Günter Buchan – ein Leiper Original lebt nicht mehr

Netzstricker Günter Buchan

Am Freitag verstarb der Leiper Günter Buchan. Vielen war er als Netzstricker auf den Festen der Region bekannt, manchen eher als ehemaliger Wirt des Leiper Spreewaldhofs und als Fischer mit Leidenschaft.

Günter Buchan, Jahrgang 1943, kannte noch den Spreewald wie er hier ursprünglich war: Einziges Verkehrsmittel war in Leipe bis 1969 der Kahn. Auch Günter, der Letztgeborene von vier Söhnen, wurde mit und auf dem Kahn groß. Er musste oft die Reusen kontrollieren und neue Netze auslegen. An den langen Winterabenden wurden Körbe geflochten, Netze repariert oder gar neu gestrickt. Anfangs schaute er noch über die Schultern seines Vaters, später versuchte er sich schon allein und immer erfolgreicher in dieser traditionellen Kunst.
Günter Buchan erlernte den Beruf eines Landwirts, eines Spreewaldlandwirts. „Auf’s Acker kam man eben nur mit dem Kahn, den Mist musste man ebenso hinbringen wie das Futter zurück, die Kühe kamen so auf die Weide und zum Schlachter, oft war der Kahn, der 25 Zentner transportieren kann, über den Eichstrich beladen“, erzählte er manchmal über diese Zeit. Trotz der etwas anderen Bedingungen, musste auch in Leipe eine landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG), gegründet werden. „Mein Vater wurde Vorsitzender und ich sein angestellter Bauer – wir haben’s mit Humor genommen, zumal ohnehin bei mir berufliche Veränderungen anstanden, denn ich ging bald auf Montage zur Deutschen Reichsbahn, war eine Woche weg und eine Woche daheim.“

Mit der politischen Wende kam auch das Aus für seinen Bahnbaubetrieb. Im heimischen Leipe sollte der Bauernhof wiederbelebt werden, denn die inzwischen verstorbenen Eltern hatten ihm den Hof vererbt. Die Landwirtschaft im vereinten Deutschland verhieß nichts Gutes, die Familie beschloss daher, den sich deutlich abzeichnenden touristischen Aufschwung zu nutzen und in die Gästebetreuung zu investieren. „Vom Gast zum Wirt: Das war für mich ein weiter Weg. Das Bier an Fremde abzugeben und nicht selbst zu trinken, fiel schon schwer“, erzählte er immer wieder gern. Am Anfang stand ein mobiler Verkaufskiosk, später wurden Stallungen und Gelasse zum „Leiper Spreewaldhof“ ausgebaut. Günter Buchan war umtriebig genug, um seine Kenntnisse aus den Aushilfstätigkeiten und seine von Kindheit an erworbenen Fähigkeiten in den traditionellen Spreewaldgewerken geschäftsfördernd einzubringen. Ob mit Gurkeneinlegen im Sommer, mit Hausschlachtungen im Herbst oder mit Netze stricken im Winter – immer wieder zog er damit zahlreiche Schaulustige an, auch das Fernsehen wurde auf ihn aufmerksam.

Berühmt waren in seiner Gastwirtszeit die Maxi-Buletten: „Was soll ich machen, ich habe nun mal so große Hände“, gestand der Hobbykoch. Er war wohl auch einer der wenigen Gastwirte, der sich seinen Fisch direkt vor der Haustür, aus Grobla und Spree fing. Wegen einer Erkrankung musste ihm ein Bein amputiert werden, aber er nahm es ziemlich gelassen. Im Kahn sitzend zog es ihn immer wieder aufs Wasser zurück: „Draußen ziehen die Quappen vorbei, ich muss mir ein paar solcher Delikatessen fangen, und dann gibt’s Quappenleber!“ Den Leiper Spreewaldhof übergab er im Mai 2012 an seinen Nachfolger Torsten Goldmann.

Am 10. Februar 2017 verließen ihn seine Kräfte für immer. Sein Schicksal trug er stets mit bewundernswertem Humor, er hatte immer einen flotten Spruch parat und brachte seine Gäste zum Lachen. Den Spreewäldern und seiner Christa wird er fehlen – ein Original ist gegangen.

Peter Becker/peb1, 11.02.17

Über Peter Becker 368 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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