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Gastronomiestart im Hotel Radduscher Hafen

Wohlfühl-Gastronomie geht sicher anders: Keine Tischdecken, keine Salz- und Pfefferstreuer auf dem Tisch, möglichst den Besuch anmelden, dann platziert werden und schließlich auch noch die persönlichen Daten hinterlassen. Dies sind neben den geforderten Abstands- und sonstigen Hygieneregelungen nur ein paar Einschränkungen, die vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) zur Wiedereröffnung der Gastronomie erlassen wurden. Die wichtigste ist die Einhaltung des Mindestabstandes in der Gaststätte, Fremde dürfen sich nicht näher als ein Meter fünfzig kommen, was breite Gänge und großen Tischabstand erfordert.

Torsten Seidel beim Studium der Vorschriften

Nach acht Schließungswochen hat Torsten Seidel, Inhaber des Hotels Radduscher Hafen wieder etwas Hoffnung, doch noch Einnahmen verbuchen zu können. „Lieber eine halbe Gaststätte als gar keine“, ist seine Meinung. Er durfte zwar das zum Restaurant gehörende Hotel für Geschäftsreisende offenhalten, nur kamen kaum welche. Torsten Seidel: „Von meinen 32 Mitarbeitern habe ich noch 22 im Haus, sie konnten mit Kurzarbeit gehalten werden. Wir haben den Außerhausservice aufrechterhalten und Haushalte beliefert. Bei der Gelegenheit danke ich allen Bestellern von Vetschau über Calau bis Lübbenau!“

Finanzielle Unterstützung hat der Hotelchef zwar bekommen, ist sich aber nicht sicher, ob er alles oder Teile davon irgendwann zurückzahlen muss. Die Richtlinien wurden mehrfach geändert. Selbst das Kurzarbeitergeld muss er erst mal verauslagen, die Sozialbeiträge muss er für seine Angestellten pünktlich überweisen.

„Eigentlich habe ich mir am Anfang der Schließung Hoffnung auf Ausfallausgleich gemacht, denn mit der Geschäftsgründung 2002 habe ich eine ‚Versicherung wegen Betriebsschließung aus Infektionsschutzgründen‘ abgeschlossen. Doch die Versicherungssumme deckt nur den Gastronomiebereich und wird höchstens für zwei Monate gezahlt. Noch nicht einmal die in 18 Jahren gezahlten Beiträge habe durch diese Versicherung kompensieren können“, erzählt ein sichtlich enttäuschter Torsten Seidel. Selbst wenn am 26. Mai auch der Hotelbetrieb wieder startet, kann der nur mit höchstens 60 Prozent Auslastung gefahren werden, denn das Gastronomieangebot muss zur Hotelkapazität passen. „Die Lage am Radduscher Naturhafen bringt mir sicher irgendwann Vorteile, denn wenn die Vorhersagen stimmen, werden viele ihren Urlaub in Deutschland verbringen – und der Spreewald ist ein Zugmagnet“, sagt Torsten Seidel, der dennoch keine Prognose wagt, wo er sich und sein Unternehmen am Jahresende sieht.

Peter Becker, 12.05.2020

Über Peter Becker 359 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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