Zwischen den „O‘s“ – Waldhotel Eiche zwischen den Zeiten und auf neuem Kurs

Winter am Waldhotel Eiche

Geschäftsführer Thomas Eick vom Waldhotel Eiche: „Das eigentliche Tourismusgeschäft läuft zwischen Ostern und Oktober, also zwischen den „O‘s“. Zwischen Oktober und Ostern heißt es dann durchhalten!“ Anders als früher gehen die Mitarbeiter über den Winter nicht mehr in Kurzarbeit oder werden gar entlassen. „Ich lasse keinen mehr weg, meine 30 Leute bleiben auch in dieser Zeit in der Vollbeschäftigung – sonst sehe ich keinen mehr wieder. Ich muss mich schließlich auch der Sogwirkung meiner Mitbewerber, von Cottbus bis Berlin, erwehren!“ Thomas Eick ist seit über einem Jahr Geschäftsführer in dem zu Leipe gehörenden Hotel, welches viele zu Burg zuordnen. Per Straße ist es auch nur über Burg erreichbar, deshalb hat es auch eine Burger Postanschrift. Das Hotel liegt im äußersten Zipfel, im Dreikreiseeck. Hier stoßen die Grenzen des Oberspreewald-Lausitzkreises, des Spree-Neiße-Kreises und für des Landkreises Dahme-Spreewald zusammen. Das Gebäude in seinen heutigen Ausmaßen gibt es erst seit 1993. Vorher stand hier das vielen Älteren noch bekannte Gasthaus Eiche – eines wegen seiner abgeschiedenen Lage sehr beliebten Ausflugsziels. An seiner Attraktivität hat das Haus nicht eingebüßt, obwohl es auf dem ersten Blick ein wenig zu groß erscheint. Thomas Eick: „Genau darin, in seiner exponierten Lage mitten im Spreewald, steckt das Potenzial des Hauses. Wir vermarkten uns als Naturhotel mit ganz kurzen Wegen in den Spreewald-Urwald.“ Für den Geschäftsführer lag nichts näher als der Umstand, mit der Biosphärenreservatsverwaltung ins Gespräch zu kommen und eine Kooperation einzugehen. Seit Dezember 2016 darf sich das Haus „Biosphärenpartnerschaftshotel“ nennen, das erste seiner Art im inneren Spreewald. Hier schlägt die Geschichte mit einem kleinen Seitenhieb zurück: Um 1990 wollte die Biosphärenreservatverwaltung im benachbarten Forsthaus einen Stützpunkt schaffen, um Naturfreunden in direkte Nähe zum inneren Spreewald zu bringen. Als die Pläne vom Hotelbau in der Nachbarschaft bekannt wurden, zog sich die Biosphärenreservatsverwaltung zurück, weil das nun nicht mehr zum ursprünglichen Konzept von „Ruhe und Natur“ passte. Inzwischen hat sich die Urlauberklientel weitestgehend sortiert, immer mehr Gäste suchen die Ruhe in der Natur und möchten in die Ursprünglichkeit unseres Daseins eintauchen. Es ist praktisch eine Neuauflage des Konzepts, welches eigentlich im alten Forsthaus umgesetzt werden sollte.

Eugen Nowak, Leiter der Biosphärenreservatsverwaltung Spreewald: „Mit dem Waldhotel und der Lehder Hotelanlage Starick haben wir ein Pilotprojekt gestartet. Unser Ziel ist es, die Urlauber noch näher an Umweltthemen heranzubringen und sie zu sensibilisieren.“ „Für uns entstehen aus dieser Kooperation einige Pflichten“, berichtet Thomas Eick. „So werden wir überwiegend regionale Produkte mit der Dachmarke Spreewald verarbeiten, der Speisenproduktion hat nach strengen Umweltkriterien zu erfolgen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.“

Zur Vereinbarung gehört auch, dass den Urlaubern gezielte Programme angeboten werden sollen. In Christoph  Mertzig aus Doberlug-Kirchhain hat das Waldhotel einen Partner gefunden, der mit seinem „Wälder-für-Menschen-Programm“ den Gast greifbar nah in die Natur eintauchen lässt. Er isst sich mit ihnen förmlich durch den Wald, zeigt uralte Kräuter und lässt sie auch probieren – „Waldnaschereien“ nennt er das.

Wegen seiner abgeschiedenen Lage und eben besonders wegen seiner Größe hat sich das Waldhotel Eiche bei Hochzeitsgesellschaften eine feste Adresse gesichert. Thomas Eick: „Ganz im Sinne unsere Biosphärenreservatskooperation unterstützen wir deren Streuobstwiesenprogramm: Jedem Hochzeitspaar spendieren wir einen Obstbaum, der auf den umliegenden Wiesen vom Paar gepflanzt wird. Wir haben Platz für viele, viele Trauungen…!“

Zum Hotelkonzept gehört auch die Wiederbelebung der Traditionsfeste, denn nicht nur an Urlauber, auch an die Einheimischen soll gedacht werden. Mit den Backofenfesten (das nächste ist am 9. April) werden besonders die Burger, Leiper und Neuzaucher angesprochen, die mit Rad oder Kahn ankommen und frisches Brot, Blechkuchen und krachige Blasmusik genießen wollen.

Die seit 2004 bestehende Kooperation mit der Ringhotelkette wurde aufgeben. Das Hotel, welches der Vermögensverwaltungsgesellschaft mbH & Co.KG Nordenham gehört, steht nun auf eigenen Füßen. „Wir sind erwachsen geworden“, nennt Thomas Eick diesen Schritt.

 

Peter Becker/peb1, 25.01.17

s.a. Becker/Franke: Spreewald kulinarisch, Limosa 2015

 

Über Peter Becker 367 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

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