswerker um Willi Richter opferten 1974 zahlreiche Freizeitstunden, um die Lok 99 5703 in einen ansehnlichen Zustand zu bringen. Denn nach ihrer letzten Fahrt anlässlich der Gleisrückbauarbeiten im Sommer 1970, wurde sie in Straupitz so abgestellt, als wenn sie am nächsten Tag wieder angeheizt hätte werden müssen.
„Die Eisenbahner vom Lokfahrdienst Bahnbetriebswerk (Bw) Lübbenau waren bereit, die notwendigen Instandsetzungsarbeiten zu leisten. Willi Richter, der damalige Leiter einer Dienstplangemeinschaft, leistete bei seinen Kollegen Überzeugungsarbeit. Immerhin opferten sie für die Auffrischungsarbeiten an der Lok und dem Wagen ihre Freizeit. Sogar das Wasser musste noch aus dem Lokkessel abgelassen werden. Die Feuerbuchse mit Aschkasten sowie die Rauchkammer wurden gründlich gereinigt. Anschließend wurden alle Bauteile am Lokkessel abgebaut, gereinigt und für einen Neuanstrich vorbereitet. Auch die Blechverkleidung wurde entfernt, um ebenfalls die Innenseite vom Rost zu befreien.“[1]
Mit einem Tieflader wurden die Lok und der Gepäckwagen vom Lübbenauer Schlosspark ins Torbogenhaus befördert, wo beide Fahrzeuge seit dieser Zeit ihren wohl endgültigen und würdigen Platz gefunden haben – im Museum.
Peter Becker, 28.01.2021
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Ich sehe das alles Positiv, die Loks gehören zu unserer Geschichte, aber richtig schöne Fahrradwege wie wir sie JETZT haben, sind für uns Förderlicher ! Schötzi