Vorab: Wir, meine Frau und ich, haben das Land nicht mit Rucksack und Isomatte bereist, wir haben es auch nicht wie Pauschaltouristen besucht, wir wurden nicht von Hotspot zu Hotspot dirigiert. In unserem Alter bevorzugt man eher solide Unterkünfte und einigermaßen geregelte Mahlzeiten. Der Kompromiss daher: Eine Individualreise, von einer Agentur zusammengestellt nach unseren Wünschen, mit Fahrer und Guide vor Ort. Im Juni 2019 ging es dann nach einjähriger Vorbereitung für drei Wochen nach Russland! Wir bereisten Moskau, Irkutsk, den Baikal mit der Insel Olchon, Ulan-Ude und deren angrenzenden Gebiete.
Von den gefühlt 1000 Fotos hier 100 zur Ansicht:
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Berlin Schönefeld: Der kleine und in die Jahre gekommene Flughafen hat den Vorteil der Übersichtlichkeit, das Gate ist schnell gefunden, der Check-Inn bei Aeroflott problemlos, weil schon daheim erledigt. Die ersten russischen Worte an Bord aktivieren unser Schul-Russischwissen – es wurde in den folgenden Wochen immer besser. Es ist schon von großem Vorteil, wenn man Kyrillisch lesen kann, zumal viele Wörter im öffentlichen Raum internationalisiert sind!
Moskau-Scheremetjewo: Ein riesiger Flughafen mit mehreren Terminals nimmt uns auf. Etwas barsch wirkende Servicekräfte dirigieren uns an den richtigen Einreiseschalter (der richtige Stempel muss es schon sein, schließlich muss man überall seinen Pass vorzeigen, selbst beim Einstieg in die Transsib). Nach einigem Suchen ist der Kontakt zu unserer Agenturmitarbeiterin gefunden, sie setzt uns in ein Taxi und im Schritttempo geht es durch die zahlreichen Staus ins Stadtzentrum zum Hotel. Erster prägender Eindruck: Die Autofahrer nehmen es sehr gelassen, auch wenn mal einer etwas vorschnell die Spur wechselt und die „Vorfahrt“ schnippelt. Manch deutscher Autofahrer hätte längst den Finger an der Stirn! So bleibt Zeit, die Stadt zu bestaunen, die Menschen zu beobachten und ein paar Worte mit dem Fahrer zu wechseln.
In der Nähe des Arbat, der Kunst- und Bummelmeile, ist dann auch das Hotel gefunden. Unser Fahrer hatte das Ziel über sein Smartpone (mit dem er nebenbei immer mal während der Fahrt auf der sechspurigen und dicht gefüllten Zubringerstraße telefonierte) gefunden. Wir aber glauben das nicht, denn es wirkt wie eine „Billigabsteige“. Sollten wir derart von unserer Agentur gelinkt worden sein, sodass wir immer nur das Billigste angeboten bekommen werden? Zweifel tauchen auf, wie wird das wohl weitergehen? Das Zimmer selbst war dann recht ordentlich eingerichtet, wenn auch ziemlich spartanisch. Frühstück auf dem Zimmer, im Bett. Anders ging es auch nicht, denn das „Hotel“ verfügte nur über wenige Zimmer. Restaurant oder Frühstücksraum – eine Fehlanzeige. Frühstück im Bett klingt gut und nobel, aber wenn es Graupen mit Kaninchenbraten ist …!?
Peter, unser lokaler Guide, holt uns pünktlich am nächsten Tag mit dem Auto ab und zeigt uns seine Stadt. Über die zahlreichen Kathedralen und Kirchen erfahren wir viel – und vergessen es sogleich. Als überzeugte Atheisten interessiert uns eigentlich nur der kulturgeschichtliche Hintergrund, weniger der orthodoxe Glauben. Woher kommt nach über 80 Jahren Sowjetunion der Glauben an etwas Überirdisches, Schicksalhaftes? Hat das was mit der duldsamen russischen Seele zu tun, mit dem Ertragen eines „von oben“ verordneten Lebens? Peter meint, dass der Glauben zwar offiziell verschwunden war, in den Familien wurde er jedoch oft weiter zelebriert.
