Kahnbiegen
Alles steht und liegt bereit: Drei Eimer Wasser, Holzleisten, ein feuchter Lappen, ein altes Blech und eine Handspritze, selbst gebaut. Zuvor schon hatte der Lehder Kahnbaumeister Karl Koal eine rechte und eine linke Kahnwand nebeneinander mit Zwingen fest verbunden und über der späteren Feuerstelle angebracht. Die sieben Meter sechzig langen Kiefernbohlen lagern dabei an ihrem vorderen Ende unter einem fest im Boden verankerten Eisen und schwingen frei. Am hinteren Ende halten Stützen die Seitenwände in einer aus Erfahrung bestimmten Lage. Beim Biegevorgang werden sie dann nach und nach gegen kleinere ausgetauscht, so dass die Krümmung am vorderen Ende immer größer wird. Es gibt keine Messgeräte, keine Lehren oder Formen – was es gibt, ist der reichliche Erfahrungsschatz des Kahnbauers. Karl Koal entzündet das Feuer gleich- und beidseitig in den luftig gestapelten Leisten und saugt die Handspritze voll Wasser. Damit spritzt aus der Hocke heraus immer abwechselnd ins Feuer und an die vom Feuer betroffenen Kahnseiten – nicht zu viel, nicht zu wenig. Er hält somit das Feuer unter Kontrolle und verhindert ein übergroßes Erhitzen oder gar Verkohlen des Holzes. Hier hilft ihm seine große Erfahrung, es ist der komplizierteste Vorgang beim Kahnbau. Wenn hier was schiefläuft, ist der Kahn nicht fertigstellbar, er ist „verbrannt“. „Jeder Kahnbauer hat diese Erfahrung in seinen Anfangsjahren gemacht und vielleicht sogar machen müssen“, erzählt Karl Koal zwischen den Spritzungen. „Je nach Natur des Holzes dauert der Biegevorgang zwischen einer halben und manchmal sogar ganzen Stunde“, ergänzt er noch. Karl Koal verwendet Kiefernholz aus der Schorfheide, weil es „schön gleichmäßig“ gewachsen ist. Nach etwa eineinhalb Jahren Lagerzeit kann es schon für den Kahnbau verwandt werden.
Tipp des Kahnbauers für eine lange Haltbarkeit: „Nur dünnschichtig lasieren, damit das Holz atmen kann. Manche Kahnbesitzer haben in der Absic
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