„Beginne jeden Tag mit einem Lächeln!“ Dieser Spruch in ihrem ASB-Büro ist nicht nur irgendwie angepinnt, sondern dauerhaft auf die Wand aufgetragen. Und wer Bettina Schulz näher kennt, weiß, dass sie es auch so lebt. Lächeln und lachen sind ihre Wegbegleiter.
Als Arbeiterkind 1963 in Lübbenau geboren und aufgewachsen, legte sie eine Lehre als Textilreinigungsfacharbeiterin ab. Anschließend absolvierte sie ein Studium in der gleichen Fachdisziplin und arbeitete als Schichtleiterin in der Lübbenauer Textilreinigung. Als der Arbeiter-Samariter-Bund 1996 in der Neustadt ein Altenheim errichtete, bewarb sie sich und bekam sofort eine Zusage. Hier ist sie seit dieser Zeit für Wäscherei und Hauswirtschaft zuständig – so lautet jedenfalls ihre Arbeitsplatzbeschreibung.
In der Praxis sieht es etwas anders aus, denn immer wieder gibt es Engpässe, Krankheits- und Urlaubstage des Pflegeheims wirbeln jeden Dienstplan nahezu regelmäßig durcheinander. „Die Arbeit muss doch gemacht werden, tagtäglich müssen unsere Heimbewohner versorgt werden. Die sollen von unseren Problemen eigentlich gar nichts mitbekommen“, erzählt Bettina Schulz, die von ihrem näheren Umfeld eigentlich nur „Betty“ genannt wird. Und so springt sie ein, wo sie gebraucht wird, übernimmt Aufgaben anderer und stellt eigene Ansprüche hintenan. Bettina Schulz: „Ich mag es nicht, wenn immer nur gesagt wird, was alles nicht geht, was geändert werden müsste, aber niemand die Initiative ergreift!“ Sie lebt ihren Mitarbeitern und ihrem Umfeld vor, wie sie sich eine Welt des Mit- und Füreinander vorstellt.
Diese Einstellung zum Leben prägt sie auch im privaten Umfeld. Als der Traditionsverein „Rubisko“ 1998 gegründet wurde, war sie eines der Gründungsmitglieder. „Dabei ist mir die Spreewälder Geschichte und Tradition nicht in die Wiege gelegt worden. Ich bin da einfach so reingewachsen“, beschreibt sie ihre Motivation zur Mitarbeit. Schon vorher, 1991, wurde sie Mitglied im Karnevalsverein und ist mit ihrem Ehemann Sven als Prinzenpaar in die damalige Saison gestartet. Als Schatzmeisterin blieb sie noch 20 Jahre im Vorstand.
Sven Schulz und sein Vater, Bettys Schwiegervater, waren es dann auch, die sie zur Mitarbeit beim Motosportclub Lübbenau bewegen konnten – natürlich wieder im Vorstand und wieder als Schatzmeisterin. Sie übernimmt gern Verantwortung, braucht aber auch ihre Spielräume. „In einem starren Rahmen kann ich mich nicht bewegen, ich brauche ‚Luft‘ um mich rum“, sagt Bettina Schulz.
Wie das gemeint ist, kann der Besucher beispielsweise bei der „Lehder Kriminacht“ erleben. Spreewaldmuseum, Großer Hafen und der Rubisko-Verein organisieren dann eine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Schauspieler und Akteure des Vereins zeigen auf humorvolle Weise das Leben früher. Es gibt Texte und Proben, aber Bettina Schulz ist ein Improvisationstalent, ihr reicht der Text als Gestaltungsvorlage: Als „Betty Hopka“ ist sie ständig auf der Suche nach ihrem Ehemann, der lieber Kneipenbesuche als Stallarbeit vorzieht. Deren lautstarken Disput honorieren die Besucher der Veranstaltung immer besonders gern.
Ausgleich zu ihrer Tätigkeit, der beruflichen wie der gesellschaftlichen, findet sie auf ihrem alten Bauernhof in Schlabendorf. Hier ist ihr privater Lebensmittelpunkt, hier wuchsen die beiden Söhne auf, hier findet sie auch manchmal die nötige Ruhe („viel zu selten!“). Der Hof von Sven und Bettina Schulze ähnelt eher einem Museum. Während Gatte Sven werkelt und alte Fahrräder sammelt und ausstellt, zieht es Bettina in ihre Kammer. In aller Ruhe fertigt sie hier Gestecke aus den verschiedensten Materialien. Bettina Schulz: „Man braucht ja immer mal ein Geschenk, immer mal ist Geburtstag oder schon wieder Weihnachten!“ Dabei kann sie sich auf sich konzentrieren, ihr kommen dabei die besten Ideen, beruflich wie für ihre Vereinsarbeit. Nach der Arbeit huscht dann doch noch ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht – der neue Tag kann kommen!
Peter Becker, 04.01.20