Der Abend gehört wieder uns allein und dem nahen Arbat. Zumeist junge Russen, darunter modisch aufgehübschte Russinnen, lassen sich hier sehen und wollen gesehen werden. Straßenkünstler zeigen ihr Können, vom Porträtmaler bis zum Artisten, vom Straßenredner bis zur Rockband – jeder möchte irgendwie auf sich aufmerksam machen. Meist durch Können, weniger durch Tattoos, unmögliches Outfit und Benehmen oder Fettleibigkeit – wie aus manchen deutschen Großstädten in Erinnerung. Was auffällt: Es geht sehr harmonisch zu, keine grölenden Betrunkenen, alles ausgesprochen friedlich. Wo sind sie denn, die Wodka-Trinker, was ist los mit dem Klischee? Peter sagt uns am nächsten Tag, dass es inzwischen unschicklich ist, in der Öffentlichkeit zu trinken. Und überhaupt spiele der Alkohol keine große Rolle mehr in der modernen Gesellschaft. Er sollte Recht behalten, nur ganz selten kamen wir damit in Kontakt. Meist nur, weil die Russen denken, was die Ausländer über Russen denken und uns zum Mittag einen Kräuter-Wodka hinstellten. Aus Höflichkeit nippten wir auch mal…
Das GUM… das berühmte Kaufhaus am Roten Platz zieht nach wie vor die Kaufwilligen an, aber beim Willen bleibt es meist: Preise wie in Paris, aber nur wenige können sich das leisten. Und reiche Russinnen. Die lassen vorfahren und ihrem Benz-Fahrer die Tüten tragen. Überhaupt ist der Kommerz allerorten präsent, aber das wundert eher den Moskaubesucher aus der Provinz. Dort ist der Kapitalismus noch nicht in voller Wucht angekommen, wie wir später in Sibirien sehen werden. Und so dürfen „Indianer“ auf dem Roten Platz ihren Trödel verkaufen, „Kosakinnen“ mit hohen Mützen, aber kurzem Rock, lassen sich gegen Entgelt fotografieren, Souvenirverkäufer machen mit Sowjet-Devotionalien Umsatz. Peter nimmt uns mit in die Klosteranlage Sergejev Possad nahe Moskau, zeigt uns später den Kreml und macht mit uns eine Schifffahrt auf der Moskwa.
Irkutsk: Nach fast sechs Stunden Flug setzt die Aeroflott-Boing (eine russische Airline fliegt mit amerikanischen Jets – wo sind sie geblieben, die TU’s, AN‘s und IL’s aus Sowjetzeiten?) auf dem kleinen Flughafen am Rande der Stadt auf. Im Anflug ist die mächtige Angara, der einzige Abfluss des Baikals, zu sehen, die sich im dicken Band durch die Stadt schlängelt, das hier noch durch den Zusammenfluss mit dem Irkut verstärkt wird. Es ist Abend geworden (eigentlich erst Mittag). Tatjana, eine gute Seele, wie sich bald herausstellen wird, empfängt uns mit ihrem japanischen Dienstwagen und bringt uns zum Hotel „Central“. Es heißt nicht nur so, sondern liegt auch so – mitten im Zentrum und nahe der Angara. Geprägt vom Moskauer Hinterhofhotel erwarten wir in Sibirien noch viel Schlimmeres. Doch das Gegenteil trat ein: Ein hochmodernes Hotel mit allem Schick nimmt uns auf. Doch in der Nacht, in der wir wegen der Zeitverschiebung ohnehin kaum Schlaf fanden, hielt uns zusätzlich das Klappern der Dachrinne im Wind vom Schlaf ab. Also Handy raus, Video mit den Klappergeräuschen aufnehmen und an der Rezeption zeigen. „Es tut uns furchtbar leid, wir bekommen auch so schnell keinen Dachdecker – wären Sie mit einem Umzug in eines unserer Appartements einverstanden?“ Und ob!
Tatjana übergibt uns eine russische SIM-Karte. Das ist eine geniale Idee, somit haben wir unkompliziert und auch kostenlos ständig Kontakt zur „Chefin“, wie sie von den anderen Reiseleiterinnen in der Folge genannt wird. Wir erhalten SMS-Nachrichten mit dem konkreten Tagesprogramm und bekommen bei unseren Fragen sofort eine Antwort. Diese Art „Fernsteuerung“ ist uns sehr willkommen, sie verschafft Sicherheit. Tatjana schickt uns am nächsten Tag ihre Kollegin Elena. Die Deutsch-Dozentin am Irkutsker Hochschulinstitut zeigt uns ihre Stadt, die Leninstraße und die Karl-Marx-Straße. Was es mit den Dekabristen[1] auf sich hat, erfahren wir im örtlichen Museum. Eine Stadt, die stolz auf Verbannte ist? Die Adligen, besonders deren Frauen, haben viel für die Entwicklung der Stadt getan, sie brachten europäisches Flair und Denkweise in die Stadt, die sich durch Zobelfelle eines immer besser werdenden Wohlstands erfreute. Zahlreiche ehemalige Kaufmannshäuser zeugen noch heute vom einstigen Reichtum. „Paris des Ostens“ sollte die Stadt bald genannt werden. Leider ist dieser Charme ein wenig in die Jahre gekommen, obwohl hier und da nachgebessert wird. Blickpunkt und beliebtes Fotomotiv, besonders bei den zahlreichen chinesischen Touristen, ist das Denkmal des „Babr“. Ein überdimensionaler sibirischer Tiger hält einen Zobel in seinen Fängen – beides Synonyme für Sibirien. Elena erweist sich als sehr kundige Führerin, sie nennt uns auch Lokale, in denen wir gut essen können. Preiswert ist es ohnehin, zumindest für uns Europäer. Russen sieht man selten in den Lokalen, dafür eher Chinesen.
