Die Sage vom Schwarzen Berg

Schwarzer Berg, Raddusch

In der Spreewaldgemeinde Raddusch, die unmittelbar am westlichen Rand des Oberspreewaldes liegt, gibt es inmitten der flachen Spreewaldlandschaft einen Höhenzug, der 65 Meter über dem Meeresspiegel gelegen, die gesamte Landschaft überragt.

Der Schwarze Berg von Raddusch

Er entstand in der Eiszeit und wird seit jeher im Volksmund der „Schwarze Berg“ genannt. Aber diese Bezeichnung scheint recht sonderbar zu sein, denn der gesamte Berg besteht aus weißem Sand. Dieser wurde unter anderem als Filterkies zum Bau der beiden Braunkohlenkraftwerke Lübbenau und Vetschau in den fünfziger und sechziger Jahren genutzt.

Zum etwas seltsamen Namen hat sich über Jahrhunderte die folgende Sage im Volksmund erhalten: Vor vielen, vielen Jahren soll hier am Rande des Spreewaldes ein böser Riese sein Unwesen getrieben haben. Er richtete in der Umgebung schwere Schäden an und vergrößerte die allerorts herrschende Not unter den hier lebenden Wenden. Keiner konnte gegen ihn etwas ausrichten. Angst und Schrecken herrschten unter der Bevölkerung.

Zu dieser Zeit kehrte ein junger Schneider aus Raddusch nach vielen Jahren der Wanderschaft wieder in die Heimat zurück. Schon unterwegs hatte der Schneider vom Treiben des Riesen gehört. Als er nun in die Nähe seines Heimatdorfes kam, begegnete er dem Riesen.

Der Schneider legte sich mit dem Riesen an und es kam zu einem heftigen Streit zwischen beiden. Aus der Siedlung kamen immer mehr Menschen zum Ort der Streithähne herbeigeeilt.

Der Schneider, der weite Wege im Flachland gewandert war und viel Sand in seinen Stiefeln hatte, glaubte, es mit dem Riesen aufnehmen zu können. Er sprach den Riesen frech an: „Du, Großer, wer bist du schon, der du die Menschen so viel Angst einjagst. Ich habe die ganze Welt gesehen, und nur der Sand, den ich in meinen Stiefeln habe, wird dir zeigen, wie gut ich die weite Welt kenne!“

Daraufhin begann der Riese lauthals zu lachen. Der Schneider aber glaubte, ihn überlisten zu können und drängte auf den Abschluss einer Wette. Er sprach: “Wer von uns beiden mehr Sand in den Stiefeln hat, der kann hier in der Gegend bleiben. Wer aber weniger Sand in den Stiefeln hat, muss die Gegend verlassen und sich eine neue Heimat suchen.“ Lächelnd stimmte der Riese der Wette zu.

Nun schüttete der Schneider seine Stiefel aus. Zwei kleine Häuflein weißen Sandes blieben auf dem Boden liegen. Der Riese brach in ein fürchterliches Gelächter aus, dass es dröhnte, als ob sich ein großes Gewitter austobte. Jetzt begann der schwerfällige Riese seine Stiefel auszuschütten.  Mühsam zerrte er seine Stiefel von den Füßen und sagte zum Schneider:

„Ich habe so viel Sand in meinen Stiefeln, dass ich dir ein Grab bereiten kann.“ Als der Schneider darüber nur lachte, wurde der Riese zornig. Er nahm einen Stiefel und schüttete ihn über dem Schneider aus, dann auch noch den anderen. In beiden Stiefeln war aber so viel Sand, dass der Schneider darunter begraben wurde. Der Riese lachte, dass es nur so durch den Spreewald schallte.

Der Schneider und der Riese

Die Menschen aber waren traurig und weinten bitterlich um den Schneider. In Gedenken an ihn, nannten sie den nun entstandenen Berg „Schwarzer Berg“.

Heute erfreut dieser Berg besonders die Kita-Kinder, da sie hier das ganze Jahr über an der frischen Luft sein können, Tier und Pflanzen beobachten und in den tiefen Senken Buden bauen und sich gut verstecken können. Wenn mal ordentlich Schnee gefallen ist, lässt es sich mit Schlitten und „Po-Rutscher“ ganz hervorragend und gefahrlos die Hänge hinuntergleiten.

Rodeln auf dem Schwarzen Berg

aufgeschrieben vom Ortschronisten Manfred Kliche

Über Peter Becker 396 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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