Mini-Haus für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen in Raddusch eingeweiht

Im Beisein des Brandenburger Umwelt- und Klimaschutzministers Axel Vogel wurde das erste Modellhaus für zukunftsfähiges Bauen und Wohnen des Landes in einer Radduscher Kleingartenanlage eingeweiht. Dieser auch als Tiny-House bekannt gewordene Bautyp bietet auf 24 Quadratmeter alles, was zum Wohnen gebraucht wird – und das ressourcenschonend. Die Energieversorgung erfolgt autark über das Solardach mit angeschlossenem Speicher, für Extremsituationen ist ein Stromanschluss vorhanden, um Energie hinzuzukaufen. Im Sommer wird auf einem Induktionsherd aus dem Batteriespeicher gekocht, für den Winter steht ein mit Holz befeuerter Herd zur Verfügung. Dieser Herd dient im Winter auch gleich als Heizung für das kleine Haus. Das ist mit seinen Massivholzwänden gut isoliert und wird dank der großen Fensterscheiben im Winter auch gut durch die Sonne erwärmt.

Architekt Michael Müller: „In Zusammenarbeit mit einem österreichischen Unternehmen haben wir deren patentierte tragenden Wände eingebaut, sie sind ohne Schrauben verbunden, Holzdübel geben den Halt. Die Außenwände sind mit salzimprägniertem Lärchenholz versehen worden, sie tragen zusätzlich zur Wärmedämmung bei“. Der Architekt und Projektleiter Christian Voss verweisen auf eine weitere Besonderheit dieses Mini-Hauses: es steht auf Schraubfundamenten. Große „Metallschrauben“ wurden etwa zwei Meter tief in die Erde verbracht, auf den „Köpfen“ liegen zwei Balken auf, die das Haus tragen. „Wir haben dadurch die Bodenversiegelung an der Stelle deutlich reduzieren können. Zudem haben wir Fundamentbeton gespart und so zur CO2-Einsparung beigetragen. Schließlich erzeugt die Fertigung von einer Tonne Beton auch eine Tonne CO2. Der größte Vorteil aber ist, dass das Haus problemlos mit Hilfe eines Kranes versetzt werden kann. Auch die Fundamente können wieder aus der Erde gedreht werden und es muss nichts entsorgt werden.“

Und weil Wasser sparen weltweit immer wichtiger wird, ist dieses Haus auch hierfür ein gutes Beispiel. Statt einem WC mit Wasserspülung ist hier eine Trenntoilette eingebaut. Bei zwei Personen pro Tag werden so gut 50 Liter Wasser gespart.  Auch in der Dusche sind wassersparende Armaturen verbaut. Statt der bei 20 Liter pro Minute, die die modernen Regenduschen benötigen, fließen hier nur fünf Liter kostbares Trinkwasser in den Abfluss. Das gesamte Abwasser wird zudem in einer Pflanzenkläranlage gereinigt und gelangt zusammen mit dem Regenwasser vom Dach in eine Zisterne. Von hier aus wird es dann als Gießwasser für die Gartenanlage genutzt.

Sebastian Zoepp von der Radduscher SPREEAKADEMIE ist Bauherr und Initiator dieses Projekts. Er hat dieses Haus bauen lassen, um es als Anschauungsobjekt für seine künftigen Bildungsangebote nutzen zu können. So finden schon am 30. Oktober 2021 die ersten Workshops statt, bei dem Interessierte viele praktische Anregungen zum „zukunftsfähigen Bauen und Wohnen“ bekommen können. Und natürlich soll dieses Haus auch

handlungsorientierte Impulse für die nachhaltige Kommunal- und Regionalentwicklung beim Strukturwandel in der Lausitz geben. Denn hier finden moderner Holzbau, erneuerbare Energien und ein integriertes Wasserkonzept zusammen, was für so manches invenstive Projekt in der Region wegweisend sein kann.

Die SPREEAKADEMIE arbeitet schon seit Jahren an entsprechenden Projekten im Bereich der Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung: Essbares Dorf, Blühstreifen oder Baumpflanzungen sind Beispiele dafür.

In seinem Grußwort bestätigte Minister Vogel genau diese ganzheitliche Vorgehensweise: „Mit einfachen überschaubaren Mitteln und Methoden besonders die jungen Leute für Umwelt- und Ökologiefragen mobilisieren, das muss das Ziel sein. Vielleicht bekommen wir dann auch wieder mehr Fachkräfte für den Gartenbau – wir suchen händeringend gärtnerischen Nachwuchs!“

Auch der Leiter des Biosphärenreservates Spreewald, Eugen Nowak, bestätigte diese Zielsetzung: „Hier sollen Kindergruppen Bildungsangebote erhalten, sich in der Natur betätigen und Zusammenhänge verstehen können. Leider ist die Bahnanbindung für Schulklassen durch den fehlenden Halt nicht gegeben. Der Lehr- und Gemeinschaftsgarten befindet sich nur wenige hundert Meter vom Radduscher Haltepunkt entfernt“.

Recht häufig werden die Radduscher Kinder zu Gast sein. Sie kennen schon den Garten von Anfang an, sie waren dabei, als Benjeshecken angelegt wurden und werden zukünftig, auch unter Anleitung der Naturwacht, Beete anlegen und Kompostierungsmöglichkeiten schaffen.

Vetschaus Bürgermeister Bengt Kanzler lobte in seiner Begrüßungsrede die Tätigkeit der SPREEAKADEMIE, die wichtige Akzente im Rahmen der nachhaltigen Kommunalentwicklung setzt. „Raddusch ist zu einem agilen Dorf geworden, immer mehr Menschen erkennen der Wert dieses lokal verankerten Akteurs und wissen ihn zu schätzen“.

Nach den offiziellen Begrüßungsworten bestand Gelegenheit zum Besichtigen des Hauses. Allerdings war das nur auf Socken erlaubt, um den frischen Holzfußboden zu schonen – da musste auch der Minister die Schuhe vor der Tür stehenlassen!

Peter Becker, 15.09.21

Über Peter Becker 361 Artikel
Jahrgang 1948, Diplomlehrer, Freier Journalist und Fotograf

2 Kommentare

  1. Hallo, Kollegen, interessante Ansätze, gut, das es gemacht wird, aber nichts Neues, mir ist zu viel Holz im Terrassenbereich verbaut, da sollte man die Natur nicht so extrem überbauen, weniger ist mehr, also mehr Pflanzen, mehr Blumen, um in der Sonne morgens sein Frühstück einzunehmen oder auch sonst dort zu verweilen, bedarf es nicht diese übermäßige Versiegelung, sonst ganz gut; Kosten: was wird materialmäßig verbaut?

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