Das Angara-Ufer ist Flaniermeile für Pärchen und Irkutsker, die den Pärchen zusehen. Angler geben sich redlich Mühe, aber zumeist bleiben sie ohne Erfolg. Das glasklare Wasser des Baikals, welches der Fluss mit sich trägt, ist vielleicht kein besonderes Angelgewässer, zumal die Strömung sehr stark ist. Auf dem angrenzenden Ehrenhain marschieren Schüler in Uniform auf und beziehen Posten an der Ewigen Flamme, die zu Ehren der Toten lodert. Sibirier ließen im fernen Europa ihr Leben, um es vom Faschismus zu befreien. Auf einer riesigen Fläche stehen die Namen der Gefallenen, Beklemmung kommt auf. Obwohl unschuldig an der Schuld unserer Väter, lastet so etwas wie Geschichtsschuld auf den Schultern, gepaart mit der Erkenntnis, dass sich so etwas niemals wiederholen darf – die Verantwortung der jetzt Lebenden! In solchen Momenten, in solcher Umgebung, fällt es uns schwer, uns als Deutsche zu outen.
Ablenkung bietet die Fahrt entlang der alten Baikalstrecke der Transsib. Von Irkutsk soll es nach Listwjanka gehen, da wissen wir noch nicht, dass es eine „kombinierte“ Bahn-Schiff-Reise werden wird. Zunächst sitzen wir in einem der beiden Waggons, gezogen von zwei alten Dampflokomotiven. Mit uns reist eine große russische Reisegruppe. Deren Leiterin ist mit Megaphon ausgerüstet und erklärt stundenlang auf Russisch – was auch immer. Einerseits der schöne Blick auf den Baikal, andererseits unsere zugedröhnten Ohren. Bei den Stopps und Ausstiegs entlang der Strecke nimmt sie ihr Beschallungsgerät mit, die Gruppe folgt ihr kollektiv. Für uns eine Gelegenheit, für eine kurze Zeit die Stille am Ufer des Baikals zu suchen und ihn auf uns wirken zu lassen. Der größte See der Erde nimmt uns gefangen, das Blau des Himmels und das glasklare Wasser erzeugen Wirkung. Die Lufttemperatur von knapp 30 Grad lässt den Gedanken reifen, wenigstens mal die Füße im See zu baden. Gesagt getan – und genauso schnell wieder raus aus dem Wasser. Später erfahren wir, dass es fünf Grad hat und noch vor wenigen Tagen die letzten Eisschollen gesichtet wurden. Nach weiteren Stopps und nach acht Stunden Fahrt entlang der Felsenküste mit unzähligen Tunneln dann die Ankunft in Port Baikal. Listwjanka, unser Tagesziel, liegt überm Wasser, der hier sehr breiten Angara, die an dieser Stelle den Baikal verlässt. Kleine Boote setzen uns über. Abenteuerlich der Einstieg und garantiert nichts für schwache Nerven und für Sicherheitsbewusste: Die Boote fahren mit dem Bug an das hohe Ufer und über eine Art Steg, kaputt und löchrig, kommt der Reisende an Bord. Glücklicherweise sollen unsere Koffer schon von Hotel zu Hotel unterwegs sein – Tatjana hat das für uns organisiert. Aber ob das geklappt hat…? Wir werden sehen. Am anderen Ufer erwartet uns Pawel, ein junger Mann mit einem ziemlich alten Auto. Die Windschutzscheibe hat tausend Sprünge, auch ansonsten ist nicht viel ganz am Fahrzeug, das zudem ein Rechtslenker ist. Wir erfahren später von Galina, unserer örtlichen Führerin, dass in Sibirien fast jedes zweite Auto ein Rechtslenker ist. Sie kamen mal in den Neunzigern als günstige Japanimporte über Wladiwostok ins Land. Ein Versuch der Behörden sie zu verbieten, endete im Sturm der Entrüstung. (Es muss schon viel passieren, wenn die duldsamen Russen auf die Barrikade gehen. Eine Wegnahme ihrer Autos zählt mit Sicherheit dazu.)
Das Hotel erweist sich als gut (Moskau steckt noch in den Knochen…) – und tatsächlich stehen in der Lobby unsere Koffer! Das Zimmer ist gut und ruhig, bis nebenan eine chinesische Familie einzieht. Die Wände sind dünn und wir werden wieder mal beschallt, tagsüber war es Russisch, abends und zum Beginn der Nacht Chinesisch. Überhaupt: die Russen scheinen etwas lauter zu sein, als wir es gewöhnt sind. Und die Chinesen ohnehin. Das mag auch an der für uns unverständlichen Sprache liegen. Zur besten Schlafenszeit kommt dann doch noch die Faust zum Einsatz. Das gegen die Wand donnern schafft dann endlich Ruhe!
