Das Ufer des Lehder Bürgerfließes ist dieser Tage um einen ansehnlichen Heuschober reicher geworden. Aus allen Richtungen einsehbar, ragt er mit seinem rundlichen goldgelben Heuaufbau aus dem Busch- und Wiesenlandschaft hervor.
Pünktlich zum 25. Lehder Dorf-Fest errichtete die Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald mit tatkräftiger Unterstützung auf ihren gepachteten Flächen nahe der Zeitzschleuse diese traditionelle Winterbevorratung. Mit dem Kahn und mit alten Gerätschaften wie Heugabel (3 Zinken!), handgefertigten Holzharken gewappnet, trifft man sich im Morgengrauen am Einsatzort. So eifrigen und traditionsbewussten Menschen wie Siegfried Stadelmayer, Günter Brandt, Michael Petschick, Peter Flinker und weiteren Helfern ist es zu verdanken, dass die historischen Arbeitsweisen der Spreewälder lebendig bleiben.
Beim Gedanken an die nachfolgenden Generationen ist den Männern die Besorgnis auf die Stirn geschrieben. Noch können sie Wissbegierige anleiten und sachgemäß ihren Erfahrungsschatz aus erster Hand weitergeben. Im Falle des traditionellen Schoberbaus achten sie strengstens auf die originalgetreuen Arbeitsabläufe. Da ist von Lonnen (mit der Harke vorgeformten Heupaketen) und Mücken (4 Eckpfeiler des Schobergerüstes) die Rede. Ständig wird die Genauigkeit der Schoberform in Augenschein genommen. Schließlich will man sich nicht nachsagen lassen, das Geschick für diese Arbeit reiche nicht aus. Schließlich wolle man nicht nur ein Kultursymbol zu Schauzwecken errichten, sondern das Winterfutter auch tatsächlich für das Vieh nutzen. Die glatte, stark abfallende Form und das dicht gepackte Heu garantieren Wetterfestigkeit, vor allem Nässeschutz. Das Regenwasser perlt entlang der Oberfläche ab. Sogar vor Windstößen ist er mit der richtigen Packtechnik geschützt. Routiniert und konzentriert wird Heuschicht für Heuschicht auf das erhöhte Holzgestell aufgetragen, das den Schober vor Hochwasser auf den Spreewaldwiesen schützen und für die richtige Belüftung sorgen soll. Günter Brandt arbeitet sich dabei im wahrsten Sinn des Wortes in die Höhe, gesichert nur von der Schoberstange, die er immer enger „umarmt“.
Die gepachteten Flächen der Bürgerstiftung gliedern sich ein in ein Ensemble weitläufiger Spreewaldwiesen. Seit geraumer Zeit versucht die Stiftung in Kooperation mit den Anteilseignern, den Käufern von „Wiesenaktien“ neue Sichtachsen auf Grünflächen zu schaffen und dem Wildwuchs an den Uferrändern entgegen zu wirken. Dem Besucher vom Wasserwege her, wieder ein eindrucksvoller Blick auf die Kulturlandschaft Spreewald ermöglicht werden. Doch der Zahn der Zeit nagt unwiderruflich am Erhalt historischer Kulturelemente, eben auch an den „spreewäld´schen Schoberstellen“.
Text: Sarah Plotzky – Praktikantin der Bürgerstiftung Kulturlandschaft Spreewald im Commerzbank Umweltpraktikum
Hinterlasse jetzt einen Kommentar