„Mittagessen bei einer russischen Familie“ steht heute auf unserem Programm. Dazu fahren wir mit den uns schon vom Übersetzen über die Angara bekannten Booten etwa zwei Stunden am Ufer des Baikal entlang, nach Bolschij Koty. Das Dörflein ist nur über das Wasser erreichbar, im Winter übers Eis. Dann fahren auch mal die großen Lkw mit Baumaterial und anderen sperrigen Dingen, die die Boote nicht transportieren können, übers Eis ins Dorf. Heute zeigt sich der Baikal von seiner unangenehmen Seite: Hohe Wellen lassen die Nussschale ordentlich schaukeln, die Aussicht auf ein leckeres Mittagessen tritt bei manchen völlig in Hintergrund und bewirkt das Gegenteil. Mit uns reisen noch 32 andere Touristen, wie sich herausstellt mit dem gleichen Ziel, der „russischen Familie“. Dicht gedrängt nahmen wir die drei Gänge zu uns, immer mal auf den Nachbarn Rücksicht nehmend, wenn der zu einer Schüssel greifen wollte. Die Familie hatte wohl erweitert und auf der Terrasse Platz geschaffen – je mehr Gäste gleichzeitig, desto rentabler mag wohl die Überlegung gewesen sein.
Ein Verdauungsspaziergang in die Taiga folgt. Die Gruppe verliert sich in alle Richtungen und wir genießen die Stille, den Duft des Waldes und registrieren die zahlreich blühenden Pflanzen, die überall aus dem Boden sprießen. Riesige Ameisenhügel säumen den Pfad, manche sind zerstört. „Das war Mischka, der Bär!“, erklärt uns ein zufällig vorbeikommender Dorfbewohner. „Und wenn Bär kommt, laut sprechen und nicht fortlaufen!“ bekommen wir dann noch mit auf den Weg in die immer dichter werdende Taiga. Irgendwie haben wir nicht mehr so die richtige Motivation und brechen ab. Ursprünglich wollten wir die Zeit für einen ausgedehnten Spaziergang nutzen. „Den können wir auch rings ums Dorf machen“ lautet unsere Planänderung. Niemand spricht aus, woran er denkt. Später erfahren wir, dass Bären und Wölfe immer mal ins Dorf kommen und vertrieben werden müssen. Das Dorf hat auch einen kleinen Laden, ein „Magasin“. Die korpulente Dame am Verkaufstisch erklärt uns, den im Moment einzigen Kunden, dass sie jetzt Pause habe und mampft einen Kuchen. Russische Mentalität: ich habe Macht und sei sie noch so klein!
Die Rückfahrt mit der „Raketa“, dem Tragflächenboot geht schnell und ruhig – kein Vergleich zur vormittäglichen Schaukelei. Abends besuchen wir den „Schamanen“, eine wohl angesagte Gaststätte in Listwjanka. Vom Schamanismus ist im Inneren nichts zu sehen, dafür ein kunterbuntes Sammelsurium von allen möglichen und unmöglichen Gegenständen, vom Plastikfisch bis zur Weltkarte. Das Essen ist bestellt – und wir treffen unsere Begleitung vom Tag wieder, die alle restlichen Plätze belegt. Doch diesmal ist Raum für alle, die Bedienung flott.
Galina holt uns nach dem Frühstück zu einer Besichtigung des Baikal-Instituts ab. Beim Frühstück waren wir zeitgleich mit gefühlt 100 Chinesen am Buffet, die sehr ausgehungert schienen. Aber das Personal war aufmerksam und legte ständig nach. Im Institut erfahren wir viel über die See-Geologie und – Biologie, bewundern die Fische und Robben im riesigen Aquarium. Im U-Boot „tauchen“ wir auf den Seegrund. Der Omul, der typische Baikalfisch, schwimmt vor unseren Augen. Galina erzählt, dass die Bestände stark dezimiert sind und der Fang „eigentlich“ verboten ist. Eigentlich? Auf dem Markt nebenan hat fast jeder Händler den Fisch im Angebot, wenn auch etwas versteckt. Galina erklärt mit einem Lächeln auf unsere Nachfrage zu dem „Eigentlich“: „Ach wissen Sie, in Russland ist alles erlaubt, was verboten ist!“ Diesen Spruch werden wir später immer mal wieder hören, etwa in einem Museumsdorf, in dem Fotografieren verboten ist (warum auch immer). Wir schließen den Tag mit einem Besuch auf einem Berg an der Angara ab. Ein Lift bringt uns hoch und beschert eine abenteuerliche Aussicht auf den Baikal und der hier abgehenden Angara. Zahlreiche Hoffnungsfähnchen flattern an Bäumen und Ästen im Wind. „Das ist Schamanenkult“, erfahren wir von Galina, die uns einen Einblick in das kulturelle Leben der Ewenken und Burjaten, den Baikalanliegern, gibt. Und wir hören die schöne Geschichte von der Entstehung der Felsgruppe: „Einst wollte Väterchen Baikal seine Tochter Angara nicht an den Jenissei, ihren Bräutigam, verlieren und warf einen großen Stein in den Fluss, um deren Flucht zu verhindern – leider vergeblich.“
Am nächsten Morgen holt uns Pawel ab und bringt uns zur Insel Olchon[2]. Das sind gute 400 Kilometer Fahrt auf sibirischen Landstraßen, zumeist nur notdürftig reparierten. Nach dem Übersetzen mit der Fähre auf die Insel ist auch damit Schluss. Nun liegen 40 Kilometer Sandweg vor uns, wir werden ordentlich durchgeschüttelt, der Magen auf Belastbarkeit getestet. Was auffällt: Auf der Insel sind die wenigen Felder eingezäunt, um die freilaufenden Pferde und Kühe abzuhalten – in Europa ist es genau umgekehrt. In der „Vila Malina“, gelegen in der Inselhauptstadt Khozhyr (1200 Einwohner), nahe den berühmten Schamanenfelsen, werden wir empfangen – und mit uns eine große Gruppe chinesischer Touristen. Warum bloß tragen einige Mundschutz? Die Luft ist glasklar wie das Wasser des Baikals…
Grigori nimmt Kontakt zu uns auf, gemeinsam planen wir den Inselausflug für den nächsten Tag. Von dem im Programm vorgesehen Besuch der Nordspitze rät er uns ab („zu viele Touristen, Chinesen…“) und empfiehlt uns eher in Richtung Süden zu fahren. Eine goldrichtige Entscheidung: Außer Erdhörnchen, Auerhähnen und den überall freilaufenden Kühen und Pferden treffen wir auf keine weiteren Lebewesen. Die Fahrt geht über „Partisanenwege“ (O-Ton Grigori) auf und ab, wir werden ordentlich durchgeschüttelt, bekommen aber reichlich Pausen zum Durchatmen und Fotografieren bei bester Aussicht über die Insel Olchon (die größte der 30 Baikalinseln). Grigori unterhält uns im besten Deutsch mit seinen „unglaublich wahren Geschichten“, wie er sie nennt, über das Leben und über das Schamanentum auf der Insel. Wie sehr er selbst die Natur und besonders die Einstellung zum Leben wertschätzt, bekomme ich in einer kleinen Episode zu spüren: Als sich eine Mücke (die gefühlt einzige in den drei Wochen!) in meinen Arm bohrt und ich sie instinktiv flach klatsche, bekomme ich zu hören, dass man sie ja auch hätte „wegjagen“ können…
Ganz oben, an der südöstlichen Steilküste wird die Aussicht fast schon kitschig schön. Uns fallen die Bilder von Caspar David Friedrich ein, der ähnliche Motive auf der Insel Rügen gefunden hat. Wir genießen es ausgiebig, während Grigori alles auspackt, was seine Frau fürs Picknick eingepackt hat. Mehrere Lagen Decken schützen unser Picknick auf der Wiese gegen die überall vorkommenden Zecken, und wir genießen das liebevoll vorbereitete Essen: Lachs auf Saurer Sahne, dicke Kuchenstücke mit sibirischen Beerenobst belegt – und natürlich Tee, gewonnen aus den Pflanzen der Taiga. Nach dem Ausflug bedanken wir uns bei seiner Frau und decken uns in ihrer Verkaufsjurte mit Tee ein. Für den nächsten Tag, laut Programm Freizeit, buchen wir bei Grigori seine Trekkingräder.
Trekkingräder… etwas anderes kommt bei den Sandwegen ohnehin nicht infrage. Wir machen uns auf in Richtung Norden, die Wege werden immer schmaler, bis sie ganz aufhören. Da die Richtung stimmt (der Smartphone-Kompass erweist sich erstmals als nützlich) schieben wir die Räder durch den Wald bis zu einem nächsten einigermaßen befahrbaren Weg. Ziemlich ausgepumpt erreichen wir ein kleines Dorf und können uns im „Magasin“ stärken. Die Berge (eher Hügel, aber wegen des Sandes ziemlich bergig vorkommend) liegen hinter uns, vor uns wieder die Küste. Mehr Lust auf weitere Touren haben wir nicht, das Wasser zieht uns an. (Tatjana wird uns später in Irkutsk fragen, wie das so war, als die Taiga mit uns Rad gefahren ist …) Ein einsamer Küstenabschnitt, keine Menschenseele weit und breit -außer ein paar Malern, die sich der Landschaft widmen. Ein Versuch einer Kontaktaufnahme scheitert, der Künstler wendet sich ab und lässt erkennen, dass er seine Ruhe will („stört mir meine Kreise nicht!“).
Der frühe Morgen und der späte Abend gehört den Schamanenfelsen. Im Sonnenuntergang wirkt er besonders mystisch – wir genießen den Moment, neben uns auch einige Russen, die sich niederlassen und ihre melancholische Seele bedienen. Die mit bunten Bändern bestückten Holzsäulen ragen in den rot-blauen Abendhimmel und verstärken die mystische Szenerie. Bis es laut wird: Eine Drohne eines chinesischen Touristen umschwirrt die Felsengruppe und lenkt jegliche Besinnlichkeit fort. Am Zugang zur Felsengruppe steht in Russisch und Englisch, dass hier keine Drohnen fliegen dürfen – aber eben nicht in Chinesisch. Da wird wohl bald nachgerüstet werden müssen… Aber wie war das noch mal? „In Russland ist erlaubt, was verboten ist…!“
Grigori hat uns angeboten, am nächsten Tag mit ihm nach Irkutsk zu fahren, er hätte dort was zu erledigen. Dankend nehmen wir das Angebot an, wir ersparen uns dadurch die Marschrutka, den Kleinbus, vielleicht mit Koffern auf dem Schoß – und dass bei den schlechten Wegen! Das frühe Aufstehen nehmen wir gern in Kauf, das vom Hotel versprochene Lunchpaket wurde allerdings nicht geliefert. Grigori donnert mit uns über die noch leeren Sandpisten, erreicht die erste Fähre und erst danach macht er eine Pause, damit wir unseren Frühstückshunger in einer Raststätte stillen können. Den Kaufbeleg will er später an die „Villa Malina“ schicken… zielsicher liefert er uns am Hotel ab, wir werden schon erwartet und können problemlos einchecken – Tatjana war wieder mal im Hintergrund tätig gewesen. Der restliche Tag gehört uns. Meine Frau ist zutiefst beeindruckt vom „Modequartal“, einem hochmodernen Shoppingcenter, der den gewohnten europäischen Einrichtungen voll entspricht. Nur die Preise sind deutlich günstiger, und es gibt die gleichen bekannten Marken.
Vorher besuchen wir noch mit Galina das Freilichtmuseum Talzy (Fotografieren verboten…!) und eine russische Familie. Die Hausherrin bewirtet uns mit Hausgebackenem, der Ehemann zeigt uns sein Privatmuseum mit Hausrat, Kunst und Technik aus Sowjetzeiten. Auf seinen Orden „Veteran der Arbeit“ ist er besonders stolz, der kommt zu Festtagen ans Jackett. In den langen sibirischen Wintern werkelt er am Haus oder schafft aus Plastikbehältern Sinnvolles. So manche Flasche, so mancher Behälter wird umfunktioniert und erlebt als Blumentopf oder Dekorationselement ein neues Leben. Recycling auf Sibirisch!
Abends holt uns Tatjana im Hotel ab und bringt uns zum Irkutsker Bahnhof, zum Nachtzug nach Ulan- Ude[3], der Hauptstadt Burjatiens. Ihr Tipp, aus zwei Koffern einen zu machen und einen im Hotel zu lassen, erweist sich als goldrichtig. Wir hatten voraussehend ein Viererabteil für uns zur alleinigen Nutzung gebucht. Was wäre, wenn noch zwei andere Reisende mit ihrem Gepäck mit im Abteil gewesen wären? Der Einstieg offenbart wieder ein Stück russische Mentalität. Die Schlafwagenschaffnerin, es gibt für jeden Waggon eine, kontrolliert mit strenger Miene unsere Pässe und Tickets. Sie erlaubt uns einzusteigen, aber „bystro“, der Zug fährt gleich ab. Im Zug taut sie etwas auf, besonders nachdem wir bei ihr eingekauft haben. Wir bekommen Bettwäsche (schön in Folie eingeschweißt) und werden am Morgen von ihr freundlich geweckt: „Konec, Ulan-Ude!“ Das Wecken hätte sich ohnehin erübrigt, denn an Schlaf war kaum zu denken. Die Strecke ist marode, es rumpelt gewaltig. Die Waggons stammen aus früheren Sowjetzeiten. Mehr als 100 Kilometer pro Stunde sind da nicht drin.
Und wieder funktioniert etwas, womit wir nicht gerechnet haben: Am Sonntag in aller Frühe, um 5 Uhr, steht ein freundlich blickender Herr mit unserem Namensschild in der Hand direkt vor unserer Waggontür. Er bringt uns mit seinem Auto ins Hotel, zum Frühstück. Hotel? Oh je, Ulan-Ude… Doch die Überraschung ist perfekt: Ein Appartement im 6. Stock mit Blick über die Stadt bis zur Selenga, alles ist blitzsauber und großzügig gehalten. Frühstück ist im 14. Stock, mit noch besserer Sicht über die Stadt. Im Foyer wartet später Lena, eine burjatische Dozentin des Linguistischen Instituts. Sie fährt mit uns nach Ivolginsk, einem Kloster unweit von Ulan-Ude.
Lena ist gläubige Buddhistin und versucht uns zu vermitteln, dass unsere atheistische Weltanschauung gar nicht so weit von Buddhas Lehren entfernt ist. Ganz können wir ihr dennoch nicht folgen, besonders nicht in dem Punkt, dass die Mönche den ganzen Tag beten müssen, damit die Welt erhalten bleibt und die Wünsche der Einzelnen erfüllt werden. Mein Hinweis, dass die wohlgenährten und offensichtlich kräftigen Männer doch lieber auf der Baustelle nebenan, wo sich zwei schmächtige Burjaten abmühen, helfen könnten, statt zu beten, kommt nicht gut an. Wir haben uns dennoch letztlich gut verstanden, weil wir das Verbindende, die Glaubensfreiheit, über alles stellen. Nachmittags zeigt sie uns noch ihre Stadt, die wie Irkutsk einst vom Reichtum der Fell- und Tee- und Gewürzhändler lebte. Dem örtlichen Theater wohnen wir bei einer öffentlichen Probe bei. Es liegt unweit des riesigen Lenin-Denkmals, der angeblich größten Porträtbüste der Welt. Erstaunlich, wie viele Russen diese kostenlose Gelegenheit an der Probe teilzunehmen, ebenfalls nutzen – Kunst und Kultur scheinen immer noch bei den Menschen sehr verwurzelt zu sein, ähnlich früherer Zeiten.
Nach dem Frühstück erwartet uns Vera und fährt mit uns in ein Dorf der Altgläubigen[4]. Wir bekommen vom Ortsgeistlichen eine Einführung in die Geschichte der russisch-orthodoxen Kirche. Nach einer kleinen Kollekte dürfen wir sogar Fotos mit ihm machen. Bei einer Familie (wieder ist ein Essen bei einer „russischen Familie“ geplant) bekommen wir ein Viergang-Menü – unschaffbar! Niemand verübelt die Rückgabe der Speisen. Wie schon in Bolschij Koty ist auch hier der Kommerz eingekehrt. Die „Stube“ bietet Platz für etwa 100 Gäste, glücklicherweise waren wir anfangs allein, später kam noch eine ehemaliges russisches Arbeitskollektiv hinzu. Die hatten ein Folklore-Programm gebucht: „Traditionelle russische Hochzeit“. Wir dürfen bleiben und zusehen, wie bei den Altgläubigen eine Hochzeit vorbereitet wird – und dürfen zum Schluss sogar mittanzen.
Den Abend verbringen wir noch einmal allein in der Hauptstadt Burjatiens[5], bevor wir früh mit dem Zug zurück nach Irkutsk fahren. Diesmal haben wir für die Tagfahrt kein Abteil für uns allein gebucht – und bekommen eins für uns allein, denn es gibt auch Zweier-Kabinen in jedem Waggon. In Irkutsk erwartet uns unsere treue Seele Tatjana. Sie bringt uns für eine kurze Nacht ins Hotel, um uns am Sonntag in aller Frühe, um 3:30 Uhr zum Flughafen zu bringen. Diesmal hat das sogar mit dem Lunchpaket geklappt, welches bis Berlin reichte. Berlin-Schönefeld… welch ärmlicher Flughafen, abgewirtschaftet, nicht gerade sehr sauber. Was mögen bloß die mit uns gereisten Russen denken, manche kommen das erste Mal nach Deutschland und sehen sich ganz bestimmt in ihren Erwartungen enttäuscht. Sie haben zuvor die hochmodernen und blitzsauberen Terminals von Scheremetjewo kennengelernt.
Versuch eines Fazits
Versuch deshalb, weil niemand dieses Land, auch nicht die näher besuchte Baikalregion, nach drei Wochen wirklich einschätzen kann. Was bleibt sind Momentaufnahmen, eher zufällig entstanden.
Kinder: Sie wirken sehr erzogen, fast schon erwachsen. Schulen und Kindergärten fallen im ansonsten angegrauten Stadtbild auf: sie wirken modern und frisch – offensichtlich wird viel für den Nachwuchs getan. Die Lehrer dagegen bekommen nur sehr geringe Gehälter, deren Arbeit dagegen nimmt zu. Wir haben von Klassenstärken von 30 bis 40 Kindern gehört.
Religion/Kirchen: Die Religion nimmt (wieder) einen großen Raum ein, besonders bei den Älteren. Die Jungen wenden sich eher ab, wie uns mehrere Reiseleiter bestätigten. Warum alle Kirchen so herausgeputzt sind, erfahren wir auch: Es sind Spenden, besonders von Oligarchen mit Heimatverbundenheit (vielleicht zur Gewissensberuhigung?)
Embargo: „Welches Embargo?“, fragen unsere Reiseleiter zurück. Die Lücken waren im Fernen Osten ohnehin nicht so deutlich zu spüren. Da wo sie auftraten, haben die Chinesen sie gefüllt, meist dazu noch mit billigeren Waren. Die eigene Wirtschaft wurde ebenfalls angekurbelt, das Embargo hat geholfen, besser dazustehen als vorher – so die Auffassung der stolzen Russen.
Sauberkeit und Ordnung: Hätten wir so nicht erwartet (die Vorurteile…), die Gehwege und Straßen werden ständig gereinigt, in Moskau sogar regelmäßig mit Wasser abgespült. Das eine oder andere Loch im Gehweg wird sicher bald repariert. Zumindest ist das kein Grund zum Absperren oder Schilderaufstellen. „Sieht doch jeder, dass hier was nicht stimmt und man aufpassen muss“, lautet die Botschaft. Im privaten Bereich sieht es etwas schlechter aus. Es gibt sehr viele baufällige Häuser, besonders in den Dörfern. Aber wo kein Geld ist, kann auch nichts gemacht werden!
Gesundheitswesen: Es ist wie zu Sowjetzeiten immer noch im Wesentlichen kostenlos. Dafür verdienen die Ärzte sehr wenig (zwischen 400 und 500 EUR im Monat)
Medien: Anders als von daheim gewohnt, gibt es überall ein funktionierendes Netz (zumindest in den Ortslagen, in denen wir uns aufhielten). In den Hotels ist Wi-Fi Standard. Unser Eindruck war, dass praktisch jeder Bürger im Besitz eines Smartphones sein muss, denn sie legten es kaum aus der Hand, Junge wie Alte.
Preise: Ein Preisvergleich hinkt naturgemäß, denn er bildet nur die eine Seite ab. Die Einkommen sind meist sehr niedrig. Benzin kostet beispielsweise 40 Cent, ein halber Liter Bier 3 EUR. Strom ist sehr billig, die Wasserkraftwerke der Angara liefern ihn zuverlässig.
Sprache: Fast überall wird auch Englisch gesprochen, Deutsch ist die absolute Ausnahme. Wie unsere Dozenten berichteten, möchte niemand mehr Germanistik studieren, Deutschland erscheint den angehenden Studenten als zu nichtig, zu bedeutungslos, für ihre Lebensplanungen.
Gastronomie: Sie ist erstaunlich gut entwickelt, es gibt (zumindest in den Großstädten) Spezialitätenrestaurants. Das Angebot ist reichlich und bezahlbar, nur bei Alkoholika kann es schnell teuer werden.
Einkaufen: In jedem noch so kleinem Dorf gibt es die Magazine. Das Angebot unterscheidet sich nicht von den bekannten europäischen Waren. Auffällig der hohe Personaleinsatz: In einer Fleischwarenabteilung eines Irkutsker Kaufhauses saßen(!) sechs Verkäuferinnen an etwa sechs Meter Ladentheke – und verkauften praktisch nichts. Ob sich der Aufwand noch lange lohnen wird?
Und die russische Seele? Sie ist bekannterweise schwer zu beschreiben, eher muss man an sie glauben. Die Menschen sind zurückhaltend, aber auch gewinnbar. Wer ihnen gegenüber Neugierde zeigt, sich für ihr Leben interessiert, wird sie als sehr freundlich und hilfsbereit erleben. Die berühmte Duldsamkeit dagegen scheint zu bröckeln. Immer öfter hört man, dass sie sich wehren und sich gegen Behörden und Staat zur Wehr zu setzen beginnen. In Sibirien findet auch noch so etwas wie „Sowjetunion“ statt. Hier gibt es noch die alten Straßenbezeichnungen, die Lenin- und Marx-Denkmäler wurde nicht geschliffen – Moskau und Putin sind weit. Sowjetische Errungenschaften werden bewahrt wo es geht. Je weiter weg von Moskau, desto mehr Sowjetunion steckt noch im Land – so unser Eindruck!
Wie wie auf die Idee gekommen sind, ausgerechnet nach Russland zu reisen? Russland ist uns in jeder(!) Hinsicht näher als Westeuropa oder Amerika. Wir verstehen die „Angst vor den Russen“ nicht, wir sehen mit Sorge die Truppenbewegungen der NATO in Osteuropa -wir wohnen nahe der polnischen Grenze- und wollten uns selbst ein Bild von den Menschen und ihrem Leben machen. Genährt wurde unsere Neugier von den emotional sehr ansprechenden Filmen des ZDF („Sternenflüstern“) und besonders den Büchern von Britta Wulf: „Das Rentier in der Küche“ und „Der Schamane lacht“ – die wir in Vorbereitung und während der Reise gelesen haben. Britta Wulf hat Emotionen geweckt, die jetzt als ausgeprägte Sympathien für das Land ihren Niederschlag gefunden haben!
[1] Die Dekabristen waren „adlige Revolutionäre“, vor allem Offiziere der russischen Armee, die am 14. Dezember/ 26. Dezember 1825 auf dem Platz vor Senat und Synode in Sankt Petersburg den Eid auf den neuen Zaren Nikolaus I. verweigerten und in der Folge nach Sibirien verbannt wurden.
[2] Olchon ist mit einer Fläche von 730 km² bei einer Länge von 72 km und einer durchschnittlichen Breite von 10 km (maximale Breite 13,7 km) die größte Insel des Baikalsees.
[3] Ulan-Ude ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Burjatien im südöstlichen Sibirien. Sie hat 404.426 Einwohner und ist das kulturelle, politische und wirtschaftliche Zentrum der Region.
[4] Altgläubige ist eine Bezeichnung für verschiedene christliche Richtungen und Gemeinschaften in Russland, die seit 1667 nicht mehr zur Russisch-Orthodoxen Kirche gehörten. Die Altgläubigen wandten sich gegen die Reformen des Patriarchen Nikon, der ab 1652 Texte und Riten der russisch-orthodoxen Gottesdienste reformierte.
[5] Burjatien ist etwa so groß wie Deutschland und hat ca. 1 Million Einwohner.
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